Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
kurzfristig herkommen konntet.«
»Wir freuen uns, Sie kennenzulernen, Ma’am«, erwiderte Benny. »Wie können wir helfen?«
Mit einem Mal füllten sich die Augen der Frau mit Tränen. Sie ergriff Bennys und meine Hand und drückte sie. Ihre Handflächen waren feucht. Dann sagte sie mit so leiser Stimme, dass ich sie kaum verstand: »Sorgt dafür, dass er überlebt.«
Also weiß sie, dass wir keine einfachen Freiwilligen sind, dachte ich. Aber was hat Mar-Mar ihr dann über uns erzählt ? In diesem Moment klingelte das Telefon erneut. Ginnys Augen huschten unruhig im Raum umher. Dann sagte sie mit lauter Stimme: »Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung eurer Gruppe. Wir werden in ein paar Minuten zu der Kundgebung mit OP aufbrechen. Ihr kommt doch mit, oder?« Bevor sie sich umwandte, um an das Telefon zu gehen, fügte sie mit leiser Stimme hinzu: »Wir reden nachher, okay?«
Benny und ich nickten.
Ohne zu zögern ließ Benny mich stehen und gesellte sich zu den Helfern, die die Kartons packten. Mit breitem Lächeln und ungebremstem Wortschwall fand sie ohne Probleme Anschluss, im Gegensatz zu mir, der geborenen Einzelgängerin. Ich beschloss, einen Stock in das Hornissennest zu stoßen, und trat zu Johnson an den Wasserspender.
»Warum vertragen wir uns nicht einfach?«, fragte ich, nahm einen weißen Pappbecher aus der Halterung, füllte ihn mit Wasser und trank einen Schluck.
»Verschwinden Sie«, entgegnete er und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
Ich trank das Wasser in einem Schluck aus, zerknüllte den Becher in der Hand und warf ihn in den nahen Mülleimer. Dann stellte ich mich direkt neben Johnson, der mit vor der Brust verschränkten Armen die Helfer beobachtete. Ich war ihm so nahe, dass ich die Poren auf seiner Nase zählen konnte, doch er wich nicht einmal den Bruchteil eines Zentimeters zurück.
»Hauen Sie ab«, knurrte er lediglich.
Ich tat ihm den Gefallen und trat lächelnd einen Schritt beiseite. »Wie Sie ganz richtig kombiniert haben, Detective, wurde ich auf diesen Fall angesetzt«, sagte ich mit zuckersüßer Stimme. »Es ist also auch mein Fall. An diesen Tischen, die Sie so aufmerksam beobachten – wie viele von diesen so genannten Freiwilligen gehören auch noch zu irgendeinem Geheimdienst? CIA? NSA? FBI? Zwei? Drei?«
»Und wenn?«
»Vielleicht gehört ja auch einer von ihnen zur gegnerischen Seite und hilft dabei, Daniel eine Kugel durch den Kopf zu jagen.«
»Das bezweifle ich«, erwiderte Johnson, ohne den Blick von den Helfern zu wenden.
»Warum?«
Er antwortete mir zunächst nicht. Doch dann sagte er: »Weil derjenige, der Daniel umbringen will, niemals Studenten oder Hausfrauen rekrutieren würde. Wenn es einen Verräter gibt, dann ist er oder sie bereits sehr nahe an Daniel dran. Glauben Sie mir.«
»Hübsche Theorie«, erwiderte ich. »Haben Sie auch Beweise?«
»Ich teile nicht«, entgegnete er.
»Hören Sie, Johnson, Sie müssen mich nicht mögen. Aber wir arbeiten nun einmal beide am selben Fall, und wir haben beide dasselbe Ziel.«
»Sagt wer?«
»Wir wollen beide, dass Daniel am Leben bleibt, oder?«
Johnson sah mich mit versteinertem Gesichtsausdruck an. Sein Atem roch nach Kaffee. »Was ich will, Miss Urban, ist vollkommen unwichtig. Das NYPD will, dass Daniel am Leben bleibt, solange er sich in New York City aufhält. Es interessiert sie einen Scheißdreck, was mit ihm passiert, sobald er die Stadt verlassen hat, und mich persönlich interessiert das ebenso wenig. Wir wissen, was wir tun müssen, um VIPs und großmäulige Politiker zu beschützen. Wir machen das ständig. Das ist unser Job.«
»Bei John Lennon habt ihr keine besonders gute Arbeit geleistet«, sagte ich. »Oder bei Malcolm X.«
Johnson presste die Lippen aufeinander, und seine Augen formten sich zu schmalen Schlitzen. »Das ist Vergangenheit. Wir lernen aus unseren Fehlern.«
»Das hoffe ich. Fakt ist, dass da draußen ein Killer rumläuft, den bislang niemand aufhalten oder auch nur identifizieren konnte. Es sieht ganz so aus, als bräuchten Sie meine Hilfe.«
Johnson hob an: »Eher gefriert die Hö…« Doch dann besann er sich eines Besseren. »Was bieten Sie mir an?«
»Austausch von Informationen. Wenn ich etwas über den Killer herausfinde, leite ich es an Sie weiter. Wenn Sie etwas herausfinden, tun Sie dasselbe. Wenn ich den Verräter hier in diesem Nest ausfindig mache, informiere ich Sie darüber, und umgekehrt. So bleiben wir auf demselben Stand. Sie
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