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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mageren Rücken gegen Linnets. »Sie ist wirklich eiskalt, nicht, Ma?«
    »Das ist sie, Lonnie«, flüsterte Agnes. Ihr Herz barst fast — so stolz war sie auf ihren Sohn.

7
    Langsam schlug Linnet die Augen auf. Agnes stand gebeugt am Feuer und rührte in einem großen schwarzen Topf, aus dem ein köstlicher Geruch aufstieg. Sie drehte sich um und lächelte Linnet zu.
    »Schön, daß du wieder bei Bewußtsein bist.«
    Linnet versuchte einen Arm zu bewegen. Verwundert stellte sie fest, daß ihre Muskeln höllisch schmerzten. »Wie bin ich zu euch gekommen?«
    »Weißt du das nicht mehr?« Agnes legte den Deckel auf den Topf und stand auf. »Cord stand gestern vor unserer Tür. Er sagte, du hättest dich im Sturm verirrt, und bat uns um Hilfe.«
    »Cord hat das getan? Wirklich?« fragte Linnet mißtrauisch. Sie erinnerte sich jetzt wieder an die Geschehnisse des letzten Tages.
    Agnes hob eine Augenbraue. »Cord ist gar nicht so übel, obwohl es manchmal so scheint. Allerdings habe ich noch nie gehört, daß sich ein junges Mädchen über ihn beklagt hätte.«
    »Dann kannst du es jetzt zum ersten Mal hören.« Linnet hatte wirklich keine Lust, über Cords Qualitäten zu diskutieren.
    »Hier, trink das.« Agnes hielt Linnet einen dampfenden Becher unter die Nase. »Du wirst dich noch einige Tage schlapp fühlen, nehme ich an. Aber wir werden dich schon wieder auf die Beine kriegen.«
    »Ich kann euch doch nicht die ganze Zeit zur Last fallen, Agnes!« Linnet versuchte sich aufzusetzen. Agnes eilte sofort zu ihr und stützte sie.
    »Das habe ich doch alles schon einmal gehört, als du nach Sweetbriar gekommen bist! Und ich sage dir jetzt ein für allemal: Laß das Gerede!«
    Linnet lachte.
    Agnes lächelte ihr zu. »So ist’s recht. Und jetzt wollen wir mal sehen, ob du was essen kannst!«
    Linnet stichelte eifrig an der Patchworkdecke. Sie war jetzt schon fast eine Woche bei Agnes. Jedesmal, wenn sie davon sprach, wieder in ihre Hütte zurückzukehren, stellte sich die ganze Familie taub. Linnet hatte gehört, daß Devon wieder in Sweetbriar war, doch bisher hatte er sie noch nicht besucht. Agnes, die am Webrahmen saß, ließ die Hand über die Decke gleiten und begutachtete Linnets Arbeit kritisch.
    »Dieses Muster hier — man nennt es Rose von Scharon, nicht? — hat mir schon immer besonders gut gefallen. Du hast es von Mrs. Macalister, nicht wahr?« fragte Linnet.
    »Ja, von Macs Ma. Sie hat es nie zugelassen, daß ihre Söhne sie Ma nannten. Sie mußten immer Mutter sagen.«
    Linnet beugte sich wieder über die Steppdecke. »Du hast sie doch gekannt. Was war sie für eine Frau?«
    »Na ja — sie war eine richtig vornehme Lady. Slade, das war Macs Pa, reiste nach Norden, um zu sehen, ob er Geld auftreiben könnte. Er wollte nämlich einen Handelsposten in Kentucky eröffnen. Wir — das heißt: die Tuckers, die Starks, Lyttle und ich — lebten damals in North Carolina. Lyttle und ich waren damals noch nicht verheiratet, aber wir waren Freunde und Nachbarn. Also, wie ich schon gesagt habe, ging Slade nach Norden.« Agnes hielt inne und seufzte. »Slade Macalister war ein gutaussehender Mann — groß, breitschultrig, dunkles Haar. Er bewegte sich so geschmeidig wie eine Katze.«
    »Wie Devon«, flüsterte Linnet kaum hörbar.
    Agnes war so versunken in ihre Erinnerungen, daß sie Linnets Bemerkung gar nicht hörte. »Als Slade aus dem Norden zurückkehrte, brachte er seine Braut mit. Sie war ein hübsches kleines Ding, redete vornehm und hatte feine Manieren.« Sie musterte Linnet kurz und stellte fest, daß der schwere Steingutbecher in der Hand dieses englischen Mädchens aussah wie kostbares chinesisches Porzellan. »Sie war schon schwanger, als sie zu uns kam. Sobald ihre Zwillinge auf der Welt waren, machten wir uns alle auf, um nach Kentucky zu ziehen. Von Anfang an machte Slades Frau Ärger. Andauernd klagte sie — über die viele Arbeit, die anstrengende Reise —, sie hat uns damit halb wahnsinnig gemacht. Aber Slade liebte sie wirklich. Ich habe nie wieder einen Mann gesehen, der so abhängig von seiner Frau war.« Agnes kicherte. »Zumindest im Bett muß sie gut gewesen sein, denn oft stand Slade morgens müder auf, als er abends ins Bett gegangen war.«
    Linnet senkte den Kopf, weil sie vor Scham rot geworden war.
    »Eigentlich konnte sie aber gar nichts dafür, daß sie sich so schrecklich benahm. Slade hat mir mal erzählt, daß sie in einem Haus aufgewachsen ist, wo viele Schnüre an der Wand

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