Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
sagte er, hob meine Hand an die Lippen und küsste sie sanft. »Ich habe niemals auch nur ein Wort niedergeschrieben, das darauf schließen ließe, wer oder was du bist. Jede andere Frau habe ich in meinen Versen verspottet, selbst wenn ich ihr sagte, dass ich sie verehre.«
»Du bist unverbesserlich. Und was ist mit deinem Kampf für Italien? Wirst du ihn wieder aufnehmen?«, fragte ich und entzog ihm abrupt meine Hand. »Männer sterben öfter für edle Ziele als für die Liebe.«
»Wenn ich um deine Liebe kämpfen darf, ist mir das mehr Wert als die Freiheit Italiens«, beharrte er.
»Beweis es mir, indem du für immer bei mir bleibst«, sagte ich. Ich wollte seinen Worten so gern Glauben schenken! Die Hitze seines Körpers, der Hauch seines Atems auf meiner Haut, der Charme seiner Erscheinung – all das brachte Freude zurück in mein leeres Leben. Wie Byron vielleicht geschrieben hätte: »Die Asche unsrer Hoffnungen, das kränkt/viel tiefer, als ein Junggeselle denkt.«
Nach wenigen kurzen Nächten in meiner Villa traf ein Brief für Byron von meinem vorherigen Gast Pietro Gamba ein. Als das Dienstmädchen ihm den Brief überbrachte, saßen wir beide gerade in dem rustikalen Esszimmer mit dem Schwert und der Rüstung, die ich beide so sehr verabscheute. Nach eines langen Tages Rast nahmen wir gegen sieben Uhr am Abend unsere erste Mahlzeit ein. Byron legte das süße Brötchen beiseite, das er von einem Tablett in der Mitte des Tisches genommen hatte, erbrach das Siegel des Schreibens und begann zu lesen. Sein Gesichtsausdruck wurde ernst, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
Dann blickte er mich an. Sein Leinenhemd war aufgeknöpft, und seine Haare hingen in Locken herab wie die eines ungestümen Kindes. Ein leichter Anflug von Bart warf einen Schatten auf seine Wangen. Er sah so schön und treuherzig aus wie ein Engel, als er sagte: »Ich muss noch heute Nacht abreisen. Bitte vergib mir.«
Ich erstarrte, während sich in meinem Innern die Gefühle überschlugen. »Warum? War dein Schwur, alles für die Liebe aufzugeben, nur leeres Gerede?«
»Nein. Ich kehre zu dir zurück, sobald meine Rolle im Plan der Carboneria beendet ist. Ich bin dazu verpflichtet, diese letzte Aufgabe zu erfüllen und mich von jenen zu verabschieden, die mir ihre Freundschaft und Treue angetragen haben. Es ist eine Frage der Ehre, bitte verstehe das.«
»Ist die Gräfin Guiccioli Teil deiner ›letzten Aufgabe‹?«, fragte ich bitter, erhob mich und ging zu der offenen Tür, die in den mit Kies bestreuten und vom Duft des Rosmarins erfüllten Hof hinausführte.
Byron trat hinter mich, hob meine Haare und drückte seine Lippen auf meinen Nacken. »Sie ist noch ein Kind und weiß nichts über das, was wir beide füreinander empfinden – und miteinander tun. Ich muss nur rasch nach Pisa reisen und kehre in weniger als vierzehn Tagen zurück – für immer. Ich werde dich sogar heiraten, falls du riskieren willst, unsere süße Liebelei durch eine Ehe zu beenden. Wir wissen beide, wie sehr sich die grell lodernde Leidenschaft eines Liebhabers von der treu ergebenen eines Ehemannes unterscheidet.« Er drehte mich um, streifte das Oberteil meines Kleides über die Schultern und küsste meinen Hals und meine Brüste. Dann hob er meinen Rock hoch.
Schwach wie ich war, ließ ich zu, dass er mich auf dem steinernen Boden des Esszimmers nahm, wo jeden Augenblick ein Dienstbote hereinkommen konnte. Wieder spürte ich kalten Stein unter und den harten Körper Byrons auf mir, und wieder ergriffen Verlangen, Wut und Blutdurst von mir Besitz. Meine Zähne wurden lang und spitz, und hin- und hergerissen zwischen Wut und Leidenschaft war ich kurz davor, ihn zu beißen. Das Geräusch von Pferdehufen auf dem Hof rettete ihn – und mich.
Byron erhob sich, streichelte über meine Wange und wischte eine Träne beiseite, die trotz aller Bemühungen meinem Auge entronnen war. »Ich komme zurück, mein süßes Lamm«, sagte er. »Unser Idyll wird nicht enden. Wie sehr liebe ich dich und die Stunden der Dämmerung!«
Kurz darauf war er verschwunden. Tage später erhielt ich eine Nachricht von meiner Mutter, dass sich Byron und Pietro Gamba an Bord eines Schiffes befanden, um die Revolutionäre in Griechenland zu unterstützen. Mein Herz wäre beinahe gebrochen, doch dann schloss sich der Panzer erneut darum, und es wurde härter als zuvor.
Die Geschichte wiederholte sich. Darius, ebenfalls von inneren Dämonen gequält, umarmte Krieg
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