Rendezvous mit Mr Darcy
dass dies eine der schwersten Entscheidungen gewesen ist, die ich je habe treffen müssen.« Er sah hinunter auf seine schwarzen Schuhe mit der Messingschnalle, griff nach der ersten Einladung und schaute geradeaus. Dann, nach einer Pause, schoss sein Blick hinüber zu Chloe, dann wieder weg.
»Miss Kate Harrington.«
Kate trat vor.
»Miss Kate Harrington, nehmen Sie diese Einladung an?«
»Ja, das tue ich.« Sie knickste, reihte sich wieder ein und schniefte.
Der offensichtliche Sexismus, der dieser Reality-Show zugrunde lag, nagte an Chloe, als sie zuerst Julia und anschließend Gillian zuschaute, wie diese dankbar ihre Einladungen »annahmen«. Doch George hatte Recht mit seiner Bemerkung, dass von diesen Einladungen die Zukunft einer Frau des Regency abhing. Diese mitleiderregende Seite des Lebens einer Frau im Jahr 1812 war Chloe bisher einfach nur nicht klar gewesen. Sie schmeckte etwas Saures in ihrem Mund, doch das konnte auch das Zahnpulver sein.
»Lady Grace d’Argent.«
Grace schlenderte mit einem Grinsen im Gesicht nach vorne.
»Lady Grace d’Argent, nehmen Sie diese Einladung an?«
»Selbstverständlich.« Sie knickste und ging langsam zurück zu ihrem Platz.
George trat vor die Kameras. »Meine Damen. Es ist noch eine Einladung übrig.« Er hielt inne, um die Spannung zu erhöhen. »Mr Wrightman, bitte fahren Sie fort.«
Chloe wurde übel, wahrscheinlich vor Hunger. Es konnte bestimmt nicht daran liegen, dass diese Welt des Regency nicht so war, wie sie es sich erträumt hatte, oder dass alles um sie herum über ihr zusammenstürzte. Mrs Crescent drückte ihr die Daumen.
»Miss Chloe Parker.«
Statt Sebastian anzuschauen, wanderte ihr Blick hinüber zu Mrs Crescent, deren Schultern vor Erleichterung nach unten sanken – sie, die so stolz auf ihre ausgezeichnete Haltung war.
»Miss Chloe Parker«, sagte Sebastian noch einmal.
Hin- und hergerissen zwischen Freude und Demütigung trat Chloe nach vorne. So war es, sich als Frau des Regency in England zu fühlen. Man wartete auf Männer, die das Schicksal von einem bestimmten.
Sebastian lächelte. »Miss Parker, nehmen Sie diese Einladung an?«
Das rote Wachssiegel erinnerte an ein Bonbon.
»Ja, das tue ich.« Sie wusste kaum, woher die Worte kamen. Froh, gefragt worden zu sein, aber beschämt, angenommen zu haben knickste sie und bemerkte, wie Imogene sich eine Träne von der Wange wischte, als sie wieder zurück in die Reihe ging. Sie, Olive und Becky hatten keine Einladung erhalten. Chloes Lieblingskandidatinnen.
»Meine Damen«, ergriff George das Wort. »Mr Wrightman hat seine Entscheidung getroffen. Sie können sich jetzt verabschieden.«
Grace streckte ihre Arme zu Imogene aus, doch diese warf sich an Chloes Schulter. Abigail hatte genauso geweint, als ihr schließlich klar geworden war, dass Winthrop nicht mehr bei ihnen leben würde. Chloe schlang ihre Arme um sie und bemerkte, dass selbst Imogene eine Dusche nötig hatte.
»Ich kann nicht glauben, dass er sich für Grace statt für mich entschieden hat«, sagte sie, während sie weinend an Chloes Hals lag. »Ich hege tatsächlich Gefühle für ihn … und ich will nicht gehen.«
»Ich weiß. Ich werde dich vermissen.«
Imogene war für Chloe das, was man am ehesten hätte als Freundin bezeichnen können, und jetzt riss Sebastian sie von ihr weg. Mit wem würde Chloe sich nun unterhalten? Mit wem malen? Imogene trat zurück und drückte Chloes Arme. Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Viel Glück!«
»Genug jetzt«, erklärte George, hakte seinen Arm in den von Imogene und vermied jeglichen Augenkontakt mit Chloe. »Ihre Kutsche wartet.«
Chloe umarmte Becky und Olive. Sie wünschten ihr alles Gute, wenngleich Olive meinte, Chloe würde nicht zu Sebastian passen. Was für eine Unverfrorenheit! Imogene warf Grace einen Kuss durch die Luft zu. Sebastian verabschiedete sich und dankte den Frauen. Als Imogene durch die Flügeltüren aus Mahagoni schritt, hing ihre blaue Seidenschleife auf der Rückseite ihres Kleides traurig nach unten.
So betrübt Chloe auch darüber war, dass Imogene gehen musste, und sich schämte, Teil der Zeremonie gewesen zu sein, versetzte sie der Gedanke, dableiben zu dürfen in Hochstimmung, was sowohl an dem Geld als auch an dem Mann lag, auch wenn diese gemischten Gefühle Unbehagen in ihr auslösten. Ein reißender Strom der Begierde und eine Welle der Hoffnung stiegen in ihr auf. Ihr Mund formte ein zitterndes Lächeln, als Mrs Crescent
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