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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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schnell am Himmel vorbei, doch sie sahen noch nicht bedrohlich aus. Sie blickte auf ihre braunen Schnürstiefel, die den Weg entlanggingen, ein Fuß vor dem anderen.
    Es konnte doch nicht sein, dass Abigail sämtliche Sommer bei Winthrop in Boston verbringen würde, oder? Wie sollte das nur möglich sein? Wie konnte sie das verhindern?
    Ein brauner Falke kreiste über ihr, als sie eine mit Gras bedeckte Lichtung erreichte. Dann zog er die Flügel ein, setzte zu einem Sturzflug an und flog nur ein paar Meter über dem Boden, schnell und sicher. Plötzlich wurde der Falke langsamer, landete auf der ausgestreckten behandschuhten Hand eines Mannes und stieg genauso schnell wieder auf, um in der Luft seine Kreise zu ziehen. Der Mann trug einen langen, hellbraunen Herrenmantel und schwarze Stiefel. War das etwa Henry? Es sah ganz danach aus.
    Ein Diener stand neben ihm, genauso wie ein Kameramann, der ihn filmte. Er hatte kaum den Arm wieder ausgestreckt, da setzte der Vogel erneut zum Sturzflug an und landete.
    Chloe hatte eine Falknerei wie diese bisher nur in der von Andrew Davies inszenierten Fernsehverfilmung von Sinn und Sinnlichkeit gesehen. Die Falknerei kam zwar in keiner der Romane von Jane Austen vor, war aber dennoch historisch korrekt. Sie konzentrierte sich auf das ausgezeichnete Zusammenspiel zwischen Mensch und Falken, und es lenkte sie von der plötzlichen Änderung ihrer Lebensumstände ab.
    Natürlich begann es dann doch noch zu regnen, zuerst nur leicht, dann immer stärker. Chloe öffnete ihren Sonnenschirm, doch war er schnell vom Wasser durchweicht. Regen tropfte am Rand ihrer Haube herunter und lief ihr über die Wangen. Oder waren das etwa Tränen? Sie konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen.
    Der Mann auf der Lichtung mit dem Vogel auf seinem Arm hatte sich umgedreht. Es war Henry. Der Falke öffnete seine Flügel, deren Spannweite einen halben bis dreiviertel Meter betrug, um zu fliegen. Die Spitzen der Flügel berührten Henrys Gesicht, doch blieb er davon unbeeindruckt. Versiert ging er mit dem Vogel um, der seine Flügel wieder einzog. In dem Moment entdeckte Henry sie, und er winkte seinen Diener herbei, der ihm die Sitzstange des Vogels brachte.
    Chloe wusste nicht, was sie tun sollte. War sie auf dem Anwesen von Dartworth? Henry übergab dem Diener den Vogel, der im Vergleich zu ihm winzig erschien. Während der Diener in die entgegengesetzte Richtung davonging, kam Henry mit großen Schritten auf sie zu, sodass der Kameramann Mühe hatte, ihm zu folgen. Schließlich kehrte der Kameramann um. Chloe blickte hoch zu Henry, plötzlich erschien er ihr irgendwie größer zu sein.
    »Miss Parker. Was in aller Welt tun Sie hier?« Er streifte seinen Falknerhandschuh ab, zog den Mantel aus, verbeugte sich und lächelte. »Ist es wirklich nötig, so viel Ärger auf sich zu nehmen, nur um sich vor der Handarbeit zu drücken?«
    Chloe lachte erstickt auf, und Tränen liefen ihr die Wangen herunter, als er seinen Mantel um sie legte, der schwer und warm war und einen harzigen Duft verströmte.
    »Ich hoffe, ich bin nicht auf dem Anwesen von Dartworth«, sagte Chloe in die Kamera.
    »Haben Sie sich verirrt?«
    »Irgendwie schon.«
    »Sie sind nicht auf dem Anwesen von Dartworth. Ich bin auf dem Boden von Bridesbridge.« Er nahm ihren Arm. »Wir sind nicht weit weg. Ich bringe Sie zurück.« Er schaute sie genauer an, selbst als der Regen ihnen seitlich entgegenschlug. »Es ist nichts passiert. Keine Sorge. Sind das etwa – Tränen, die ich da bei Ihnen sehe, Miss Parker?«
    Der Kameramann ging rückwärts vor ihnen her und filmte sie.
    »Nein.« Sie lachte. »Das sind Regentropfen. Es regnet sehr viel hier in England.« Sie wischte sich mit ihren nassen Handschuhen die Tränen weg.
    Er senkte seine Stimme, während er ihr ein Taschentuch gab. »Ich muss mich wegen meiner barschen Worte neulich beim Dinner entschuldigen. Ich war ein bisschen angespannt, weil – nun ja – die Geburt von Mrs Crescents Baby sollte nicht im Speisezimmer stattfinden.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Chloe tupfte eine weitere Träne von ihrer Wange mit dem Taschentuch.
    »Das ist der nasseste Sommer seit drei Jahren«, erklärte Henry. »Und der nasseste Sommer davor war vor acht Jahren. Am interessantesten ist jedoch die Tatsache, dass der Sommer mit dem höchsten Niederschlag in der Tudorzeit war. Aber genug vom englischen Wetter.«
    »War das ein Falke, mit dem Sie vorhin geübt haben?«, fragte Chloe.
    »Das

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