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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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die verschiedenen äußerlichen Tests auf. Selbst eine frische menschliche Leiche, entschied Laura, würde lebendiger sein; und sobald sie ihre Beute zur Endeavour zurückgeschafft hatte, begann sie mit ihrem Sektionsbesteck zu arbeiten.
    Die Spinne war so zerbrechlich, dass sie beinahe ohne Lauras Zutun in Stücke zerbrach. Sie löste die Beine vom Leib und zergliederte sie, dann begann sie mit dem empfindlichen Panzer um den Leib. Er spaltete sich in drei große Kreise und öffnete sich dann wie eine geschälte Orange.
    Nach ein paar Sekunden tiefster Ungläubigkeit - denn sie konnte nichts finden, was ihr bekannt vorgekommen wäre oder was sie hätte identifizieren können - fertigte Laura eine Reihe sorgfältiger Fotos an. Dann griff sie zum Skalpell.
    Wo sollte sie mit der Sektion beginnen? Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen und blindlings zugeschnitten, doch das wäre nicht sehr wissenschaftlich gewesen.
    Die Klinge drang fast ohne Widerstand ein. Eine Sekunde später hallte der äußerst undamenhafte Schrei der Stabsärztin Kapitänleutnant Ernst durch die ganze Endeavour.
    Der verärgerte Sergeant McAndrews brauchte gute zwanzig Minuten, um seine verschreckten Simps wieder zu beruhigen.

34 Seine Exzellenz bedauert.
    »Wie Sie alle wissen, meine Herren«, sagte der Marsbotschafter, »hat sich seit unserer letzten Sitzung sehr viel Neues ereignet Wir haben vieles zu diskutieren - und zu entscheiden. Aus diesem Grund bin ich besonders betrübt darüber, dass unser geschätzter Kollege vom Merkur heute nicht unter uns weilt.«
    Letzteres traf nicht ganz zu. Dr. Bose war nämlich keineswegs besonders betrübt darüber, dass Seine Exzellenz der Botschafter des Merkurs abwesend war. Es hätte die Sache sehr viel genauer getroffen, wenn man ihn besorgt genannt hätte. Sein ganzer Diplomateninstinkt sagte ihm, dass irgendetwas im Gange sei, und obgleich er über hervorragende Informationsquellen verfügte, hatte er keinerlei Hinweis erhalten können, worum es sich handelte.
    Der Entschuldigungsbrief des Botschafters war höflich, aber vollkommen nichts sagend gewesen. Seine Exzellenz hatte bedauert, dass dringliche und unvermeidbare Geschäfte ihn daran hinderten, persönlich und per Video an der Sitzung teilzunehmen. Es fiel Dr. Bose schwer, sich etwas Dringenderes oder Wichtigeres vorzustellen als Rama.
    »Zwei Mitglieder haben eine Erklärung abzugeben. Ich möchte zunächst Professor Davidson bitten.«
    Erregtes Tuscheln ging durch die Reihen der übrigen Wissenschaftler. Die meisten von ihnen hatten das Gefühl gehabt, dass dieser Astronom mit seinem wohl bekannten kosmischen Standpunkt nicht der rechte Mann für den Stuhl des Vorsitzenden des Space Advisory Council sei. Er erweckte zuweilen den Eindruck, dass die Aktivitäten des intelligenten Lebens eine bedauerliche Belanglosigkeit im majestätischen Universum der Sterne und Galaxien darstellten und dass es von schlechtem Stil zeuge, wenn man dem zu große Aufmerksamkeit schenke. Damit hatte sich der Astronom bei Exobiologen wie Dr. Perera nicht gerade beliebt gemacht, denn dieser vertrat den genau entgegengesetzten Standpunkt. Für ihn und seine Kollegen bestand der einzige Zweck des Universums darin, Intelligenz hervorzubringen, und deshalb neigten sie manchmal dazu, höhnisch über rein astronomische Erscheinungen zu sprechen. »Bloß tote Materie«, lautete einer ihrer Lieblingsausdrücke.
    »Eure Exzellenz, Herr Botschafter«, begann der Astronom. »Ich habe das merkwürdige Verhalten Ramas während der letzten Tage analysiert und möchte Ihnen meine Schlussfolgerungen unterbreiten. Einige davon sind äußerst aufregend.«
    Dr. Perera blickte überrascht auf, setzte aber dann eine undurchsichtige Miene auf. Ihm war alles sehr recht, was Professor Davidson aufregte.
    »Zunächst einmal war da diese bemerkenswerte Kette von Ereignissen, als dieser junge Leutnant zur südlichen Hemisphäre flog. Die elektrischen Entladungen als solche sind zwar spektakulär, aber ohne Bedeutung; man kann leicht beweisen, dass sie relativ wenig Energie enthielten. Doch sie trafen mit einer Rotationsveränderung Ramas zusammen und mit einer seiner Fluglagen - das heißt seiner Orientation im Raum. Und dies muss ein enormes Energiequantum beansprucht haben; die Entladungen, die Mr. - hmpf-, Mr. Pak beinahe das Leben gekostet hätten, waren lediglich ein Nebeneffekt - vielleicht eine Störung, die durch diese gigantischen Blitzableiter am Südpol neutralisiert werden

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