Rendezvous in Kentucky
hübschen Körper beschützt hast!« Wenn er doch nur nicht so schwach wäre! Selbst das Sprechen strengte ihn an.
»Aber er war doch ein Shawnee!«
Devon öffnete seinen Mund, um ihr zu antworten. Doch dann schloß er ihn wieder. Manchmal, wenn er mit Linnet redete, dachte er, daß man genausogut versuchen könnte, einem Baum Verstand einzutrichtern... »Ich glaube, ich möchte mich nicht länger unterhalten. Hilfst du mir wieder ins Bett?« Es schien ihm, als ob sein Ruhelager Meilen entfernt läge.
»Nein, Devon. Du mußt jetzt essen. Ich habe dir eine kräftige Hühnerbrühe gekocht. Davon wirst du jetzt etwas zu dir nehmen.« Sie warf die Steppdecke zurück und ging zum Herd, um eine Schale mit der Brühe zu füllen.
Devon blieb niedergeschlagen sitzen. Er konnte sich weder anlehnen noch nach vorne fallen lassen. Die Anstrengung, gerade sitzen zu bleiben, war eigentlich fast zuviel für ihn. Zuerst hatte er sich im Sitzen sehr wohl gefühlt, aber jetzt wollte er sich nur noch ausruhen und schlafen. Vor allem aber wollte er weder denken noch sprechen oder gar essen!
Linnet stand mit der dampfenden Schale vor ihm. Diese beiden Frauen schienen seit Tagen nichts anderes im Sinn zu haben, als ihn zu mästen. Wußten sie denn nicht, daß ihm alles weh tat? Er hatte das Gefühl, als würde die papierdünne Haut auf seinem Rücken jeden Moment reißen. Ahnten sie denn nicht, wie erschöpft er war? Er konnte doch noch nicht einmal stehen oder allein auf die Toilette gehen! Er war ein Mann, ein erwachsener Mann! Sie kümmerten sich nur darum, wieviel Essen sie in ihn hineinstopfen konnten! Plötzlich war er wütend.
»Verdammt noch mal, Linnet! Ich möchte nichts zu essen —« Er hielt inne, weil sie ihn mit einem ganz seltsamen Ausdruck ansah. Vorsichtig setzte sie den Napf ab und dann... dann lachte sie, wie er noch nie einen Menschen lachen gesehen hatte. Ihr Mund war weit geöffnet, und ihr ganzer Körper bebte. Fasziniert beobachtete er, wie ihre Beine nachgaben und sie zu Boden sank. Ihr Gelächter erfüllte die Hütte, ihre Beine waren in die langen Röcke verwickelt. Sie hielt sich den Bauch, und Tränen rollten über ihr Gesicht.
»Linnet, warum lachst du? Ich habe doch nur gesagt, daß ich nichts zu essen will!«
Linnet konnte ihm ihren Ausbruch nicht erklären. Sie japste nur noch nach Luft. Verdammt noch mal, Linnet! Welch süße Worte! Es ging ihm wieder besser! Bald würde er wieder der alte Devon sein! Nichts hätte sie besser davon überzeugen können als diese Anrede, daß es mit ihm wieder bergauf ging!
Devon starrte sie immer noch an, aber langsam steckte ihn ihre ausgelassene Heiterkeit an. Er grinste: »Du bist doch die ungewöhnlichste Frau... Ich glaube, ich werde dich nie verstehen!«
Phetna kam mit Miranda herein und musterte die beiden erstaunt — Devon lächelnd und Linnet tränenüberströmt und lachend auf dem Boden.
»Sie ist verrückt geworden«, verkündete Devon.
Miranda fragte nicht lange, warum ihre Mutter so glücklich war. Sie lief einfach zu ihr und sprang auf sie. Die beiden rollten über den Fußboden. Linnet kitzelte ihre Tochter gnadenlos, und das kleine Mädchen kreischte vor Vergnügen.
»Hier, Junge. Trinken Sie das, bevor es kalt wird«, riet Phetna.
Devon beobachtete seine Tochter und Linnet voller Interesse — er hatte sie noch nie so ausgelassen erlebt. Dann trank er die ganze Brühe aus.
Schließlich blieb Linnet auf dem Fußboden liegen, hielt sich die Seiten und keuchte. Miranda wollte weitertollen, aber Linnet schob sie sanft beiseite. »Tut mir leid, Miranda. Ich kann nicht mehr.« Schließlich war das Kind damit zufrieden, eng an seine Mutter geschmiegt da zu liegen...
»Wollt ihr beiden die ganze Nacht so liegenbleiben?« fragte Phetna, die direkt vor ihnen stand. »Ihr junger Mann braucht ein bißchen Hilfe, um sich wieder ins Bett legen zu können. Ich bin zu schwach dazu.«
»Ich bezweifle sehr, daß er seine Brühe schon getrunken hat«, sagte Linnet und sah Devon an.
Er legte den Kopf schief, zwinkerte und zeigte ihr den leeren Napf.
Sie lächelte ihm zu. »Mach so etwas nicht noch einmal! Ich glaube, mein Bauch wird noch lange weh tun!«
Devon sah sie ernst an: »Ich werde ihn streicheln, ja?«
Linnet wurde rot wie eine Tomate, und sie hörte deutlich, daß Phetna kicherte. Dann stellte sich Linnet vor ihn. »Leg den Arm um meine Schultern, ich werde dich stützen. Paß wegen deiner Füße auf!«
Als er aufstand, rutschte die Steppdecke
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