Rendezvous mit Mr Darcy
Dienstmädchens entfernten sich. Chloe hörte ein plätscherndes Geräusch aus der Richtung, in der sich der Waschtisch befand, und nahm an, dass Grace sich wohl gerade ihr Gesicht wusch.
Die Anstandsdame von Grace schritt zur Tür. »Sie wissen, was zu tun ist. Das hier ist inzwischen weit mehr als ein Spiel. Es geht um das Land. Um die Ehre. Um rechtmäßigen Besitz.« Das Dienstmädchen kam wieder herein, und die Tür fiel ins Schloss.
Grace setzte sich wieder auf die Kante ihres Betts – und es quietschte , während das Dienstmädchen ihrer Herrin die Hausschuhe über die Füße streifte. Ihr Kleid schien wunderschön zu sein, auch wenn Chloe es nur von der Wade abwärts sehen konnte.
»Wenn das alles ist, Mylady …?« Die Füße des Dienstmädchens bewegten sich, als würde sie knicksen.
»Das ist alles.«
Die Tür ging auf und wieder zu. Grace trat beinahe mit den Schuhen auf Henrys Brille.
Das Blut rauschte in Chloes Kopf, und sie bekam fürchterliche Kopfschmerzen. Es klopfte an der Tür.
»Endlich!«, flüsterte Grace. »Komm herein, schnell.« Dann hörte man, wie sich die Tür öffnete und schnell wieder schloss und ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Chloes Mut sank.
Die Schnallenschuhe und weißen Strümpfe eines Dieners tauchten in ihrem Blickfeld auf. Ein Diener? Eine verschlossene Tür? Oh-oh.
Chloe überlief eine Gänsehaut, als sie Kichern, Küsse und kleine stöhnende Geräusche vernahm. Der Diener und Grace hüpften auf den Beinen, um ihre Schuhe und Strümpfe hastig abzustreifen, und warfen diese gegen die Tür. Dann – rums – der Lattenrost sackte nun wirklich ein und berührte Chloe. Oh Gott, nein. Sie musste hier raus – jetzt! Aber wie? Sie griff nach Henrys Brille und wand sich in Richtung der Bettkante, die am nächsten zur Tür lag.
Sie schob sich unter dem Bett heraus, rappelte sich hoch und schoss zur Tür. Ihre Hände zitterten, als sie den Schlüssel umdrehte. Sie schaute sich nicht um, wenngleich ihr Grace hinterherschrie. » WAS zum Teufel tun SIE hier?!« Um keinen Preis der Welt hätte sie sich umgeschaut.
Hätte sie doch nur ein Fotohandy dabei, war alles, woran sie denken konnte, dann gäbe es auch von dem Geschehen hier einen Beweis.
Chloe öffnete die Tür und sprach, ohne sich umzublicken. »Ich – ich habe etwas gesucht. Doch stattdessen habe ich Sie mit heruntergelassenen Hosen – ich meine, mit hochgeschobenem Kleid – erwischt.«
»Wie können Sie es wagen, sich in meinem Zimmer aufzuhalten! Machen Sie die Tür zu!«
»Ich denke kaum, dass Ihre – Lage – es zulässt, deshalb etwas zu unternehmen.« Chloe sprang hinaus in den Flur und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Grace musste ein Kissen gegen die Tür geworfen haben, denn etwas schlug gegen diese, und man hörte dessen Hinuntergleiten auf den Boden.
Wo war bloß das Kamerateam, wenn man es einmal brauchte? Sie lief die Diele und dann die Wendeltreppe hinunter. Hätte sie ein Handy gehabt, hätte sie die Kameraleute einfach anrufen können.
Chloe war noch nie in ihrem Leben so viel gelaufen wie in den letzten paar Wochen. Als sie die Galerie hinunterrannte, die Haube in der einen Hand, stieß sie auf einen Diener, der ein silbernes Tablett trug.
»Miss Parker, ein Herr hatte Sie besucht, doch wir konnten Sie nirgendwo finden. Er hat länger als eine halbe Stunde gewartet und dann seine Karte hinterlassen.« Er hielt ihr das Silbertablett hin, doch in diesem Augenblick erblickte sie eine Kamerafrau, die sich unterwegs zum Salon befand. »Warten Sie! Sie da mit der Kamera!«
Sie griff nach der Karte. Es war Sebastians Visitenkarte, eine Ecke war heruntergeknickt. Sie hatte ihn wieder verpasst! Mit einem Handy hätte sie die Situation leicht klären können.
»Beeilen Sie sich!« Chloe lief der Kamerafrau hinterher, packte sie am Arm und zog sie zur Treppe. »Sie müssen oben etwas filmen …«
Chloe schleifte sie hoch und dann durch den Flur, bis sie vor der Tür von Graces Zimmer standen. Chloe wehrte die Versuche der Frau, etwas zu sagen, ungeduldig ab.
»Wir haben jetzt keine Zeit zu reden!«
Die Kamerafrau stieß dennoch verärgert hervor: »Ich muss meine Kamera aufladen. Die Batterie ist leer.«
Chloes Triumph hatte einen kleinen Dämpfer erhalten. »Was? Trotzdem – bleiben Sie hier! Als Zeugin.« Siegessicher öffnete sie die Tür – und da saß Grace, auf ihrem Bett, allein, völlig bekleidet und las in einem Buch. In dem offenen Fenster flatterte ein
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