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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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noch denken, als der Ständer unter ihr zusammenkrachte. Sie versuchte, mit links ihre Waffe zu ziehen, doch gleichzeitig warfen sich einhundertzwanzig Kilo zorniger Verzweiflung auf ihren schwankenden Körper.
    »Drück den Alarmknopf, du Arschloch«, brüllte sie, als François wie versteinert mit offenem Mund hinter dem Tresen stand. »Drück den verdammten Alarmknopf.« Dann stöhnte sie, als sein Schlag in ihre Rippen ihr den Atem raubte. Dieses Mal hatte er die Faust geballt.
    Schluchzend kratzte er an ihren Armen und versuchte, die Bombe zu erreichen. »Ich brauche die Kohle. Ich muss sie haben. Ich bringe dich um. Ich bringe euch alle um.«
    Sie schaffte es, ihm ihr Knie in die Leistengegend zu rammen. Diese jahrhundertealte Abwehrtechnik brachte ihr ein paar Sekunden, doch um den Kerl außer Gefecht zu setzen, reichte sie nicht aus.
    Wieder sah sie Sterne, als ihr Schädel polternd gegen den Tresen schlug und Dutzende der von ihr so heiß begehrten Schokoriegel auf sie herniederregneten.
    »Du Hurensohn. Du verdammter Hurensohn«, hörte sie sich immer wieder keuchen, während sie ihm nacheinander dreimal ins Gesicht schlug. Blut schoss aus seiner Nase, doch er packte sie am Arm.
    Sie wusste, er würde ihn brechen. Wusste, sie würde den stechenden, süßlichen Schmerz verspüren, würde das dünne Krachen hören, wenn der Knochen splitterte.
    Doch gerade als sie Luft holte, um zu schreien, gerade, als ihr schwarz vor Augen wurde, wurde sie von seinem Gewicht befreit.
    Die Bombe immer noch in der Hand, rollte sie sich auf die Fersen, rang mühsam nach Luft und bekämpfte das Verlangen, sich vor Schmerz zu übergeben. Die blank polierten schwarzen Stiefel, die sie aus ihrer Position erblickte, verrieten das Auftauchen der Cops.
    »Nehmen Sie ihn fest«, brachte sie hustend vor. »Versuchter bewaffneter Raub, Mitführen eines Sprengkörpers, tätlicher Angriff.« Sie hätte gern hinzugefügt, tätlicher Angriff gegen eine Beamtin und Widerstand gegen die Festnahme, doch da sie sich nicht ausgewiesen hatte, überträte sie dadurch eine Grenze.
    »Alles in Ordnung, Ma’am? Soll ich vielleicht einen Krankenwagen rufen?«
    Auf gar keinen Fall. Alles, was sie wollte, war ein verdammter Schokoriegel. »Lieutenant«, verbesserte sie den Streifenbeamten und zog ihren Dienstausweis hervor. Sie merkte, dass der Täter Handschellen trug und dass einer der beiden Polizisten so vernünftig gewesen war, ihn, um seinen Widerstand zu brechen, mit seinem Stunner betäubt hatte.
    »Wir brauchen eine Sicherheitsbox – schnell.« Sie beobachtete, wie die beiden Cops erbleichten, als sie sahen, was sie in der Hand hielt. »Der kleine Freund hier hat einiges mitgemacht. Machen wir ihn also am besten schnellstmöglich unschädlich.«
    »Sir.« Wie der Blitz schoss der erste Beamte auf die Straße, und während der neunzig Sekunden, die er brauchte, um mit dem schwarzen Kasten zurückzukommen, in dem Sprengstoffe transportiert und deaktiviert wurden, sagte keiner von ihnen ein Wort.
    Sie wagte kaum zu atmen.
    »Nehmen Sie ihn fest«, wiederholte Eve, und in dem Augenblick, in dem die Bombe sicher in dem Kasten lag, begann sie innerlich zu zittern. »Ich schicke Ihnen dann meinen Bericht. Sie sind bei der Hundertdreiundzwanzigsten?«
    »Darauf können Sie wetten, Lieutenant.«
    »Gut gemacht.« Sie tastete nach ihrem verletzten Arm und nahm sich dann einen Galaxy-Riegel, der durch den Ringkampf nicht geplättet worden war. »Ich gehe jetzt nach Hause.«
    »Sie haben den Riegel nicht bezahlt«, rief François ihr hinterher.
    »Fick dich, Frank«, rief sie zurück und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, einfach aus dem Geschäft.
    Der Zwischenfall hatte ihren Zeitplan durcheinander gebracht, und so erreichte sie Roarkes Stadthaus erst um sieben Uhr zehn. Sie hatte ein paar nicht verschreibungspflichtige Medikamente gegen die Schmerzen in Arm und Schultern eingenommen, aber wenn es nicht in ein paar Tagen besser wäre, wusste sie, müsste sie zum Arzt. Obgleich sie Ärzte hasste.
    Sie parkte ihren Wagen und verbrachte einen Augenblick mit der Betrachtung des Hauses. Besser gesagt, der Festung, dachte sie. Das vierstöckige Gebäude thronte über den frostbedeckten Bäumen des Central Park. Wenn ihre Augen sie nicht trogen, war es tatsächlich eins der alten, vor beinahe zweihundert Jahren aus echtem Stein errichteten Häuser, die man nur noch selten sah.
    Es gab jede Menge Glas, und hinter sämtlichen Fenstern verströmten Lampen

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