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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hingen. Wenn man daran zog, kamen sofort Diener gelaufen, um ihr jeden Wunsch zu erfüllen.«
    Linnet sah Agnes verblüfft an. Sie hatte in ähnlichen Verhältnissen gelebt. Nur — als die Minen ihres Vaters er-schöpft waren, mußte alles verkauft werden, damit die Schulden bezahlt werden konnten. »Was war Devon für ein Kind?« fragte Linnet leise.
    »Also, was Gegensätzlicheres als diese Zwillinge kannst du dir nicht vorstellen! Kevin sah aus wie seine Ma — blondes, lockiges Haar, helle Haut. Devon war ganz der Vater— brünett und mit diesen strahlenden blauen Augen. Als wir hier eine ganze Weile ansässig waren, fand Slade immer mehr Gründe, um selten nach Sweetbriar zu kommen. Ich nehme an, daß ihm allmählich das Gejammere seiner Frau auf die Nerven ging. Aber die richtigen Ehekräche fanden wegen der Indianer statt.«
    »Welche Indianer?«
    »Slades Mutter war ’ne wichtige Frau aus dem Stamm der Shawnee. So kamen immer wieder Indianer vorbei, um nach den Zwillingen zu sehen. Georgina hatte fürchterliche Angst vor den Rothäuten, und sie hielt die Jungs immer im Haus und ließ sie nie nach draußen. Sie hatte deswegen einen fürchterlichen Krach mit Slade. Das Gebrüll konnte man ’ne Meile weit hören. Als sie laufen lernten, haben die Jungs das Problem selbst gelöst. Zumindest Mac.« Sie lachte.
    »Wie hat er das denn angestellt?«
    »Das Kerlchen war so schlüpfrig wie ein Aal. Nichts, aber auch gar nichts konnte ihn im Haus halten. Ich erinnere mich, wie Slade einmal den Teer regelrecht aus ihm herausgeprügelt hat. Er hatte ihn nämlich auf dem Hausdach erwischt. Mac war da erst vier Jahre alt! Wir haben nie herausgefunden, wie er da raufgekommen ist.« Agnes lachte.
    »Was geschah mit seiner Mutter und wo ist Kevin?«
    Agnes seufzte. »Das ist eine wirklich traurige Geschichte. Als die Zwillinge fünf Jahre alt waren, hatte es Slades Frau längst aufgegeben, Mac im Haus halten zu wollen. Doch eines Tages fand sie ihn, als er zusammen mit einem India-nerjungen im Dreck hockte. Beide Jungen trugen nur so kleine Lendenschurze aus Leder, und der kleine Indianer versuchte Mac ein paar Shawneeworte beizubringen. Georgina kreischte so laut los, daß wir alle dachten, sie hätte den Verstand verloren.«
    »Aber warum?« fragte Linnet erstaunt.
    Agnes lächelte sie voll ehrlicher Zuneigung an. Trotz allem, was sie bei den Indianern erlebt hatte, haßte Linnet sie nicht. Andere Leute würden das sicher tun. »Ich glaube, der Grund war, daß sie Mac nicht davon abhalten konnte, mit den Indianerkindern zu spielen. Mit Kevin war das anders — der gehorchte seiner Ma immer. An diesem Abend hörten wir, wie sie Slade anschrie und ihm sagte, daß sie zurück in den Osten gehen und ihre Söhne mitnehmen wollte. Zwei Tage später zogen ein paar Missionare hier durch. Georgina nahm Kevin und ging zurück in den Osten. Wir haben sie nie wiedergesehen.«
    »Was geschah dann mit Devon? Wie brachte sie es über sich, ihren kleinen Jungen zu verlassen?«
    Agnes schüttelte müde den Kopf. »Ich weiß es auch nicht genau — aber sie tat es. Sie umarmte und küßte ihn. Sagte ihm immer wieder, wie sehr sie ihn liebte. Dann stieg sie auf den Planwagen und fuhr weg.«
    »Und Devon?«
    »Er war erst fünf Jahre alt! Er stand etwa eine Minute lang da und ging dann zurück in den Laden. Wir dachten alle, daß er zu klein wäre, um überhaupt zu begreifen, was vor sich ging.«
    »Aber er war es nicht«, stellte Linnet mit brüchiger Stimme fest.
    Agnes schüttelte traurig den Kopf. »Natürlich hat er alles genau begriffen. Ein paar Stunden später suchte Slade ihn überall. Wir alle suchten nach ihm. Nach zwei Tagen brachte ihn einer seiner indianischen Vettern zurück. Der Kleine sah aus, als hätte er weder gegessen noch geschlafen. Slade stand nur da. Wir dachten alle, er würde ihn tüchtig verprügeln. Aber Slade kniete nieder und breitete die Arme aus. Mac lief geradewegs hinein.« Agnes wischte sich verstohlen eine Träne ab. »Es war furchtbar. Dieser kleine Junge weinte stundenlang. Slade hat ihm schließlich Whisky einflößen müssen, damit er einschlief.«
    »Hat er seine Mutter je wiedergesehen?«
    »Nein. Aber als Slade vor drei Jahren starb, schrieb ich an Kevin und legte eine von Macs Schnitzereien dazu. Kevin antwortete, daß auch Georgina gerade gestorben wäre... Ich hoffe und bete, daß wenigstens Kevin eines Tages den Weg hierher zurückfindet.«
    Für eine Weile war es still im Zimmer. Von draußen

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