Rendezvous mit einem Mörder
schwieg einen Moment, ehe sie schließlich herausbrachte: »Das entspricht nicht dem bisherigen Verhaltensmuster. Und es wäre ziemlich dämlich. Roarke jedoch ist alles andere als dämlich.«
»Lieutenant – «
»Das Ding wurde ihm untergejubelt. Ganz eindeutig. Per Computer ersteigert. Jeder zweitklassige Hacker kann unter Verwendung der Passnummer eines anderen mitbieten. Wie wurde die Waffe bezahlt?«, schnauzte sie Feeney an.
»Um das herauszufinden, muss ich mich direkt an Sotheby’s wenden, wenn sie morgen öffnen.«
»Ich wette, bar, per elektronischer Überweisung. Das Auktionshaus kriegt das Geld, weshalb also sollte man dort etwas hinterfragen?« Ihre Stimme mochte ruhig sein, doch ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. »Und die Lieferung. Sicher elektronisch postlagernd. Dafür braucht man noch nicht mal eine Passnummer. Es genügt, wenn man den Liefercode eingibt.«
»Dallas«, sagte Whitney in geduldigem Ton. »Holen Sie ihn zum Verhör.«
»Ich kann nicht.«
Seine Augen blieben reglos. »Das ist ein direkter Befehl. Falls Sie irgendein persönliches Problem haben, heben Sie sich das für Ihre Freizeit auf.«
»Ich kann ihn nicht abholen«, wiederholte sie. »Er ist in der Raumstation FreeStar One, was ziemlich weit entfernt ist von unserem neuen Tatort.«
»Wenn er behauptet hat, er ist auf FreeStar One – «
»Das hat er nicht getan«, unterbrach sie ihren Chef. »Und genau in diesem Punkt hat der Killer einen Fehler gemacht. Roarkes Reise ist geheim, nur sehr wenige Leute wissen überhaupt davon. Offiziell ist er hier in New York.«
Commander Whitney nickte. »Dann überprüfen wir besser, wo er sich tatsächlich aufhält. Und zwar auf der Stelle.«
Ihr Magen zog sich zusammen, als sie vor Whitneys Tele-Link Platz nahm und innerhalb von Sekunden Summersets affektierte Stimme an ihre Ohren drang. »Summerset, hier ist Lieutenant Dallas. Ich brauche sofortigen Kontakt zu Roarke.«
»Roarke ist in einer wichtigen Besprechung, Lieutenant. Ich kann ihn also unmöglich stören.«
»Verdammt, er hat Ihnen gesagt, dass Sie mich zu ihm durchstellen sollen. Das hier ist eine polizeiliche Ermittlung. Geben Sie mir die Durchwahl, oder ich komme persönlich zu Ihnen rüber und schleife Ihren knochigen Arsch wegen Behinderung der Justiz vor ein Gericht.«
Summersets Miene wurde noch verschlossener. »Ich bin nicht befugt, Ihnen die Nummer zu geben. Aber ich werde Sie durchstellen. Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld.«
Eves Handflächen begannen zu schwitzen, während sie darauf wartete, dass etwas geschah. Sie fragte sich, wessen Idee es wohl gewesen war, während der Wartezeit derart zuckersüße Musik spielen zu lassen. Ganz sicher nicht die von Roarke. Dafür hatte er einfach zu viel Klasse.
O Gott, was würde sie machen, wenn er nicht dort war, wo er sich ihrer Meinung nach befand?
Das Blau des Bildschirms zog sich zu einem Punkt zusammen, öffnete sich wieder, und sie erblickte Roarke, eine Spur von Ungeduld in seinen Augen, ein halbes Lächeln im Gesicht.
»Du rufst zu einem ungünstigen Zeitpunkt bei mir an. Kann ich vielleicht später zurückrufen?«
»Nein.« Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass Feeney bereits den Übertragungspartner ermittelte. »Ich muss überprüfen, wo du dich augenblicklich befindest.«
»Wo ich mich befinde?« Er zog die Brauen in die Höhe. Offensichtlich hatte er ihr etwas angesehen, obwohl Eve geschworen hätte, dass sie völlig unbeteiligt blickte. »Was ist los, Eve? Was ist passiert?«
»Sag mir, wo du dich gerade aufhältst. Bitte sag mir, wo du bist.«
Er sah sie schweigend an. Eve hörte, wie jemand etwas zu ihm sagte und wie er ungeduldig abwinkte. »Ich bin zur Zeit mitten in einem Treffen mit dem Präsidium der Raumstation FreeStar, Quadrant sechs, Abschnitt Alpha. Weitwinkel«, befahl er, und das Tele-Link zeigte ein Dutzend Männer und Frauen an einem großen, runden Tisch.
Durch eine der verglasten Wände sah man hell blitzende Sterne und das perfekte blau-grüne Rund der Erde.
»Meine Ermittlungen bestätigen seine Behauptung«, flüsterte Feeney. »Er ist tatsächlich im Moment auf FreeStar One.«
»Roarke, bitte schalte einen Augenblick um auf Privatmodus.«
Mit steinerner Miene griff er nach einem Kopfhörer. »Ja, Lieutenant?«
»Eine auf deinen Namen registrierte Waffe wurde am Schauplatz eines Mordes sichergestellt. Ich muss dich bitten, bei der nächstmöglichen Gelegenheit zu einem Verhör zu erscheinen. Es
Weitere Kostenlose Bücher