Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
Vom Netzwerk:
konnte. Chloe war seit ihrer Zeit an der Universität nicht mehr geritten. Würde sie es noch können? Der Damensattel stellte eine weitere Herausforderung dar.
    Mrs Crescent beugte sich hinüber zu Chloe und sagte über den Tisch hinweg: »Wir werden die nächsten drei Tage damit verbringen zu reiten, Miss Parker. Darauf können Sie sich verlassen!«
    Chloe betrachtete das Arrangement kleiner Waldtiere vor ihr.
    »Miss Parker«, fragte Sebastian vom Kopf des Tisches aus, »geht es Ihnen gut?«
    Engländer waren so aufmerksam. Chloe setzte an, ihm zu antworten, als sich Mrs Crescent plötzlich von ihrem Stuhl erhob und eine Hand auf ihr Kreuz legte, während ihr der Schweiß unter dem gelockten Pony auf die Stirn trat. »Es geht los!«, sagte sie und legte die andere Hand auf ihren Bauch. »Es geht los!«
    Chloes Magen zog sich zusammen, als sie sich an die Nacht erinnerte, in der Abigail zur Welt gekommen war. Es war eine Woche zu früh gewesen, und Winthrop hatte sich auf einer Dienstreise in Washington befunden.
    Chloe eilte hinüber zu Mrs Crescent, doch Henry war bereits da und führte sie zu einer Chaiselongue am Fenster. Er zog seine Taschenuhr heraus und begann, die zeitlichen Abstände der Wehen zu ermitteln.
    Sebastian und Grace glotzten. Die Anstandsdamen standen mit ihren Schützlingen um Mrs Crescent herum.
    »Atmen Sie! So ist es richtig«, sagte Henry. Er nahm ihre Hand.
    Mrs Crescent atmete, stand auf und ging auf und ab, Chloe neben ihr.
    »Wir sollten ihren Geburtshelfer rufen«, meinte Chloe zu Henry. »Ein Krankenwagen sollte sie ins Krankenhaus bringen.«
    »Die Wehen kommen in einem Abstand von mehr als drei Minuten.« Den Rücken zur Kamera gewandt, sprach er zu Chloe, und seine Worte kamen wie aus der Pistole geschossen. »Wir werden niemanden rufen. Sie möchte ihr Kind hier bekommen. So wie damals im neunzehnten Jahrhundert.«
    »Wie bitte? Sie kann auf keinen Fall …«
    »Vielleicht könnten Sie statt so dogmatisch zu sein, etwas Nützliches tun, Miss Parker?«
    Chloe schluckte und trat einen Schritt zurück. Sebastian war verschwunden, so wie sämtliche Diener und Dienstmädchen. Grace bewegte sich rückwärts zur Tür. Wollte sie etwa Zeit alleine mit Sebastian herausschinden – jetzt? Das durfte Chloe nicht zulassen. Genauso wenig aber durfte sie Henry in dem Glauben lassen, sie wäre eine dogmatische Idiotin. Sie löste ihren Arm von Mrs Crescent. »Julia, Gillian. Bleiben Sie bei ihr! Ich gehe zu den Küchenmädchen, damit sie Wasser kochen.« Sie schoss aus der Tür und stieß fast mit Sebastian zusammen. Schon wieder.
    Er sah besorgt aus. »Ich – ich bin in solchen Situationen immer etwas überfordert. Ich bin Künstler, kein Arzt.«
    Er war Künstler? Was für ein Künstler?, fragte sich Chloe. Dann stöhnte Mrs Crescent. »Kommen Sie, und helfen Sie mir, Wasser zu kochen«, sagte Chloe. »Ich weiß noch nicht einmal, wo die Küche ist.«
    Grace stand neben ihrer Anstandsdame in der Nähe der Türen des Speisezimmers, die Hände auf den Hüften.
    »Wir müssen uns beeilen«, stellte Chloe fest. »Wohin geht’s zur Küche?«
    »Folgen Sie mir!«, erwiderte Sebastian.
    Chloe folgte ihm dicht auf den Fersen. Sie lächelte innerlich. Inzwischen jagte sie ihn – buchstäblich. Und es hätte ihr auch Spaß gemacht, durch die Marmorhallen mit ihren Antiquitäten zu laufen, wäre da nicht die ernste Lage einer Frau gewesen, die kurz vor der Geburt eines Kindes stand ohne ein Krankenhaus, ohne eine Anästhesie! Nachdem sie die Bedienstetentreppe heruntergegangen waren, blieb Sebastian stehen. Die Dienstmädchen und Diener liefen geschäftig hin und her und kochten hektisch Wasser auf dem alten Ofen und in dem Kamin in der Küche. Hierhin waren sie also alle verschwunden.
    »Was kann ich tun?« Chloe begab sich in das Gewühl.
    Ein Küchenmädchen schaute sie finster an. »Sie sollten nicht hier unten sein!« Sie erblickte Sebastian und knickste. »Entschuldigen Sie, Miss, aber wir haben alles im Griff. Am besten gehen Sie wieder nach oben.« Sie scheuchte Chloe hinaus.
    Chloe eilte die Treppe hoch, und Sebastian folgte ihr.
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht.« Sebastian rieb sich das Grübchen in seinem Kinn. »Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass mich eine Situation wie diese etwas überfordert.«
    Chloe schnippte mit den Fingern. »Sie braucht Handtücher. Wo ist der Wäscheschrank?«
    Sebastian lächelte. »Mein Kammerdiener kümmert sich um solche Dinge. Ich weiß

Weitere Kostenlose Bücher