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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sah erschrocken, wie die weißen Narben an Phetnas Nacken auf einmal purpurrot aufleuchteten. »Er starb bei dem Brand, der mich so zugerichtet hat«, erklärte Phetna schroff. »Er hat das Haus angesteckt, er hatte wohl zuviel getrunken und wollte das Böse aus mir herausbrennen — so sagte er zumindest. Aber der Wind drehte sich... Plötzlich stand er in Flammen und starb. Ich konnte nichts tun. Sein Ziel hat er nicht erreicht — ich bin nicht umgekommen. Aber es gab Zeiten, da hab’ ich mir gewünscht, ich wäre tot...«
    »Sein Rücken ist am schlimmsten verbrannt, glaube ich«, schnitt Linnet Phetnas Monolog schnell ab, weil sie dachte, daß Phetna diese Zeit besser vergessen sollte — die Erinnerung an den Brand schien ihr zu schmerzlich zu sein.
    Phetna kniete an Devons Bett nieder und besah sich kritisch die Blasen. »Es sieht wirklich nicht gut aus, aber es könnte schlimmer sein. Ich habe Brandwunden gesehen, bei denen man schon die Knochen erkennen konnte. Die Haut war schwarz und fiel einfach ab. Menschen mit solchen Verbrennungen haben wirklich keine Chance mehr... Aber hier ist noch Hoffnung, Mädchen! Besser, Sie machen jetzt ein Nickerchen. Morgen früh müssen Sie ihn wieder waschen, und bald können wir ausprobieren, ob er etwas Nahrung bei sich behält.«
    »Ich brauche keinen Schlaf. Sehen Sie doch nur, diese Blasen platzen immer noch auf.«
    »Das wird noch ein paar Tage so weitergehen, mein Kind. Sie werden all Ihre Kräfte brauchen, um ihn immer wieder zu waschen. Deshalb müssen Sie sich jetzt hinlegen. Was wollen Sie — mir helfen oder Streit anfangen?«
    Linnet lächelte erschöpft und legte eine Matratze, die Nettie ihr gegeben hatte, auf den Fußboden. »Sie nehmen die Matratze, und ich mache mir ein Strohlager zurecht.«
    »O nein!« protestierte Phetna stur. »Ich bleibe in meinem Stuhl hier sitzen. Einer von uns muß ihn im Auge behalten!«
    »Dann werde ich das —«, begann Linnet, doch Phetnas strenger Blick ließ sie innehalten. »In Ordnung. Sie haben ja morgen genug Zeit zum Schlafen.« Linnet legte die Matratze so nah wie möglich an Devons Bett, streckte sich aus und schlief sofort ein.

17
    Als Linnet erwachte, schimmerte die Sonne durch die mit Ölpapier bespannten Fenster. Langsam kehrte die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des vergangenen Tages wieder. Bei Tageslicht konnte sie erst erkennen, wie furchtbar Phetnas Gesicht entstellt war. Die wulstige, gespannte Haut des Gesichts verlieh ihr einen seltsam grotesken Ausdruck, und Linnet begann zu begreifen, warum sich Phetna von den Menschen zurückgezogen hatte und als Einsiedlerin lebte. Die Einwohner von Spring Lick akzeptierten bestimmt keine Mitbürgerin, die ihrem Aussehen nach eher einen Waldschrat als einem menschlichen Wesen glich. Miranda schlief noch immer die Rauchvergiftung aus, die sie gestern erlitten hatte.
    Linnet blickte zu Devon hinüber, und ein kleines Lächeln stahl sich um ihren Mund, als sie seine unschuldige Nacktheit bewunderte. Die Blasen waren verschorft. Linnet stand auf, nahm die Eimer und ging leise nach draußen, um frisches Wasser zu holen.
    »Linnet.«
    »Guten Morgen, Richter«, begrüßte sie ihn freundlich.
    Er lächelte zurück. »Ich weiß nicht, ob dieser Morgen so gut ist... Es liegt Regen in der Luft. Wie geht es... ihm?«
    »Er lebt noch.« Linnet sah bedrückt zu Boden. »Ich weiß es wirklich nicht. Phetna sagte, daß wir erst in ein paar Tagen sagen können, ob er... ob er es übersteht oder nicht.«
    »Kommen Sie mit Phetna zurecht? Ich weiß, wie rechthaberisch sie manchmal sein kann.«
    Linnet runzelte die Stirn. »Ich finde, sie ist sehr nett! Wir sind gut miteinander ausgekommen und hatten uns viel zu erzählen.«
    »Die Menschen in Spring Lick kümmern sich gewöhnlich nicht um sie. Sie meinen...«
    Linnet blickte ihn mit Verachtung und heftigem Mißfallen an.
    »Ich tue das natürlich nicht. Obwohl — ja, ich muß zugeben, daß ich ihr schreckliches Gesicht auch nicht jeden Tag vor Augen haben möchte... Aber die Leute von Spring Lick halten sie für eine Hexe! Vor ein paar Jahren brannte hier ein Farmhaus ab. Die ganze Familie war im Feuer eingeschlossen, aber wir konnten sie herausholen. Phetna kam, um sie zu behandeln, doch die Leute starben trotzdem.«
    Linnet hob eine Augenbraue. »Sie meinen doch nicht etwa, daß man Phetna die Verantwortung für diese Todesfälle in die Schuhe schiebt?«
    »Ich weiß nicht, ob man das tut. Fest steht, daß man hier sehr

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