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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sie mir meine Wohltaten irgendwann vergelten würden. Ich meine, schließlich habe ich Ihnen Ihre Reise nach Ken-tucky bezahlt und Sie als Schullehrerin angestellt, obwohl Sie ein uneheliches Kind haben!«
    Sie wich angeekelt vor ihm zurück. »Haben Sie gedacht, daß Sie sich eine Geliebte kaufen? Oder wollten Sie nur Ihr Ansehen etwas aufbügeln? Es würde Ihnen bestimmt nicht schaden — auch nicht bei Ihrer Wahl zum Gouverneur! — wenn Sie sagen könnten, daß Sie gefallenen Mädchen helfen, sie aus der Gosse ziehen und zu anständigen Christinnen machen, oder? Aber ich habe Ihnen alles verdorben. Ihre Wähler würden es sehr übel vermerken, wenn die Frau, deren Seele Sie gerettet und zur Lehrerin gemacht haben, mit ihrem Liebhaber zusammenlebt, nicht wahr? Sie waren durchaus willens, mir meine Sünden zu vergeben, solange Sie noch die Hoffnung hegten, mich zu Ihrer Geliebten machen zu können. Aber die Lage hat sich geändert!«
    »Das werden Sie bereuen, Linnet! Ich werde Gouverneur dieses Staates werden. Und keine Zehn-Cent-Hure, wie Sie eine sind, wird mich daran hindern!«
    »Regen Sie sich nicht auf, das habe ich nämlich gar nicht vor! Sobald Devon in der Lage ist zu reisen, werde ich diesen Ort verlassen. Freudig verlassen!«
    »Und wohin werden Sie gehen?« schnauzte er sie an. »Etwa zurück nach Sweetbriar? Sie haben mir ja immer davon vorgeschwärmt! Werden Sie dort etwa das Gerücht verbreiten, daß Richter Talbot nicht gut genug ist, um Gouverneur zu werden?«
    Sie sah ihn kalt an. »Ich bezweifle sehr, daß ich Sie überhaupt je in meinem Leben erwähnen werde. Aber jetzt muß ich zu Devon zurück!«
    Linnet war so wütend, als sie in die Hütte kam, daß sie die Tür hinter sich zuknallte. Ihre Augen blitzten. Sie bemerkte gar nicht, daß Devon sich zum ersten Mal allein aufgesetzt hatte. Eine Steppdecke bedeckte seinen Unterleib.
    »Sind Sie in einen Wirbelsturm geraten, oder wollen Sie selbst einen verursachen?« fragte Phetna. Linnet beachtete sie gar nicht, weil sie immer noch viel zu zornig war, um überhaupt etwas wahrzunehmen.
    »Miranda, mein Liebes«, sagte die ältere Frau und streckte die vernarbte Hand aus. »Komm, wir gehen mal nach draußen und sehen nach, was die Erbsen machen.«
    Miranda drückte sich scheu an ihrer Mutter vorbei und eilte froh mit Phetna hinaus.
    Weder Linnet noch Devon sprachen ein Wort, als sie allein waren. Linnet stand da und starrte auf einen imaginären Punkt an der Wand. Devon beobachtete sie. Dann räusperte er sich und flüsterte: »Lynna.« Aber sie drehte sich nicht um. Da rief er wieder: »Lynna!«
    Sie wandte sich ihm zu und konnte kaum glauben, was sie sah. »Devon, du sitzt ja!«
    Er grinste sie fröhlich an: »Ich habe schon gedacht, du würdest es nie merken. Komm zu mir. Ich brauche dich dringend als Stütze.«
    Sie setzte sich neben ihn auf die Bank. Er lüftete die Steppdecke und breitete sie über ihre Beine. Sie konnte seine nackte Haut durch die Röcke fühlen. Plötzlich war er nicht mehr die kranke, hilfsbedürftige Person, sondern wieder ein Mann — warm, vital und sehr, sehr lebendig. Sie versuchte, von ihm abzurücken.
    »Bitte nicht«, bat er sanft, und nur zu gern gehorchte sie ihm. »Erzähl mir, warum du eben so wütend gewesen bist.«
    Sie senkte den Blick. »Ich hatte, ich glaube... nun ja, ich hatte eine Auseinandersetzung mit dem Richter!« Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Ein Streit, wie er unter Liebenden üblich ist?« fragte er kurz.
    »Ich liebe ihn ni —« Sie sah ihn an und lächelte. »Ich habe diesen Mann nie geliebt. Er gab mir diese Stellung. Nicht mehr.«
    Devon schwieg für einen Moment. »Die Sache mit Gelbe Hand hat dich sehr aufgebracht, nicht wahr?«
    »Ja. Aber auch andere Dinge, die hier passiert sind. Zum Beispiel haben sich die Männer geweigert, dich in meine Hütte zu tragen. Sag mir, Devon — wie ist es möglich, daß sich Menschen so benehmen? Warum unterscheiden sich die Leute von Sweetbriar so sehr von den Einwohnern in diesem Ort?«
    »Ich weiß es nicht, und ich glaube, ich möchte es auch gar nicht wissen. Es ist nur gut, daß Gelbe Hand nicht erschossen wurde. Sonst wäre diese Stadt nur noch ein rauchender Trümmerhaufen.«
    »Ich habe mich direkt vor ihn gestellt!«
    »Lynna, du mußt noch viel lernen. Die Indianer haben ganz andere Auffassungen von Ehre als die Weißen. Du brauchst nicht zu denken, daß alle Indianer ehrenwerte Leute sind, denen du trauen kannst, weil du sie mit deinem

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