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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Kopf taugt zu nichts weiter als einer Hutablage.«
    »Ach was, Benny, du siehst fabelhaft aus. Du bist Südstaatlerin. Ihr dürft doch ohne passende Schuhe und Handtasche gar nicht aus dem Haus.«
    »War das etwa ironisch gemeint? Ich weiß wirklich nicht, was so schlimm daran ist, wenn man sich für eine Verabredung hübsch anzieht«, entgegnete sie. »Immerhin hat meine Mutter mir Manieren beigebracht.«
    Der Portier des Gebäudes, Mickey Kay, ein rotgesichtiger Dubliner, machte mal wieder eins seiner Nickerchen, daher trat ich selbst auf die Straße, um ein Taxi heranzuwinken. »Ich will dich doch bloß ärgern, Benny. Du siehst fantastisch aus. Sehr elegant«, stellte ich klar und bezog mich dabei auf den pinkfarbenen Rollkragenpullover aus Kaschmir, die weiße Wollhose und den dazu passenden Mantel. Handtasche und Stiefel schrien förmlich »Prada!« und passten hervorragend zum Outfit – sie waren ebenfalls pink.
    Ein Taxi querte schlingernd drei Fahrbahnen und kam vor uns zum Stehen. Wir setzten uns auf den in tiefe Schatten getauchten Rücksitz. »Was ist eigentlich noch passiert, nachdem ich gestern gegangen bin? Oder sollte ich besser nicht fragen?«, wollte ich von Benny wissen, sobald ich dem Fahrer unser Ziel angegeben hatte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schlich sich ein ängstlicher Ausdruck auf Bennys Gesicht. Doch dann grinste sie und erwiderte: »Ich erzähle dir alles ausführlich, aber nicht hier.« Sie warf einen bedeutungsvollen Blick in Richtung des Fahrers. »Nur so viel: Tallmadge hat sich der Lage gewachsen gezeigt und alle Erwartungen erfüllt. Er ist wirklich fantastisch! Ich habe auch eine sehr interessante Frau kennengelernt, eine echte Gräfin. Vielleicht kann ich euch ja heute Abend miteinander bekannt machen.«
    »Ach ja, heute Abend … Ich kann es kaum erwarten«, sagte ich und ließ mich, die Hände in den Jackentaschen, tiefer in den Sitz sinken.
    Das Manhattaner Büro für Joe Daniels Kampagne befand sich in der Neunundzwanzigsten Straße West, in der Nähe der historischen Marble Collegiate Church an der Ecke Fifth Avenue. Als Benny und ich aus dem Taxi stiegen, sahen wir gelbe, blaue und grüne Bänder, die an einem Zaun rund um die Kirche befestigt waren. Die langen Wimpel flatterten im kalten, unbarmherzigen Wind und erinnerten mich an buddhistische Gebetsfahnen, doch ihr Geflatter wirkte hektisch, nicht fröhlich, und sie streckten sich über den Bürgersteig wie flehende Hände.
    Benny ging zur Kirche hinüber und las aufmerksam ein Schild, das die Bedeutung der Fähnchen erklärte. »Daphy!«, rief sie, »auf jedem gelben steht der Name eines Soldaten im Mittleren Osten und auf jedem blauen und grünen stehen Gebete für den Frieden. Ist das nicht wundervoll?«
    »Wundervoll? Farbenfroh, vielleicht, aber vollkommen sinnlos.«
    »Es sind Symbole, und hübsche noch dazu. Bist du immer so zynisch?«
    »Nein, manchmal bin ich noch schlimmer«, entgegnete ich. Ich zog den Kopf ein, steckte erneut die Hände in die Taschen und stapfte in die Richtung von Daniels Parteizentrale, ohne zu wissen, warum ich derart wütend war.
    In einem der zwei beleuchteten Fenster von Daniels Büro hing ein riesiges Peace-Zeichen vor einem Hintergrund aus roten und weißen Streifen. In dem anderen bildete ein großes, aus dem All aufgenommenes Foto der Erde den Hintergrund für den Slogan: WÄHLT GRÜN! WÄHLT ONE PLANET ONE PEOPLE! WÄHLT JOE A. DANIEL ZUM PRÄSIDENTEN. ES GEHT UNS ALLE AN.
    »Ich wette, hier sind wir richtig«, sagte ich zu Benny, die mir mit ein paar Schritten Abstand gefolgt war.
    »Die Wette gewinnst du!«, rief sie mir über den Wind hinweg zu, der an Stärke zugenommen hatte und nun wie besessen durch die Straßen Manhattans fegte, Benny die blonden Haare ins Gesicht wehte und an ihren Hosenbeinen zerrte. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Ich klopfte gegen die Glasscheibe. Ein Mann in einem billigen grauen Anzug öffnete die Tür und blockierte den Weg mit seinem massigen Körper. Er gehörte ohne Zweifel zum Sicherheitsteam.
    »Ausweis«, verlangte er.
    Es dauerte eine Weile, bis Benny und ich aus unseren Handtaschen unsere Portemonnaies hervorgekramt hatten. Schließlich händigten wir ihm unsere Regierungsausweise des Innenministeriums aus. Er hob eine Augenbraue, schürzte die Lippen, schüttelte den Kopf und gab uns schließlich die Ausweise wieder.
    »National Park Service«, fügte ich hinzu.
    »Ja, natürlich«, sagte er,

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