Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
sich Benny ihrer Kleidung entledigte. »Was zum Teufel machst du da?«, rief ich.
»Ich habe vor, jemandem den Arsch aufzureißen«, sagte sie. Energie wirbelte um sie herum, während sie sich von einem kleinen Mädchen vom Lande in eine schlanke, goldbepelzte Vampir-Fledermaus verwandelte, mit ausgebreiteten Schwingen und ausgestreckten Klauen.
»Benny!«, erwiderte ich ärgerlich. »Dafür haben wir keine Zeit.«
»Immer habt ihr alle keine Zeit. Ich werde einer gewissen Gräfin zu verstehen geben, dass mit einer Südstaaten-Lady nicht zu spaßen ist«, sagte sie und verschwand nach draußen. Ich flog hinter ihr her.
Benny mochte vorgehabt haben, ihre Gastgeberin windelweich zu prügeln, aber wir mussten schnell feststellen, dass weder die Gräfin noch Tallmadge irgendwo zu sehen waren. Während wir über den Irrgarten flogen und nach den beiden Ausschau hielten, bot sich uns ein abscheulicher Anblick aus Leichen, panisch fliehenden Menschen und Blutlachen. Ein riesiger männlicher Vampir jagte ein schmächtiges, rothaariges Mädchen und warf es zu Boden. Zuerst flehte es ihn an aufzuhören, dann schlug es mit den Fäusten nach ihm. Doch als er nur lachte und die Kleine in die Arme nahm, ergab sie sich ihm, außerstande, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Sie hob ihren Nacken und bot sich ihm dar, und er beugte sich über sie, biss sie und trank so viel und so begierig, dass sie dies kaum überleben würde.
Aus anderen Bereichen des Irrgartens drangen ohrenbetäubende Schreie zu uns. Benny sah mich an und rief mit wutverzerrtem Gesicht: »Können wir das irgendwie aufhalten?«
»Nein!«, schrie ich über den Wind hinweg. »Dafür sind es zu viele.«
»Dann richten wir wenigstens ein bisschen Schaden an«, sagte sie, und bevor ich sie davon abhalten konnte, stürzte sie sich mit rasender Geschwindigkeit auf einen Vampir, der gerade einen gutaussehenden jungen Mann verfolgte. Benny rammte den Vampir mit voller Wucht, so dass er ausgestreckt zu Boden fiel.
»Hey!«, rief er und rappelte sich wieder auf. »Erjag dir gefälligst deine eigene Beute. Der hier gehört mir!«
»Das Einzige, was dir gehört, Arschloch, ist das hier«, schrie Benny, holte aus und schlug der überraschten Fledermaus mitten ins Gesicht. Dann rammte sie ihm den Ellbogen gegen die Schläfe und trat ihn in die Leistengegend. In der Zwischenzeit flog ich zu dem verängstigten Jungen. »Ich bringe dich von hier fort«, sagte ich. »Keine Angst, ich tu dir nichts. Klettere auf meinen Rücken.«
Der Junge zögerte.
»Entweder du kletterst hoch, oder du stirbst!«, sagte ich barsch. Er entschied sich für meinen Rücken, und ich rief: »Benny! Komm jetzt!«
»Nein! Ich bin noch nicht fertig mit den Typen. Ich such mir noch ein paar. Wir sehen uns beim Pool!«, rief sie fröhlich und sauste eine Gasse entlang auf einen mageren weiblichen Vampir zu, der eine muskulöse junge Frau in den Klauen hielt.
Ich benötigte all meine Kraft, um mich mit meiner Fracht in die Luft zu erheben, und flog über den Irrgarten hinweg zurück zum Pool. Dort ließ ich den Jungen absteigen und sagte: »Verschwinde von hier. Bis zur Straße ist es nicht weit. Lauf, bevor irgendjemand kommt!«
In seinem verängstigten Zustand antwortete mir der Junge nicht einmal und rannte wortlos die Auffahrt hinunter in Richtung Hauptstraße. In diesem Moment landete Benny mit der kräftig gebauten jungen Frau, die sich in Todesangst an ihren Hals klammerte, neben mir. Sie ließ Bennys Hals los, und ich wies in Richtung des Jungen, dem sie eilends hinterherlief. Hoffentlich schafften die beiden es.
»Und jetzt?«, fragte Benny.
Ich zuckte mit den Schultern. »Wir haben kein Auto.«
»Aber alle Kinder Gottes haben Flügel«, erwiderte sie und grinste dümmlich. »Also lass uns fliegen.«
»Besser, als zu laufen«, stimmte ich zu. Wir taten einen mächtigen Hüpfer und erhoben uns in den Nachthimmel. Bis nach New York waren es nur etwa achtzig Kilometer, vielleicht sogar ein bisschen weniger, da wir in Luftlinie flogen. Trotzdem würde es anstrengend werden. Aber wir konnten uns zwischendurch an einen Ast hängen, falls wir müde wurden. Es war noch nicht einmal Mitternacht. Wir würden es schaffen.
Ich flog näher zu Benny, damit wir uns unterhalten konnten. »Was zum Teufel ist eigentlich passiert?«, fragte ich. »Warum hat die Gräfin dich gekidnappt?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte sie. »Ich weiß nur, dass sie mich die ganze Zeit über ihre
Weitere Kostenlose Bücher