Rendezvous mit einem Mörder
Du brauchst keine Angst zu haben. Ich schlage keine Frauen – und ich ermorde sie auch nicht.«
»Lass mich in Ruhe.« Sie wandte sich ab und umklammerte die Lehne des Sofas, auf dem die Katze hockte und sie interessiert ansah. Die Gefühle, die in ihr aufwallten, sprengten ihr beinahe die Brust. »Du wirst es nicht schaffen, mir Schuldgefühle einzureden dafür, dass ich getan habe, was ich tun musste.«
»Du hast mich verletzt, Eve.« Wieder machte es ihn wütend, dass sie es überhaupt schaffte, ihn derart zu berühren. »Hättest du mir nicht einfach sagen können, dass du an meine Unschuld glaubst?«
»Nein.« Sie kniff die Augen zu. »Gott, ist dir nicht klar, dass dann alles noch schlimmer gewesen wäre? Wenn Whitney an meiner Objektivität hätte zweifeln müssen, wenn Simpson auch nur hätte ahnen können, dass ich dich anders als andere Verdächtige behandle, wäre alles noch grausiger verlaufen. Ich hätte weder so schnell ein Täterprofil erstellen lassen noch Feeney veranlassen können, umgehend die Spur der Waffe zurückzuverfolgen, um jede mögliche Verbindung zu dir ad absurdum zu führen.«
»So weit habe ich nicht gedacht«, sagte er leise. »Ich habe überhaupt nicht gedacht.« Er legte eine Hand auf ihre Schulter, doch sie schüttelte sie ab und starrte ihn zornig an.
»Verdammt, ich habe dir gesagt, du sollst einen Anwalt mitbringen. Ich habe es dir gesagt. Wenn Feeney nicht die richtigen Knöpfe gedrückt hätte, hätten sie dich festhalten können. Du bist nur deshalb draußen, weil er die richtige Fährte verfolgt und weil das Täterprofil nicht auf dich gepasst hat.«
Wieder versuchte er sie zu berühren, und wieder zuckte sie zurück. »Scheint, als hätte ich keinen Anwalt, sondern nur dich gebraucht.«
»Das ist jetzt egal.« Sie rang mühsam um Beherrschung. »Hauptsache, es ist vorbei. Die Tatsache, dass du ein unantastbares Alibi für die Tatzeit hast und dass die Waffe dir ganz offensichtlich untergejubelt worden ist, lenkt den Verdacht in eine andere Richtung.« Ihr war übel, und zugleich empfand sie eine unerträgliche Erschöpfung. »Vielleicht bist du noch nicht von jedem Verdacht befreit, aber Dr. Miras Täterprofile sind für gewöhnlich Gold wert. Niemand kommt an ihren Gutachten vorbei. Sie hat dich als Täter ausgeschlossen, und ihr Urteil hat sowohl gegenüber der Polizei als auch gegenüber dem Staatsanwalt einiges Gewicht.«
»Die Polizei und der Staatsanwalt waren mir vollkommen egal.«
»Das hätten sie aber nicht sein sollen.«
»Scheint, als hättest du dir diesbezüglich bereits genug Sorgen gemacht. Es tut mir wirklich Leid.«
»Vergiss es.«
»Seit ich dich kennen gelernt habe, habe ich bereits viel zu häufig Schatten unter deinen Augen sehen müssen.« Er fuhr mit einem Daumen über ihre Wange. »Es gefällt mir nicht, für die Schatten, die ich jetzt sehe, verantwortlich zu sein.«
»Ich bin selbst für mich verantwortlich.«
»Und ich hatte nichts damit zu tun, dass dein Job in Gefahr geraten ist?«
Der verfluchte Feeney, dachte sie erbost. »Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und trage auch die Konsequenzen meines Handelns selbst.«
Dieses Mal nicht, dachte er bestimmt. Dieses Mal trüge sie die Konsequenzen nicht vollkommen allein. »Als ich in der Nacht nach unserem Zusammensein bei dir angerufen habe, konnte ich sehen, dass du Sorgen hattest, aber du hast mir nichts davon erzählt. Erst Feeney hat mich darüber aufgeklärt, weshalb du in jener Nacht so unglücklich gewirkt hast. Dein wütender Freund wollte mich dafür bezahlen lassen, dass ich dich derart unglücklich gemacht habe. Und er hat es geschafft.«
»Feeney hatte kein Recht – «
»Vielleicht nicht. Aber er hätte mich gar nicht erst so wütend attackieren müssen, wenn du dich mir anvertraut hättest.« Er packte ihre beiden Arme. »Wende dich jetzt nicht von mir ab«, warnte er mit leiser Stimme. »Du hast das Talent, dich vor den Menschen zu verschließen. Aber mir gegenüber wirst du damit nicht durchkommen.«
»Was hast du denn erwartet? Vielleicht, dass ich schluchzend zu dir kommen würde? ›Roarke, du hast mich verführt, und jetzt bin ich in Schwierigkeiten. Bitte hilf mir da heraus.‹ Verdammt, du hast mich nicht verführt. Ich war mit dir im Bett, weil ich es wollte. Weil ich es genug wollte, als dass mir meine ethischen Grundsätze egal waren. Dafür hat man mir auf die Finger geklopft, aber damit komme ich zurecht. Ich brauche keine Hilfe.«
»Richtiger
Weitere Kostenlose Bücher