Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
Vom Netzwerk:
steht dir frei, einen Anwalt mitzubringen. Ich rate dir, einen Anwalt mitzubringen«, fügte sie in der Hoffnung, dass er die Bedeutung ihres Ratschlages verstand, eindringlich hinzu. »Wenn du nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden vorstellig wirst, wirst du von der Garde der Raumstation auf die Erde zurückeskortiert. Verstehst du, welche Rechte und Pflichten du in dieser Sache hast?«
    »Natürlich. Ich werde die notwendigen Vorkehrungen treffen. Auf Wiedersehen, Lieutenant.«
    Dann wurde der Bildschirm schwarz.

14
    E rschütterter als sie es sich eingestehen wollte, betrat Eve am folgenden Morgen Dr. Miras Büro. Auf Miras Aufforderung hin setzte sie sich auf einen Stuhl und faltete, um sich nicht durch irgendwelche nervösen Gesten zu verraten, die Hände ordentlich im Schoß.
    »Hatten Sie genügend Zeit, um das Täterprofil zu erstellen?«
    »Sie haben gesagt, es wäre dringend.« In der Tat hatte Mira beinahe die ganze Nacht damit verbracht, Berichte zu lesen und schließlich auf der Grundlage ihrer Erfahrung und psychologischer Diagnosetechniken ein Profil erstellt. »Ich hätte gern mehr Zeit, um daran zu arbeiten, aber ich kann Ihnen zumindest schon einmal einen groben Gesamtüberblick geben.«
    »In Ordnung.« Eve lehnte sich nach vorn. »Was für ein Mensch ist er?«
    »Er ist beinahe sicher zutreffend. Verbrechen dieser Art werden traditionsgemäß nicht am eigenen Geschlecht verübt. Der Täter ist demnach männlich, überdurchschnittlich intelligent, mit soziopathischen und voyeuristischen Neigungen. Er ist kühn, aber nicht allzu risikobereit, auch wenn er sich selbst wahrscheinlich dafür hält.«
    Sie verschränkte ihre schlanken Finger und kreuzte die Beine. »Seine Verbrechen sind gut durchdacht. Ob er Sex mit seinen Opfern hat oder nicht, ist reiner Zufall. Sein Vergnügen und seine Befriedigung erfährt er durch die Auswahl des Opfers, die Vorbereitung und die Ausführung der Tat.«
    »Warum Prostituierte?«
    »Kontrolle. Sex bedeutet Kontrolle. Und er muss Menschen und Situationen kontrollieren. Den ersten Mord verübte er wahrscheinlich aus einem plötzlichen Impuls heraus.«
    »Warum?«
    »Die Gewalt, seine eigene Fähigkeit zur Ausübung einer solchen Gewalt, hat ihn eindeutig überrascht. Er hat reagiert, ist zusammengezuckt, hat zischend ein- und unsicher wieder ausgeatmet. Dann jedoch hat er sich überraschend schnell erholt und sich darangemacht, sich systematisch vor Entdeckung zu schützen. Er will nicht erwischt werden, obwohl er die Bewunderung und auch die Angst der anderen will – nein, eher noch braucht. Deshalb die Aufnahmen.«
    »Er benutzt antike Waffen«, fuhr sie mit derselben ruhigen Stimme fort. »Diese Waffen sind teuer, ein Statussymbol. Wieder ein Zeichen seines Verlangens nach Macht und nach Kontrolle. Er lässt sie am Tatort zurück, um zu zeigen, dass er einzigartig ist. Er findet Gefallen an der unverhohlenen Gewalt und dem unpersönlichen Aspekt eines Mordes aus der Distanz. Er findet es bequem und gleichzeitig erhaben. Die Festlegung der Zahl der Opfer erfolgt, um zu zeigen, dass er organisiert und präzise vorgeht. Er ist eindeutig ehrgeizig.«
    »Könnte es sein, dass er von Anfang an wusste, welche sechs Frauen er umbringen will? Dass er sechs genaue Ziele hatte?«
    »Die einzig bisher erkennbare Verbindung zwischen den drei Opfern besteht in ihrem Beruf«, setzte Mira an und wollte, obgleich sie sah, dass Eve bereits zu demselben Schluss gelangt war, diesen noch bestätigen. »Demnach geht es ihm offensichtlich um die Profession. Meiner Meinung nach wählt er die Frauen dann eher willkürlich aus. Wahrscheinlich bekleidet er einen hohen Posten, ganz sicher trägt er beruflich ein hohes Maß an Verantwortung. Falls er eine Sexualpartnerin oder Ehefrau hat, ist diese sicher unterwürfig. Frauen gegenüber empfindet er Verachtung. Um seine Abscheu und seine Überlegenheit zu demonstrieren, entwürdigt und erniedrigt er seine Opfer nach dem Tod. Für ihn sind seine Taten keine Verbrechen, sondern Augenblicke persönlicher Macht, persönliche Statements.«
    »In den Augen vieler Menschen handelt es sich bei der Prostitution um einen wenig angesehenen Beruf. Der Täter erachtet Frauen als minderwertig und Prostituierte als verachtenswert, obgleich er sich ihrer zum Zwecke der eigenen Befriedigung durchaus bedient. Er hat Spaß an seiner Arbeit, Lieutenant. Er hat daran einen Riesenspaß.«
    »Ist es Arbeit, Doktor, oder eine Mission?«
    »Er hat keine Mission.

Weitere Kostenlose Bücher