Rendezvous mit Mr Darcy
kastanienbrauner Vorhang.
Die Kamerafrau blickte Chloe gequält an.
Grace schloss das Buch. »Miss Parker, ich wünschte mir, Sie würden nicht hereinplatzen, ohne anzuklopfen. Das ist sehr unhöflich und gehört sich einfach nicht. Hat man Ihnen in Amerika denn gar kein Benehmen beigebracht?«
Chloe lehnte sich mit ihrem Kleid, das auf dem Rücken viereckig ausgeschnitten war, gegen den Türpfosten. Endlich konnte sie die Visitenkarte in aller Ruhe betrachten. Sebastian hatte etwas auf die Rückseite geschrieben. Ich wollte mit Ihnen persönlich sprechen, doch jetzt muss das hier genügen. Ich bitte vielmals um Entschuldigung für mein dreistes Benehmen.
Warum entschuldigte er sich? Wusste er denn nicht, dass sie ihm ein Medikament verabreicht hatte? Dennoch, ihre Beziehung war in ein fortgeschritteneres Stadium eingetreten. Er hinterließ ihr jetzt nicht mehr nur eine Visitenkarte, sondern eine Visitenkarte mit einer handgeschriebenen Nachricht. Das war gut, sehr gut sogar.
»Miss Parker.« Fiona lief die Treppe hoch. »Mrs Crescent möchte, dass Sie sofort in den Rosengarten kommen.«
»Ich werde gleich kommen.«
»Sie wusste, dass Sie das sagen würden und bestand darauf, dass Sie ›sofort‹ kommen.«
»Haben die Wehen bereits angefangen?«
Fiona schüttelte verneinend den Kopf. »Aber sie wusste, dass Sie das fragen würden, und ich soll Ihnen sagen, Miss, bei allem gebotenen Respekt, dass die Angelegenheit gleichermaßen wichtig wäre.«
17. K apitel
Die Sommersonne schien auf die Rosen im Rosengarten, und deren intensiver Duft erfüllte die Luft. Chloe hätte diesen Moment auch sicherlich genossen, wäre da nicht ihre mit Zigaretten, einem rosafarbenen MP 3-Player, Kondomen und einem Vibrator vollgestopfte Haube gewesen.
Mrs Crescent und Henry sprachen gerade über die bevorstehende Geburt. Henry saß rittlings auf einem Korbstuhl.
»Sie haben nach mir geschickt, Mrs Crescent?« Eine Schweißperle lief Chloe unter der schweren Haube an ihren braunen Locken vorbei zur Augenbraue, wo sie sie mit ihrer behandschuhten Hand wegwischte.
Mrs Crescent schaute Chloe finster an. »Was ist die-ses Mal mit Ihrem Kleid passiert?« Sie strich mit der einen Hand etwas von Chloes Flügelärmel weg, während sie sich mit der anderen den Bauch rieb. Fifi lief im Kreis um sie herum.
Chloe schaute hinunter auf ihr Kleid, und der Vibrator rutschte auf die andere Seite ihrer Haube, wodurch diese in eine Schiefstellung wanderte. Sie rückte sie wieder zurecht und stellte erst jetzt die Staubflecken und Reste von Spinnennetzen auf ihrem Kleid fest.
Schnell klopfte sie mit ihrer behandschuhten Hand gegen den Rock und strich den Schmutz von ihrem Kleid ab.
»Brauchen Sie – Hilfe?«, fragte Henry und blinzelte sie im Sonnenlicht an, die Mundwinkel nach oben gezogen.
»Nein! Nein – danke«, erwiderte Chloe und lehnte sich schließlich in dem Korbsofa zurück, das daraufhin ein quietschendes Geräusch von sich gab. Ihre Haube rutschte auf die andere Seite und drohte hinunterzufallen. Fifi hob seinen Kopf.
Sie band erneut die Schleifen der Haube unter ihrem Kinn und zog sie fest zu.
Mrs Crescent ließ sich auf der gepolsterten Chaiselongue nach hinten fallen, die unter einer schattigen Gartenlaube stand, gegenüber von Chloe und Henry. »Miss Parker, ich habe Mr Henry Wrightman gesagt, dass ich Sie gerne bei der Geburt dabei hätte«, begann sie. »Wären Sie bereit zu helfen?«
Chloe schluckte. Sie war keine Krankenschwester. Es wäre die erste Hausgeburt, bei der sie dabei wäre. »Natürlich.«
Henry legte die Hand schützend vor die Augen, als er hoch in die Sonne blickte. »Ah. Da kommt Mr Tanner, einer von Bridesbridges treuesten Dienern. Hoffen wir, dass er meinem besonderen Wunsch nachkommen konnte.«
Mr Tanner schwitzte sichtlich in der Hitze. Er stellte eine Holzkiste vor Henrys Reitstiefeln ab.
»Spielzeug«, erklärte Henry lächelnd und sah Chloe an.
»Spielzeug?« Mrs Crescent setzte sich auf und starrte auf die Kiste.
Henry hob den Deckel von der Kiste. »Mrs Crescent, ich habe eine Überraschung für Sie vorbereitet.« Er schaute zu ihr hoch, lächelte sie an und strich sich eine Haarsträhne aus dem Auge.
Mrs Crescent fächerte sich Luft zu. »Wenn es sich um Spielzeug handelt, würde man mir damit keine Freude bereiten.«
Henry stand auf und stellte die Kiste auf den Korbtisch in der Mitte des französischen Gartens. »Ich habe veranlasst, dass Ihre Jungen Sie um drei Uhr besuchen kommen
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