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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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legte sie jedoch schnell wieder zurück, da ihr daran lag, dass Grace auch weiterhin ihr Medikament einnehmen konnte.
    Dann schaute sie unter das prunkvolle Himmelbett von Grace. Nichts. Sie wandte sich dem Waschtisch zu und stöberte zwischen den Wäschestücken herum. Auf dem Waschtisch von Grace lagen fünf walnussgroße Seifenstücke. Fünf! Chloe nahm eins davon und steckte es ebenfalls in ihre Haube. In dem Kleiderschrank aus Mahagoni, der drei Mal so groß war wie der in ihrem Zimmer, befanden sich so viele Kleider, dass selbst eine Prinzessin in Verzückung geraten wäre. Das erklärte natürlich, weshalb Grace ein Kleid nie zwei Mal trug. Sie machte die Schranktür wieder zu und drehte den verschnörkelten Schlüssel aus Bronze im Schloss um.
    Anschließend öffnete sie jede kleine Schublade des Kastens über dem Schreibtisch und fand einen rosafarbenen MP3-Player! Sie steckte auch ihn in die Haube, stülpte diese dann über ihren Kopf, band die Schleifen unter ihrem Kinn zu und schaute in den Spiegel. Erstaunlicherweise sah ihre Haube trotz all der Dinge, die Chloe in sie hineingestopft hatte, jetzt nicht klobiger aus. Ihr Blick huschte ein letztes Mal durch den Raum, bevor sie sich der Tür zuwandte, um zu gehen, doch genau in diesem Augenblick hörte sie Graces Stimme auf dem Flur.
    Ihre Knie wurden weich. Verdammt! Wo konnte sie sich nur verstecken? Ihre Augen wanderten von dem Kleiderschrank über das offene Flügelfenster zu dem hohen Bett hin, wenngleich ein solches zur Zeit des Regency bereits aus der Mode gekommen war. Aber es war ihre einzige Alternative. Ihre Haube passte gerade mal eben unter den schweren Bettrahmen aus Holz. Henrys Brille fiel ihr herunter, als sie unter das Bett krabbelte und blieb am Rand des Orientteppichs liegen. Aber es war zu riskant für sie, danach zu greifen. Der Boden war staubig, und ihr kitzelte es in der Nase. Ihr Blickfeld betrug unter dem Bettrahmen vielleicht fünfundzwanzig Zentimeter. Zuerst sah sie die Stiefel von Grace und die Schleppe ihres Reitkostüms, gefolgt von den Stiefeln der Anstandsdame und deren Reitschleppe.
    Chloes Mieder drückte gegen den Holzboden. Wann würde sie hier wieder herauskommen? Die Chatelaine von Grace schlug hörbar, wie ein Schlüsselbund, auf die Ablage der Frisierkommode.
    »Ich habe einen Brief von meinem neuen Anwalt erhalten«, sagte Grace zu ihrer Anstandsdame.
    »Und?«
    »Er behauptet ebenfalls, dass ihnen das Land bereits so lange gehört, dass man gesetzlich nicht mehr dagegen vorgehen kann.«
    Das Dienstmädchen von Grace kam herein; Chloe sah nur ihre Füße. Sie konnte ihren Nacken nicht länger oben halten und legte ihr Kinn auf den schmutzigen Boden, damit er sich entspannte. Grace ging zum Bett und trat mit der Spitze ihres Stiefels fast gegen Chloes Nase. Sie setzte sich mit einem knarrenden Geräusch auf das Bett, und der Lattenrost über Chloes Haube ächzte. Die Absätze der Stiefel von Grace waren praktisch in Chloes Gesicht.
    Das Dienstmädchen kniete sich hin, um die Schnürsenkel der Stiefel von Grace aufzubinden. Chloe hielt automatisch die Luft an. Schließlich streifte das Dienstmädchen Grace die Schuhe von den Füßen und richtete sich wieder auf. Chloe atmete aus.
    Die Anstandsdame von Grace ging an das andere Ende des Zimmers. »Nun, dann bleibt Ihnen, so wie ich das sehe, nichts anderes übrig.« Sie sprach stets so steif, als hätte sie einen englischen Muffin im Mund.
    Das Dienstmädchen schien Grace wohl gerade aus ihrem Reitkostüm herauszuhelfen. Zuerst war ein leichtes raschelndes Geräusch zu hören, dann verschwand der Rock mitsamt Schleppe. Auch wenn Chloe nur die dünnen Waden von Grace sehen konnte, blickte sie trotzdem weg. Sie wollte nichts weiter als einfach nur heraus aus dieser Situation und aus diesem Zimmer.
    Die Anstandsdame räusperte sich als nicht unbedingt dezentes Zeichen dafür, dass das Dienstmädchen ihr Gespräch vielleicht belauschte. »Wir müssen sehen, dass die anderen nicht zum Zug kommen. In Ihrem Spiel. Egal wie.«
    Chloe wusste, wovon die Rede war, und sie war sich sicher, dass das Dienstmädchen es auch wusste. Ihr tat das Kinn weh, und sie wandte ihr Gesicht in die andere Richtung, um zu verhindern, dass sich ihr Nacken verkrampfte.
    Die Füße des Dienstmädchens tauchten wieder in Chloes Sichtfeld auf. »Möchten Sie dieses Kleid tragen, Mylady?«
    »Nein. Nein. Das Schimmernde mit dem viereckigen Ausschnitt.« Die Füße von Grace und diejenigen des

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