Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)
mir leidtut, diesen Job aufzugeben. Ich habe bis jetzt kein Auge zugemacht«, räumte Mirabeau unumwunden ein.
»Mir wird’s vermutlich nicht besser ergehen. Jedenfalls nicht heute Nacht«, gab Drina seufzend zu. Nachts geschlafen hatte sie seit … na, genau genommen konnte sie sich gar nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal nachts geschlafen hatte. Mit einem Achselzucken fügte sie hinzu: »Allerdings kann das morgen schon wieder ganz anders aussehen. Bis dahin bin ich dann vielleicht so übermüdet, dass ich tatsächlich einschlafen werde.«
»Wollen wir’s hoffen«, sagte Mirabeau und schaute in Richtung Treppe.
»Gehen Sie ruhig«, forderte Drina sie amüsiert auf und griff nach ihrer Tasche, die sie kurz abgestellt hatte. »Tiny kann es sicher kaum erwarten, dass Sie nach unten kommen.«
Mirabeau nickte und wandte sich zum Gehen. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, murmelte Drina, öffnete die Schlafzimmertür und ging hinein. Im Zimmer war es nicht restlos dunkel, denn obwohl schwere Vorhänge die Fenster verdeckten, drang an den Rändern immer noch ein wenig Licht von den Straßenlaternen nach drinnen. Dadurch und durch ihre überlegene Sehkraft konnte Drina alles in dem Raum wahrnehmen, als würde dort Tageslicht herrschen. Sie stellte ihr Gepäck neben dem Bett ab, überlegte kurz, ob sie sich umziehen sollte, entschied sich dann jedoch dafür, sich in Jeans und Sweater ins Bett zu legen. Sie wollte Stephanie nicht aufwecken, und außerdem würde sie wahrscheinlich sowieso kein Auge zubekommen. Behutsam setzte sie sich auf ihre Seite des Betts.
»Wollen Sie sich nicht umziehen?«
Drina drehte sich abrupt um und sah über die Schulter das junge Mädchen, das sich auf der eigenen Hälfte umdrehte und den Kopf auf einer Hand aufstützte.
»Wenn Sie möchten, können Sie das Licht anmachen. Ich bin jetzt sowieso wach.«
Drina zögerte, kam dann aber zu dem Schluss, dass sie sich ihr zumindest vorstellen konnte, wenn sie schon im selben Zimmer schliefen. Sie stand auf, ging um das Bett herum und setzte sich auf der anderen Seite auf die Bettkante, während Stephanie sich umdrehte und die Nachttischlampe anschaltete. Es musste noch reine Gewohnheit sein, denn als Unsterbliche sollte Stephanie eigentlich genauso gut sehen können wie Drina.
Die plötzliche Helligkeit ließ sie sekundenlang nichts sehen, doch nachdem sie ein paar Mal gezwinkert hatte, erkannte Drina vor sich eine zierliches blondes Mädchen. Man hatte ihr gesagt, dass Stephanie fünfzehn war, doch sie sah jünger aus. Sie hatte ein reizendes Gesicht, aber ihr Körper wirkte mehr wie der eines Kindes, immer noch ein bisschen schlaksig und flachbusig.
»Hi«, sagte Stephanie, während sie sich im Schneidersitz auf ihr Bett setzte. »Sie sind Alexandrina Argenis, aber Ihnen ist es lieber, wenn man Drina zu Ihnen sagt.«
»Und du bist Stephanie McGill«, entgegnete sie. Lucian musste Mirabeau und Tiny gegenüber davon gesprochen haben, wer zu ihnen kommen würde, und die beiden hatten es Stephanie gegenüber erwähnt. »Du kannst mich übrigens duzen.«
»Das haben die beiden mir nicht gesagt«, erklärte Stephanie lächelnd.
Drina zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Wie bitte?«
»Du hast gerade gedacht, dass Tiny und Beau mir gesagt haben, wer zu uns kommt. Aber das stimmt nicht. Ich hab das in deinen Gedanken gelesen.«
Drina lehnte sich ein wenig nach hinten und kniff die Augen leicht zusammen. Stephanie klang recht überzeugend mit ihrer Aussage, sie hätte ihre Gedanken gelesen, aber das war schlichtweg unmöglich. Drina war alt, älter sogar als ihr Onkel Victor, während Stephanie die Wandlung gerade erst hinter sich gebracht hatte. Ein Teenager konnte auf keinen Fall in der Lage sein, ihre Gedanken zu lesen.
»Vielleicht liegt es ja daran, dass du deinem Lebensgefährten begegnet bist«, gab Stephanie fast beiläufig zu bedenken. »Dann kann man euch doch normalerweise ganz einfach lesen, stimmt’s?«
»Ähm …« Instinktiv schüttelte Drina den Kopf, um die Möglichkeit abzustreiten.
»Marguerite hat Lucian vorgeschlagen, dich herzuschicken, weil sie glaubt, dass Harper dein Lebensgefährte ist.«
»Verdammt.« Drina sank in sich zusammen. Die Kleine konnte sie tatsächlich lesen. Das war die einzige Erklärung, da Marguerite davon geredet hatte, dass Lucian nicht wissen wollte, wer es war, solange es nicht Anders war. Niemand außer ihr und Marguerite konnte davon wissen.
»Ich schon«, wandte Stephanie
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