Rendezvous mit einem Mörder
Fragen, die, wie er ihrem Gesicht entnehmen konnte, trotzdem noch würden warten müssen. Vielleicht war es an der Zeit, etwas zu wagen, und so schob er eine seiner Hände in die Tasche und zog das, was er dort bei sich trug, vorsichtig heraus.
Verwundert starrte Eve auf den schlichten grauen Knopf, den er ihr reichte. »Der gehört zu meinem Anzug.«
»Ja. Zu einem Anzug, der dir nicht besonders steht – du brauchst kräftigere Farben. Ich habe ihn in meiner Limousine gefunden. Ich wollte ihn dir die ganze Zeit zurückgeben.«
»Oh.« Aber als sie nach ihm greifen wollte, umschloss er ihn mit seinen Fingern.
»Das war eine glatte Lüge.« Er lachte fröhlich auf. »Ich hatte nicht die geringste Absicht, ihn dir jemals wiederzugeben.«
»Bist du vielleicht ein heimlicher Knopf-Fetischist?«
»Ich habe diesen Knopf mit mir herumgetragen wie ein Schuljunge eine Locke seiner Liebsten.«
Sie sah ihm in die Augen, und etwas Warmes, Weiches stieg in ihr auf. Wärmer und weicher noch, als sie entdeckte, dass er ehrliche Verlegenheit empfand. »Das ist schon etwas verrückt.«
»Das glaube ich auch.« Trotzdem versenkte er den Knopf zurück in seine Tasche. »Und weißt du, was ich noch glaube?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Ich glaube, ich bin in dich verliebt.«
Sie spürte, wie sie erbleichte, wie ihre Muskeln weich wurden und wie ihr Herz ähnlich einer Rakete in Richtung ihres Halses schoss. »Das ist…«
»Es ist schwer, das passende Wort dafür zu finden, nicht wahr?« Er ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten, ohne sie dabei dichter an seine Brust zu ziehen. »Ich habe ziemlich viel darüber nachgedacht und bin selbst noch nicht auf die passende Bezeichnung gekommen. Aber ich sollte besser zum eigentlichen Thema meiner Rede zurückkehren.«
Sie fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. »Und was für ein Thema soll das sein?«
»Ein äußerst interessantes und zudem wirklich wichtiges Thema. Es geht darum, dass du mich ebenso in der Hand hast wie ich dich. Dass es mir, auch wenn ich mich vielleicht etwas weniger als du dagegen zur Wehr setze, ein ziemliches Unbehagen bereitet, in einer solchen Position zu sein. Und dass ich dich ganz sicher nicht einfach gehen lassen werde, solange wir nicht wissen, wie wir mit dieser Sache umgehen sollen.«
»Das, eh, verkompliziert die Sachlage.«
»Und wie«, stimmte er unumwunden zu.
»Roarke, außerhalb des Schlafzimmers sind wir vollkommen Fremde füreinander.«
»Das ist nicht ganz richtig. Wir beide wissen, dass wir zwei verlorene Seelen sind. Wir beide haben unser altes Leben hinter uns gelassen und etwas vollkommen Neues aus uns gemacht. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Schicksal zu dem Schluss gekommen ist, die allzu geraden Wege, die wir bisher beschritten haben, ein wenig kurvenreicher zu gestalten. Wir müssen nun beschließen, wie weit wir diesen Kurven folgen.«
»Ich muss mich auf meine Ermittlungen konzentrieren. Sie haben unbedingten Vorrang.«
»Das verstehe ich durchaus. Aber trotzdem hast du auch Anspruch auf ein Privatleben.«
»Mein Privatleben, dieser Teil meines Privatlebens, ist aus den Ermittlungen erwachsen. Und der Killer macht die gesamten Ermittlungen zu einer Privatsache. Die Tatsache, dass er eine Waffe am Tatort zurückgelassen hat, durch die der Verdacht auf dich gelenkt wurde, war eine direkte Reaktion auf meine Beziehung zu dir. Es geht ihm anscheinend die ganze Zeit um mich.«
Roarke packte die Aufschläge ihres Morgenmantels. »Was willst du damit sagen?«
Regeln, erinnerte sie sich. Es gab Regeln. Und sie stand im Begriff, sie abermals zu brechen. »Ich werde dir sagen, was ich kann, während ich mich anziehe.«
Eve kehrte in ihr Schlafzimmer zurück, wo die Katze vom Bett sprang und lautlos um ihre Beine zu streichen begann. »Erinnerst du dich an den Abend, als du mich hier erwartet hast? An das Päckchen, das du hinter der Tür gefunden hast?«
»Ja, es hat dich in ziemliche Aufregung versetzt.«
Mit einem bitteren Lachen schälte sie sich aus ihrem Morgenrock. »Dabei stehe ich in dem Ruf, ein besseres Pokerface als all meine Kollegen zu haben.«
»Ich habe meine erste Million am Spieltisch verdient.«
»Wirklich?« Sie zog sich einen Pullover über den Kopf und sagte sich, dass sie sich nicht vom Thema ablenken lassen sollte. »In dem Päckchen war eine Aufnahme des Mordes an Lola Starr. Auch von dem Mord an Sharon DeBlass hat er mir eine Diskette geschickt.«
Mit einem Mal
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