Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
Versicherung genannt hat.«
»Vielleicht ist sie bloß eifersüchtig und vollkommen verrückt«, warf ich ein. »Ich habe ihr Dossier gelesen, sie ist schon ziemlich alt.« Mar-Mar hatte mich zwar gebeten, die Informationen über die Gräfin geheim zu halten, aber ich empfand keinerlei Loyalität gegenüber der anonymen Organisation, die mich rekrutiert hatte. Auch wenn ich nur selten die Anweisungen meiner Mutter ignorierte, galt meine Loyalität in erster Linie meinen Freunden. In meinen Augen besaß Benny das Recht, alles über den Vampir zu erfahren, der sie beinahe umgebracht hätte.
»Sie ist vielleicht ein bisschen durchgeknallt, aber nicht dumm«, sagte Benny. »Und sie führt irgendetwas im Schilde, auch wenn ich nicht genau weiß, was. Ich hatte leider keine Chance herumzuschnüffeln.«
»Hast du eine Ahnung, wie Tallmadge in das Bild passt?«, fragte ich und bemerkte, dass sich Traurigkeit wie ein Schleier über Bennys strahlende Augen senkte.
»Er ist ein Scheißkerl, Daphy. Nichts weiter als ein verdammter Scheißkerl. Es war nichts Ernstes zwischen uns, aber wir hatten eine Menge Spaß im Bett. Dann stellte er mich der Gräfin vor, und von da an wurde alles ein bisschen merkwürdig.«
»Das habe ich gemerkt«, sagte ich, während wir auf und nieder flatterten und nach den Lichtern des Highway Ausschau hielten.
»Normalerweise vertrage ich eine ganze Menge Alkohol, aber bei den Drinks im Club war es irgendwie anders. Ich konnte schon bald nicht mehr geradeausdenken. Zuerst gefiel es mir. Dieser Club war mal etwas anderes. Außerdem habe ich einige ziemlich süße Typen kennengelernt. Stimmen eigentlich die Gerüchte, die ich über dich und diesen Ducasse gehört habe?«
»Ich möchte nicht gern darüber sprechen«, erwiderte ich.
»Ach, Süße, das tut mir leid. Hat es dir denn niemand gesagt?«
»Was denn?«, fragte ich und hielt den Atem an.
»Nun ja, er ist wirklich ziemlich nett und nennt sich selbst einen Poeten, aber er ist ein klassischer Satyr. Er kann sein Ding einfach nicht in der Hose lassen. Wenn man nur seinen Spaß mit ihm haben will, ist das vollkommen okay. Er kann anscheinend wieder und wieder. Genau mein Typ für ein Date.« Sie kicherte, dann sah sie mich besorgt an. »Du hast dich doch hoffentlich nicht in ihn verknallt, oder, Süße?«
»Um ehrlich zu sein, mag ich ihn nicht einmal besonders«, sagte ich. Wir folgten dem Verlauf einer Straße ostwärts Richtung New York. Die Nacht war klar, und der Flugwind blies meinen Kopf wieder frei. »Erzähl lieber, was dir passiert ist.«
Sie seufzte tief auf. »Nachdem wir rumgemacht hatten, ließ mich Tal beide Male allein im Club zurück. Mir machte es nichts aus, denn ich hatte eine Menge Spaß bei den Spielen – und es war wirklich harmlos, Daphy, eine Menge alberner Sex, weiter nichts. Die Gräfin war ebenfalls dort und beobachtete mich, verhielt sich aber auch immer sehr aufmerksam mir gegenüber. Vor zwei Nächten, glaube ich – ich habe das Zeitgefühl verloren –, kehrte Tal nach ein paar Stunden zurück und flüsterte mir zu, dass sich die Gräfin über eine Ménage à trois freuen würde, du weißt schon, einen Dreier. Ich bin kurz ausgeflippt und habe ihm gesagt, dass ich nicht auf Frauen stehe, dass ich aber gegen einen von den jungen Sexprotzen absolut nichts einzuwenden hätte. Das wollte er wiederum nicht, aber er war mir auch überhaupt nicht böse, sondern hat versprochen, dass wir uns später allein vergnügen würden. Dann hat er mir noch etwas zu trinken gebracht.
Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Ich hatte einen absoluten Filmriss und weiß nicht, wann ich den Club verlassen habe oder wie ich nach Jersey gekommen bin. Irgendwann bin ich dann in dem Zimmer aufgewacht und fühlte mich, als wäre ich einmal durchgeschleudert und dann nass zum Trocknen aufgehängt worden. Und noch bevor ich meine Gedanken sortiert hatte, kam auch schon die Gräfin mit ihren Schlägertypen und hat mich in Ketten gelegt.«
»Das tut mir so leid!«, sagte ich. »Ich hätte dich im Club nicht allein lassen dürfen.«
»Ach was, Daphy, du bist doch nicht meine Mutter. Außerdem wusste ich die ganze Zeit, dass du mich retten würdest. Also, falls ich mich vorhin noch nicht bedankt habe – danke.«
»Du hättest dasselbe für mich getan«, murmelte ich.
»Ganz sicher«, erwiderte sie.
Wir schwiegen für den Rest des Fluges. Unter uns befand sich die Route 78, die uns zum Flughafen von Newark führen würde.
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