Rendezvous Mit Dem Universum
mitzubewerten. Ist es ein Zeichen mangelnder Intelligenz, dass außer dem Menschen kein Tier in der Lage war, die Vergewaltigung zu erfinden? Ist die »intelligente Bombe«, die von sich aus kaum Fehler machen kann, deshalb intelligenter als wir? Oder
ist der Gelehrte, der diese Bombe erfand, dümmer als ein Wurm? Wie jede andere Art von Reichtum ist auch eine hohe Intelligenz nur so viel wert wie der Nutzen, den sie dem Ökosystem bringt, in dem wir alle leben. Nur mit Liebe und Mitgefühl gepaart kann Intelligenz ein Segen für uns sein!
Zum Abschluss dieser Zwischenbemerkung nur noch eine aktuelle Aussage aus dem Netz, die 2010 fast wörtlich wiederholt, was ich 1996 geschrieben habe und Sie weiter oben gerade lesen durften: »Um es klar zu sagen: Es gibt bis zum heutigen Tage keine eindeutige, wissenschaftlich gesicherte Ansicht darüber, was Intelligenz sein soll.«)
Es ist nicht einfach, nach Intelligenz im Weltraum (oder in der Schule) zu suchen, wenn man keine Ahnung hat, was man eigentlich sucht. Wir wissen das, und die NASA müsste es eigentlich auch wissen. Aber weder die NASA noch wir werden die Suche deshalb aufgeben. Nur werden wir erstmal auf der Erde bleiben, um vielleicht doch noch ein wenig mehr über das Thema zu begreifen. Auch wenn es »keine allg. anerkannte Definition« gibt, hat ja jeder von uns eine Vorstellung von Intelligenz. Geist, Wissen,Verständnis, Denken und Erkennen sind Begriffe, die in jeder Enzyklopädie unter dem Stichwort
auftauchen. Dass Fantasie und Kreativität nicht dabei sind, zeigt vor allem, dass unsere Enzyklopädien noch immer Produkte der fortschrittsgläubigen, bürgerlichen Gesellschaft sind. Und natürlich sind all das keine naturwissenschaftlichen Werte, sondern samt und sonders Werte, die wir nur deshalb anerkennen, weil wir sie schlecht leugnen können.
Die Naturwissenschaft versucht der Intelligenz im Gehirn auf die Schliche zu kommen, hat aber außer Spuren ihrer Anwesenheit dort nichts gefunden. Das Hirn von Einstein ist nichts Außergewöhnliches, und er selbst hat ja behauptet, dass wir höchstens zehn Prozent davon benutzen - er auch. Das Hirn eines Neandertalers soll nicht kleiner gewesen sein als unseres. Entweder hat der nur mit sechs oder sieben Prozent gedacht, oder wir sind gar nicht intelligenter. Wer, glauben Sie, würde länger durchhalten: ein durchschnittlicher Düsseldorfer in der Eiszeit oder ein durchschnittlicher Neandertaler in Düsseldorf? Es sieht so aus, als ob so oder so der weniger durchschnittliche die besseren Karten hat - der intelligentere. Es sieht so aus, als ob die Intelligenz ein Lieblingskind der Evolution ist. Und es sieht so aus, als ob wir immer noch in der Anfangsphase der Entwicklung der Intelligenz stecken. Dabei macht die kollektive Intelligenz geradezu
atemberaubende Fortschritte. Im Grunde durchläuft sie eine ähnlich drastisch ansteigende Kurve wie die Bevölkerungszahl.Vielleicht ist die eine Kurve sogar abhängig von der anderen. Das Gehirn ist zwar nicht größer geworden - wozu auch, wenn wir es kaum nutzen -, aber es gibt bald sieben Milliarden Hirne, statt nur einer Milliarde wie vor gut hundert Jahren.
Noch wichtiger aber als die zunehmende Zahl ist die ständig wachsende Vernetzung zwischen diesen Hirnen. Für die kollektive Intelligenz ist die Vernetzung der Einzelhirne ähnlich entscheidend wie die Vernetzung der Neuronen für die individuelle. Weltweit passiert gerade etwas, was der Entwicklung des Einzelhirns in einer frühen Phase entspricht:Verbindungen entstehen, wichtige werden verstärkt und unwichtige vergessen. Dabei gibt es einen Rückkopplungseffekt, der im kollektiven Hirn noch deutlicher zum Tragen kommt als im einzelnen: Je höher der augenblickliche Grad der Intelligenz, desto größer sind die Chancen, sich verbesserte Möglichkeiten zur Erweiterung derselben zu verschaffen. Global gesehen steht heute jedermann das gesamte Wissen der Menschheit zur Verfügung, und jeder neue Gedanke kann blitzschnell verbreitet werden.
Obwohl die kollektive Intelligenz also boomt, wie wir sehen, wissen wir immer noch nicht, von
was wir sprechen. Dafür wissen wir sehr gut, was wir wollen - die Einzigen sein, die es haben. Noch vor hundert Jahren wurde als entscheidender Unterschied zwischen Mensch und Tier das Fehlen der Intelligenz bei Letzterem angeführt. Und noch heute suchen wir, wenn wir nach Intelligenz suchen, nach menschlicher. Entschlossen wird Verhalten, das nicht dumm ist, als instinktiv
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