Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
und Ideale weitaus leidenschaftlicher als mich, ließ mich jedoch in dem Glauben, dass er mich wirklich liebte. In Wahrheit benutzte er mich und betrog mich mit seiner früheren Freundin, die darüber hinaus versucht hatte, mich umzubringen.
Der Attentäter Gage hatte eine Menge mit Darius gemeinsam – beide waren ehemalige Mitglieder der Spezialeinheiten, und beide nutzten ihre Kenntnisse, um zu töten. Gage wurde ausgeschickt, um einen Mann mit Idealen zu erschießen, Darius hatte einst als Vampirjäger gearbeitet und meinen Traum von einer funktionierenden Beziehung zerstört – einer Beziehung, die ewig hätte halten können, nachdem ich ihn zu einem Vampir gemacht hatte.
Mit eisiger Klarheit wurde mir plötzlich bewusst, was Fudd gesagt hatte. Gage war »seltsam« und »irgendwie unmenschlich«. Vielleicht war Gage ja überhaupt kein Mensch. Doch was war er dann? Ein Vampir? Ein schrecklicher Gedanke zog mir die Eingeweide zusammen. Hätte sich Darius nicht gerade auf einem anderen Kontinent befunden, hätte ich ihn nicht nur über Gage ausgefragt. Ich hätte ihn beschuldigt, selbst der Attentäter zu sein. Die bloße Vorstellung machte mich krank. Ich wollte das Schlimmste von Darius denken, damit es weh tat und ich ihn leichter aus meinen Gedanken verbannen konnte. Außerdem konnte Tallmadge genauso gut Gage sein – im Grunde war er sogar um einiges verdächtiger. Was wäre das für eine Ohrfeige für unsere Organisation, wenn Tallmadge rekrutiert worden wäre, um gegen sich selbst zu ermitteln!
Trotzdem glaubte ich nach wie vor, dass Darius mir bei der Suche nach Gage behilflich sein konnte. Die Gemeinschaft der Navy SEALs und Army Rangers war klein und engmaschig. Ich musste ihn unbedingt fragen. Na sicher, das musste ich un-be-dingt tun . Ich suchte doch bloß nach einem Anlass, um mit ihm Kontakt aufzunehmen! Unsere Beziehung war vorbei. Ich musste nach vorn schauen, Darius vergessen und Fitz eine Chance geben. Fitz’ Reaktion auf das Geständnis meiner Vampir-Identität machte ihn zu jemand Außergewöhnlichem. Ich war eine verdammte Närrin, wenn ich Darius nicht ein für alle Mal ad acta legte und dankbar war für die Perspektive, die Fitz mir bot.
Aber wurden nicht die meisten Frauen zu Närrinnen im Angesicht der Liebe?
Mit all diesen Gedanken flog ich neben Benny her weiter in Richtung Heimat.
Nach einer kurzen Zwischenpause, die wir kopfüber an den luftigen Stahlbogen der Bayonne Bridge über dem Kil Van Kull hängend verbrachten, folgten Benny und ich der Küstenlinie, vorbei an Elizabeth, Newark und Jersey City nach New York Harbor, von wo aus wir schließlich nach Manhattan flogen. Wir erreichten die Upper West Side, noch lange bevor die ersten Strahlen des Tages den Horizont erhellten. Nachdem ich auf dem Mauersims vor meiner Wohnung gelandet war, warf Benny mir eine Kusshand zu und flog weiter Richtung Uptown.
Ich war hundemüde, aber ich hatte Verpflichtungen und konnte nicht einfach in meinen Sarg taumeln. Jade musste vor die Tür, sie hatte mal wieder einen längeren Spaziergang verdient. Schließlich war sie kein kleiner Yorkie, der sein Geschäft zur Not auf einem Stück Zeitungspapier verrichten konnte. Widerstrebend, aber entschlossen, nicht meinem Verlangen nach Schlaf nachzugeben, zog ich eine Jeans, ein altes graues Sweatshirt und meine schweren Frye Boots an und streifte eine Jacke über – zusammen mit ein paar Vorsätzen.
Während ich mich anzog, ermahnte ich mich, endlich aufzuwachen und klar zu sehen. Mit jedem Knopf meiner Jacke sprach ich ein Mantra vor mich hin: Scheiß auf Darius (Knopf); scheiß auf Tallmadge (Knopf); scheiß auf J (Knopf). Vielleicht hätte ich J nicht mit in den Topf werfen sollen, aber schließlich war er auch kein Märchenprinz. Hallo, Fitz (letzter Knopf).
Ich fragte mich, wie die ganze Fitzmaurice-Sippe wohl auf eine Hochzeit in einer Gruft reagieren würde, mit Orgelmusik aus Transsylvanien und einer Einladung zur Verwandtschaft nach Rumänien (die Dracula-Sippe lebt immer noch dort). Das war natürlich Quatsch. Aber ich wusste, dass Fitz einen großen Diamanten hervorziehen und mir einen Antrag machen würde, sobald wir anfingen, miteinander ins Bett zu gehen. Jede Frau kann meist vom ersten Date an einschätzen, welchen Typ Mann sie vor sich hat. Typ Nr. 1 weigert sich kategorisch, über Nacht zu bleiben, nachdem man miteinander geschlafen hat. Typ Nr. 2 ist sofort bereit zusammenzuziehen, behält allerdings sein eigenes Konto
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