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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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verdrehte die Augen und murmelte kaum hörbar: »Noch mehr von der Sorte.« Dann trat er beiseite, und ich warf ihm einen bösen Blick zu.
    Aus der Kälte gelangten wir in einen rechteckigen, nicht allzu großen Raum. Braune Klapptische standen entlang der Wände. Auf den meisten stapelte sich Material für die Kampagne, und ein halbes Dutzend Leute tütete das Zeug in Briefumschläge ein. Zwei von ihnen hatten MP3-Kopfhörer in den Ohren, die anderen hörten Radio aus einem alten Ghettoblaster, der auf einem der Tische stand. Die Briefumschläge-Eintüter sahen alle mehr oder weniger aus wie ich. Ein weiterer Typ im Anzug mit einer großen Ausbuchtung unter der Armbeuge lehnte an der Wand.
    Auf dem Tisch direkt vor der Eingangstür saß ein schlanker, hellhäutiger Afroamerikaner im Schneidersitz. Er trug eine Baseballmütze von den White Sox mit dem Schirm nach hinten auf dem kurzgeschnittenen Haar und runzelte die Stirn bei dem Versuch, den Trick »Rock the Baby« mit einem extravaganten Jo-Jo mit Butterfly Shape und der Aufschrift »Schwarze Magie« zu vollführen. Er sah auf, und sofort wich der konzentrierte Gesichtsausdruck einem Lächeln, bei dem er strahlend weiße Zähne entblößte. »Kann ich euch helfen?«, fragte er.
    »Wir kommen von der Rettet-die-Bäume-Gruppe aus Scarsdale«, erklärte ich. »Marozia Urban schickt uns, um die Kampagne zu unterstützen. Sie hat mit jemandem namens Ginny gesprochen.«
    »Ginny ist hinten und telefoniert. Geht einfach da durch.« Er deutete auf eine weiße Tür, rollte das Jo-Jo auf und sprang vom Tisch. Ich betrachtete ihn genauer und wollte gerade fragen: »Sind Sie nicht …«, als er sich selbst vorstellte. »Ich bin übrigens Joe Daniel. Danke, dass ihr gekommen seid.« Seine Stimme war voller, als es sein schmächtiger Körper vermuten ließ, und man hörte deutlich die Straßen von Chicago aus ihr heraus.
    Er schüttelte meine Hand. Seine glich der eines Boxers, mit abgeflachten Knöcheln und einem kräftigen Händedruck. Daniel musterte mich eingehend mit Augen von solch hellem Grün, dass sie aussahen wie Seewasser in der Sonne. Lachfalten hatten sich fächerförmig ringsum ausgebreitet, und er verströmte derart viel Energie, dass er förmlich von innen heraus leuchtete. Ich mochte ihn sofort und erwiderte das Lächeln.
    »Daphne Urban«, stellte ich mich vor, »und das ist meine Freundin Benny Polycarp.«
    Als sich Daniel an Benny wandte, sagte sie: »Das ist ja eine Überraschung, MrDaniel. Wir dachten, dass Sie nicht vor Freitag in der Stadt sein würden.«
    »Nennt mich Joe«, entgegnete er und schüttelte Bennys schmale Hand. »Offiziell bin ich auch noch nicht hier, aber ihr verratet mich nicht, oder?«, fragte er schelmisch.
    »Wir werden schweigen wie ein Grab, Ehrensache«, versprach Benny.
    »Ist denn nicht eine große Pressekonferenz für deine Ankunft geplant?«, fragte ich.
    »Pläne ändern sich.« Sein Lächeln verschwand, und er trat unsicher ein paar Schritte zurück. Ich erinnerte mich, dass er im Krieg ein Bein verloren hatte. Mit einer schnellen Bewegung des Armes führte er mit dem Jo-Jo »Walk the Dog« auf dem hölzernen Fußboden aus. Nach einigen Sekunden verschwand seine Unruhe, und er rollte das Spielzeug wieder in seine Faust auf. Dann sah er uns an. »In ein paar Stunden findet in der Riverside Church eine Kundgebung mit OP statt.«
    »OP?«, fragte ich.
    »One Planet One People. Alle nennen es einfach OP, das ist kürzer. Manchmal sage ich auch OPOP, das erinnert mich immer an Star Wars «, fügte er hinzu und sah dabei an die Decke, als würde er laut denken, statt zu uns zu sprechen. »Wir haben es noch nicht einmal den Medien mitgeteilt«, sagte er seufzend. »Ich glaube, Ginny ist gerade dabei.«
    In diesem Moment öffnete sich die weiße Tür, und ein gertenschlanker Typ mit kurzen, hellbraunen Haaren trat mit einem Stapel Unterlagen heraus und kam auf Daniel zu. Ihm folgte eine untersetzte, gut angezogene Afroamerikanerin mit einem Handy am Ohr.
    »Hier ist deine Rede für heute Abend, Joe, und die neueste Liste mit Opfern aus dem Mittleren Osten. Wir müssen das noch mal besprechen«, sagte der Mann und ignorierte uns dabei vollständig.
    Daniel legte dem Mann eine Hand auf die Schulter und drehte ihn in unsere Richtung. »Chip, wir haben neue Freiwillige, Daphne und Benny«, sagte er. »Daphne, Benny, das sind mein engster Berater, Chip Rogers, und meine Kampagnen-Managerin, LaDonna Chavez.«
    Chavez nickte uns zu,

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