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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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Sie so reich geworden?«, begann sie das Gespräch.
    »Auf verschiedenen Wegen.« Es gefiel ihm, ihr beim Essen zuzuschauen. Sie war vollkommen auf den Vorgang konzentriert.
    »Nennen Sie mir einen.«
    »Verlangen«, sagte er und ließ die drei Silben zwischen ihnen summen.
    »Reicht nicht.« Sie griff nach ihrem Weinglas und begegnete seinem Blick. »Die meisten Menschen wollen reich sein.«
    »Sie wollen es einfach nicht genug. Sie wollen nicht dafür kämpfen. Sie wollen nicht die erforderlichen Risiken eingehen.«
    »Aber Sie haben es gewollt.«
    »Ich habe es gewollt. Arm zu sein ist… unbequem. Ich hingegen liebe die Bequemlichkeit.« Er bot ihr ein Brötchen aus einer Silberschale, als der Salat serviert wurde – mit zarten Kräutern gewürzte, knackige, grüne Blätter. »Wir sind nicht so verschieden, wie Sie denken, Eve.«
    »Ja, genau.«
    »Ihr Verlangen, Polizistin zu werden, war groß genug, um dafür zu kämpfen. Um dafür Risiken einzugehen. Sie finden es unbequem, die Gesetze zu brechen. Ich mache Geld, Sie sorgen für Gerechtigkeit. Keins von beidem ist sonderlich einfach.« Er wartete einen Moment. »Wissen Sie, was Sharon DeBlass wollte?«
    Ihre Gabel verharrte reglos in der Luft, dann jedoch spießte sie eine zarte Endiviensprosse auf, die erst eine Stunde zuvor gepflückt worden sein konnte. »Was denken Sie, hat sie gewollt?«
    »Macht. Sex ist oft ein Weg, um sie zu erlangen. Sie hatte genug Geld, um bequem leben zu können, aber sie wollte mehr. Denn auch Geld bedeutet Macht. Sie wollte Macht über ihre Klienten, über sich selbst und vor allem über ihre Familie.«
    Eve legte ihre Gabel fort. Im Schein des Feuers, in den tanzenden Flammen der Kerzen, dem goldenen Licht des Kristall-Leuchters wirkte er gefährlich. Nicht, weil eine Frau sich vor ihm fürchten, sondern weil sie ihn begehren könnte, dachte sie verblüfft. Die Schatten, die in seinen Augen spielten, machten seine Blicke völlig unergründlich.
    »Das ist aber eine ziemlich eingehende Analyse dafür, dass Sie behaupten, Sie hätten die Frau so gut wie gar nicht gekannt.«
    »Man braucht nicht lange, um sich eine Meinung über einen Menschen zu bilden, vor allem, wenn er derart leicht zu durchschauen ist. Sie hatte weder Ihre Tiefe, Eve, noch Ihre Selbstbeherrschung noch Ihre geradezu beneidenswerte Zielgerichtetheit.«
    »Hier geht es nicht um mich.« Nein, sie wollte weder, dass er über sie sprach noch, dass er sie derart anblickte. »Sie sind also der Meinung, dass sie machtversessen war. Machtversessen genug, um umgebracht zu werden, ehe sie einen allzu großen Bissen nehmen konnte?«
    »Eine interessante Theorie. Dann wäre die Frage, einen allzu großen Bissen wovon? Oder von wem?«
    Dieselbe Angestellte wie zuvor räumte lautlos die Salatteller vom Tisch und servierte dann zwei überdimensionale Porzellanteller mit brutzelndem Fleisch und dünnen, goldenen Scheiben gebackener Kartoffeln.
    Eve wartete, bis sie wieder allein waren und schnitt dann in ihr Steak. »Wenn ein Mann viel Geld, viele Besitztümer oder viel Ansehen angehäuft hat, dann hat er viel zu verlieren.«
    »Jetzt sprechen Sie von mir – eine weitere interessante Theorie.« Er saß an seinem Platz und bedachte sie mit einem interessierten, doch gleichzeitig nach wie vor amüsierten Blick. »Sie hat mir gedroht, mich mit irgendetwas zu erpressen, und statt zu bezahlen oder ihre Drohung als lächerlich abzutun, habe ich sie getötet. Habe ich vorher noch mit ihr geschlafen?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »In Anbetracht des von ihr gewählten Berufes würde es sicherlich passen. Auch wenn die Presse in diesem speziellen Fall keine Informationen von der Polizei bekommen hat, braucht man keine besonderen detektivischen Fähigkeiten, um zu dem Schluss zu gelangen, dass auch Sex im Spiel gewesen ist. Ich habe sie also genommen und anschließend erschossen… um bei unserer Theorie zu bleiben.« Er schob sich ein Stück Steak zwischen die Lippen, kaute es bedächtig und schluckte es herunter. »Allerdings gibt es da ein kleines Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Ich habe eine, Ihrer Meinung nach vielleicht altmodische, Grille. Ich verabscheue es, Frauen Gewalt anzutun, egal in welcher Form.«
    Er zuckte mit seinen eleganten Schultern. »Wie gesagt, es ist eine Grille. Ich finde es widerlich, zu beobachten, wie das Licht der Kerzen auf Ihrer geschwollenen, aufgeplatzten Wange spielt.«
    Dann überraschte er sie, indem er seine Hand ausstreckte und geradezu zärtlich

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