Rendezvous mit Mr Darcy
Fünf von Ihnen werden eine Einladung zum Dinner erhalten, drei von Ihnen nicht. Diese drei werden gebeten, Bridesbridge zu verlassen.«
Ausnahmsweise einmal fiel Chloe nichts Witziges ein. Sie wollte nicht gehen – und zwar nicht nur wegen des Geldes. Abgesehen davon, dass sie Sebastian begehrte, wollte sie tatsächlich – nein, musste sie mit ihm zusammen sein, mit ihm reden und mehr über ihn erfahren.
Die Diener öffneten die Mahagonitüren. »Meine Damen.« Es war George, der als Butler fungierte, gekleidet in eine entsprechende Livree, das kastanienbraune Haar perfekt frisiert im Stil des Regency, mit einer Locke, die ihm über die Stirn ins Auge fiel. Er war ein Schauspieler. Wieso war Chloe das nicht schon vorher aufgefallen? In der Hoffnung auf eine Nachricht von zu Hause beugte sie sich vor zu ihm, doch es kam keine. Die Diener schlossen die Tür hinter George.
»Bevor wir den Saal betreten, möchte ich auf den Punktestand eingehen.« Er zog ein schwarzes ledergebundenes Buch aus seiner Hosentasche. »Lady Grace d’Argent führt mit dreihundertundneunzig Punkten, gefolgt von Miss Julia Tripp mit dreihundertachtzig Punkten und Miss Gillian Potts ebenfalls mit dreihundertachtzig Punkten. Miss Olive Silverton hat dreihundertundsechzig Punkte, Miss Becky Carver dreihundertsechsundfünfzig Punkte. Miss Imogen Wells hat dreihundertunddreißig Punkte erzielt, Miss Kate Harrington dreihundertundfünfundzwanzig Punkte. Und Miss Chloe Parker … fünfzehn Punkte.«
Mrs Crescent tätschelte Chloes Arm. Grace schob ihr Kinn vor.
George fuhr fort: »In Anbetracht der Tatsache, dass wir jedoch einen neuen Gast haben, ist es nur fair, die gleichen Voraussetzungen zu schaffen, besonders, da unser Gast den Sachverhalt wie eine Dame hingenommen und sich nicht beschwert hat. Mit dem heutigen Abend wird der Punktestand sämtlicher Kandidatinnen auf Null gesetzt.«
Alle Frauen, außer Imogene, schnappten nach Luft und traten von Chloe weg, als wäre sie an dieser Bestimmung schuld gewesen. Grace blickte Chloe finster an. Nun hatten alle von ihnen, insbesondere die in Führung gegangene Grace, wirklich einen Grund, sie zu hassen.
»Was die Beliebtheit betrifft, liegt eine Frau laut unserem Online-Bewertungssystem zurzeit ganz vorne.«
Die Frauen schauten sich alle an, außer Grace, welche nur nickte und ihrer Anstandsdame zulächelte.
»Miss Chloe Parker gewinnt den wöchentlichen Beliebtheitswettbewerb mit einem zehnfachen Vorsprung.«
Chloe war nie zuvor besonders beliebt gewesen, doch hier im England von 1812 wurde sie offensichtlich gemocht, außer von ihren Mitkandidatinnen.
»Und jetzt zur Einladungszeremonie. Dürfte ich noch einmal auf die Wichtigkeit einer Einladung in dieser Zeit hinweisen? Ganze Saisons, ganze Schicksale werden mit Einladungen besiegelt oder zerbrechen daran. Wird man auf die richtigen Bälle, die richtigen Dinners eingeladen, trifft man vielleicht den Ehemann, der für einen bestimmt ist. Ohne diese Einladungen kann man als alte Jungfer enden. Einladungen bedeuten alles. Viel Glück!«, sagte George. Er nickte, und die Diener schwangen die Tür zu einem purpurnen Raum auf, der mit Samtvorhängen und Samtstühlen ausgestattet war.
Sebastian stand neben einem Diener mit einem Silbertablett in der Hand, auf dem fünf cremefarbene Umschläge lagen, alle versehen mit einem roten W aus Wachs, dem Siegel der Wrightmans. Er trat mit seiner gestärkten Halsbinde, dem maßgeschneiderten schwarzen Cutaway, der cremefarbenen Kniehose und den Strümpfen, die seine muskulösen Waden gut zur Geltung brachten, nach vorne. Chloes weiß behandschuhte Hände zitterten, als hätte sie einen dreifachen Espresso getrunken. Vielleicht hatte Grace Recht mit dem, was sie in der Kusche gesagt hatte. Vielleicht war das Geld das Einzige, was für sie zählte. Aber nein, da war noch mehr. Mrs Crescent stieß Chloe an, bis sie knickste.
»Willkommen auf Dartworth Hall. Ich freue mich so sehr, Sie zu sehen, Miss Parker.«
Sie spürte, wie ihr Hals und die Wangen erröteten. »Ebenfalls«, erwiderte sie und knickste noch einmal. Sie freute sich mehr, als er ahnen konnte.
Die Anstandsdamen standen in einer Gruppe an der Seite, traten von einem Fuß auf den anderen und rückten ihren unterschiedlichen Kopfschmuck und die Halsketten zurecht. Die heiratswürdigen Kandidatinnen waren angewiesen, sich im Abstand einer Armlänge gegenüber von Sebastian in einer Reihe aufzustellen.
»Ich möchte Sie alle wissen lassen,
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