Rendezvous mit einem Mörder
den Raum getapst kam.
»Himmel, wo kommst du denn her?« Aufatmend steckte sie ihre Waffe wieder ein. »Es gibt hier eine Katze«, sprach sie in den Rekorder, und als das Tier sie mit einem goldenen und einem grünen Auge anblinzelte, bückte sie sich und nahm es auf den Arm.
Das Schnurren klang wie ein kleiner, gut geölter Motor.
Eve zog ihr Handy aus der Tasche und rief nach der Spurensicherung.
Kurze Zeit später stand Eve in der Küche und beobachtete, wie die Katze mit vornehmer Verachtung an einer Schale mit Futter schnupperte, die sie gefunden hatte, als sie plötzlich laute Stimmen von der Eingangstür vernahm.
Als sie nachschauen ging, fand sie im Korridor die von ihr dort postierte uniformierte Polizistin, die vergeblich versuchte, eine verzweifelte und gleichzeitig äußerst entschlossene Frau daran zu hindern, die Wohnung zu betreten.
»Was ist los, Officer?«
»Lieutenant.« Offensichtlich erleichtert wandte sich die Polizistin an ihre Vorgesetzte. »Diese Zivilperson verlangt unbedingten Zugang. Ich – «
»Natürlich verlange ich Zugang.« Die dunkelroten, perfekt geschnittenen Haare der Frau wippten bei ihren ruckhaften Bewegungen um ihr rundes Gesicht. »Das hier ist die Wohnung meiner Mutter. Ich will wissen, was Sie darin machen.«
»Und wer ist Ihre Mutter?«
»Mrs. Castle. Mrs. Georgie Castle. Gab es vielleicht einen Einbruch?« Der Zorn der jungen Dame wurde durch Besorgnis ersetzt, als sie versuchte, sich an Eve vorbeizuschieben. »Ist mit ihr alles in Ordnung? Mit Mom?«
»Kommen Sie mit.« Eve packte ihren Arm und führte sie direkt in die Küche. »Wie heißen Sie?«
»Samantha Bennett.«
Die Katze wandte sich von ihrer Schüssel ab, strich zärtlich um Samanthas Beine, und in einer, wie Eve erkannte, automatischen, gewohnheitsmäßigen Geste kraulte diese sie kurz zwischen den Ohren.
»Wo ist meine Mutter?« Die Besorgnis steigerte sich zu ehrlicher Panik, und Samanthas Stimme brach.
Nichts fürchtete Eve mehr als diesen Teil von ihrer Arbeit, kein Aspekt der Polizeiarbeit schnitt ihr auch nur ähnlich tief ins Herz.
»Es tut mir Leid, Ms. Bennett. Es tut mir wirklich Leid. Ihre Mutter ist tot.«
Samantha sagte nichts. Ihre Augen, die denselben warmen Honigton wie die ihrer Mutter hatten, wurden trübe, und ehe sie zusammenbrechen konnte, drückte Eve sie sanft auf einen Stuhl. »Das ist sicher ein Irrtum«, brachte sie schließlich hervor. »Dass muss einfach ein Irrtum sein. Wir wollen ins Kino. Die Neun-Uhr-Vorstellung. Wie gehen jeden Dienstag ins Kino.« Sie bedachte Eve mit einem verzweifelt hoffnungsvollen Blick. »Sie kann nicht tot sein. Sie ist kaum fünfzig und vollkommen gesund. Sie ist eine starke Frau.«
»Es ist kein Irrtum. Tut mir Leid.«
»Dann gab es also einen Unfall?« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Hatte sie einen Unfall?«
»Es war kein Unfall.« Es gab keinen Ausweg, sie musste direkt auf den Punkt kommen. »Ihre Mutter wurde ermordet.«
»Nein, das ist vollkommen unmöglich.« Die Tränen rannen ihr ungehindert über das Gesicht, und ihre Stimme kam in Schluchzern, während sie gleichzeitig entschieden den Kopf schüttelte. »Alle haben sie gemocht. Alle. Niemand hätte ihr je etwas getan. Ich will sie sehen. Ich will sie sofort sehen.«
»Das kann ich nicht zulassen.«
»Sie ist meine Mutter.« Tränen tropften ihr in den Schoß, und ihre Stimme wurde schrill. »Ich habe das Recht dazu. Ich will sie sehen.«
Eve legte beide Hände auf Samanthas Schultern und zwang sie zurück auf den Stuhl, von dem sie aufgesprungen war. »Sie werden sie nicht sehen. Das würde weder ihr noch Ihnen helfen. Was sie stattdessen tun werden, ist, meine Fragen zu beantworten und mir dadurch zu helfen, denjenigen zu finden, der ihr das angetan hat. Kann ich Ihnen irgendetwas bringen? Kann ich irgendjemanden für Sie anrufen?«
»Nein. Nein.« Samantha fummelte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch. »Mein Mann, meine Kinder. Ich muss es ihnen sagen. Meinem Vater. Wie soll ich es ihnen nur erklären?«
»Wo ist Ihr Vater, Samantha?«
»Er – er lebt in Westchester. Sie wurden vor ungefähr zwei Jahren geschieden. Er hat das Haus behalten, weil sie in die Stadt ziehen wollte. Sie wollte Bücher schreiben. Sie wollte Schriftstellerin werden.«
Eve trat vor den auf der Anrichte stehenden Wasserfilter, füllte ein Glas und drückte es Samantha in die Hand. »Wissen Sie, wie Ihre Mutter ihren Lebensunterhalt verdient hat?«
»Ja.« Samantha presste
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