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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Ellbogen. Falls Byron tatsächlich fett geworden war, so hatten die Wochen ohne reichliches Essen und zu viel Wein seine alte Figur wiederhergestellt. Er war ungekämmt und hatte einen Bart, aber sein Gesicht war genauso hübsch wie immer.
    »Ah, eine wunderschöne Dame an meiner Tür«, sagte er. »Ich fürchte, ich bin nicht auf Besuch vorbereitet, meine Liebe, aber kommen Sie doch herein.« Er stand auf, und ein schiefes Grinsen erhellte sein schmutziges Gesicht. Sein Geist war eindeutig ungebrochen.
    Ich wandte mich zu den Wachen um, die inzwischen alle vier an die Kerkertür gekommen waren. »Lasst uns allein«, befahl ich. Sie zögerten, hin- und hergerissen zwischen der Angst vor mir und der Angst, mit dem Kopf zu büßen, wenn Byron entkam. »Wartet am Ende des Korridors, wenn ihr die Tür unbedingt bewachen wollt«, sagte ich und wandte mich wieder dem Gefangenen zu, der mich nun verblüfft anstarrte.
    »Kennen wir uns?«, fragte er. Dann erhellten Erkenntnis und ein breites Lächeln seine feinen Gesichtszüge. »Ich muss träumen. Oder vielleicht bin ich bereits tot. Bist du es wirklich, schöne Daphne? Wie gut erinnere ich mich an unser letztes Treffen – oder zumindest an den Teil, bevor du mein Blut getrunken und mich beinahe getötet hast!«
    »Du scheinst mehr als ein Leben zu haben. Aber wenn ich dich nicht hier heraushole, bringen sie dich um«, erwiderte ich. Auch wenn ich mich Byron nicht näherte, raste mein Puls bei seinem bloßen Anblick. Er besaß das Antlitz eines Engels und den Charme des Teufels. »Uns bleibt keine Zeit, um alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Wie viel haben deine Freunde als Bestechung geboten, um dich frei zu bekommen?«
    »Eine enorme Summe. Aber ich befürchte, dass den Obrigkeiten nach meiner letzten Indiskretion nur der Preis meines Kopfes hoch genug sein wird. Vielleicht sollten wir uns einfach einen Abschiedskuss geben. Oder besser noch, lass mich durch deinen Kuss eines süßen Todes sterben, denn in deinen Armen würde ich mit Freuden mein Leben aushauchen. Geld wird mir dieses Mal nicht die Freiheit erkaufen.« Er trat zu mir in den schwach beleuchteten Korridor. »Bitte vergib mir meinen ungewaschenen Zustand, schöne Dame. Mein Kammerdiener war anderweitig beschäftigt«, scherzte er, doch dann wurde er ernst und fuhr flüsternd fort: »Ich habe dich niemals vergessen, Daphne. Ich habe seit unserer Trennung viele schlimme Dinge getan, weil ich es nicht ertragen konnte, von dir getrennt zu sein.«
    Ich glaubte ihm kein Wort, aber seine bloße Nähe erregte mich. Er gebärdete sich so verwegen und furchtlos wie immer, doch dies war nicht die Zeit für Spielchen.
    »Ich fasse es nicht, dass du versuchst, mich in einem Kerker zu verführen«, erwiderte ich schroff. »Und dann auch noch mit solch leeren Worten. Du hast jede Frau zwischen Italien und England gehabt, die bereit war, sich dir hinzugeben. Ich bin nicht hier, um mich zu amüsieren, sondern um dein wertloses Leben zu retten.«
    »Ich bin tief getroffen. Du schlägst den letzten Wunsch eines verurteilten Mannes aus«, witzelte er.
    »Bist du kräftig genug, um zu kämpfen?«, fragte ich.
    »Ich kann es nicht mit allen vieren aufnehmen, falls du das fragst«, erwiderte er und spähte den Gang hinunter zu den Wachen, die uns beobachteten.
    Ich wandte ihnen den Rücken zu und umfasste mit einer Hand Byrons Nacken. Mit der freien Hand zog ich einen Dolch aus meinem Mieder und reichte ihn ihm. »Wahrscheinlich brauchst du ihn gar nicht«, sagte ich. »Versuche einfach, nicht in Ohnmacht zu fallen bei dem, was ich als Nächstes tue. Ach ja, und könntest du bitte meinen Umhang und meine Schuhe mitnehmen? Ich brauche sie später noch.«
    Byron schüttelte verständnislos den Kopf, doch dann weiteten sich seine Augen, als ich meine Stiefel auszog und den langen Umhang zu Boden gleiten ließ. Darunter war ich nackt. Ich hörte eine der Wachen etwas rufen, doch was nun geschah, war nicht mehr aufzuhalten: Ich verwandelte mich in meine prachtvolle und zugleich furchterregende Vampirgestalt und ließ die Bestie in meinem Innern frei.
    Energie explodierte, und Lichter wirbelten in funkelnden Kreisen um mich herum. Ich wuchs. Flügel entsprangen meinem Rücken, meine Nägel wurden zu Krallen, und meine Haut verwandelte sich in dunklen, samtenen Pelz, auf dem winzige Prismen kleine Regenbogen über die Oberfläche tanzen ließen. Meine langen Haare wanden sich um mich wie Medusas Schlangen, meine Augen funkelten

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