Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
liegt er auf dem Boden, etwa fünf Meter von mir entfernt! Ich hab ihn wieder. Gott sei Dank ist er nicht beschädigt.«
    »Und wie ist er dorthin gekommen? Was glauben Sie?«
    »Ähm - ich bin vielleicht eine Minute eingenickt. Es war ein harter Tag heute.«
    Norton seufzte, enthielt sich aber eines Kommentars. Sie waren viel zu wenige, und sie hatten so wenig Zeit, eine ganze
    Welt zu erforschen. Nicht immer konnte die Begeisterung die Erschöpfung überwinden, und Norton fragte sich, ob sie vielleicht unnötige Risiken auf sich nähmen. Vielleicht sollte er seine Leute nicht in so kleine Gruppen aufteilen, vielleicht sollte er nicht versuchen, ein so großes Terrain zu erforschen. Doch er vergaß nie, wie rasch die Tage vorübereilten, und er dachte stets an die ungelösten Rätsel um sie herum. Die Gewissheit in ihm nahm immer mehr zu, dass bald etwas geschehen würde und dass sie dann Rama aufgeben müssten, noch bevor er das Perihelium erreicht hatte -jenen Augenblick der Wahrheit, in dem ohne Zweifel jeder Flugbahnwechsel würde stattfinden müssen.
    »Hört zu, Nabe, Rom, London - alle«, sagte er. »Ich will die ganze Nacht durch jede halbe Stunde Bericht haben. Wir müssen damit rechnen, dass wir von jetzt an jeden Augenblick Besuch bekommen können. Manche dieser Besucher sind vielleicht gefährlich, aber wir müssen mit allen Mitteln Zwischenfälle vermeiden. Sie alle kennen die Anweisungen in dieser Hinsicht.«
    Das stimmte nur allzu sehr; es gehörte zu ihrer Ausbildung- aber keiner der Männer und Frauen hatte jemals wirklich daran geglaubt, dass der so übermäßig theoretisch behandelte >Kontakt mit außerirdischen Intelligenzen* zu ihren Lebzeiten stattfinden werde - ganz zu schweigen davon, dass sie diese Erfahrung selbst machen würden.
    Ausbildung war eine Sache, die Wirklichkeit war eine andere; und niemand konnte garantieren, dass die uralten menschlichen Instinkte der Selbsterhaltung im Notfall nicht die Oberhand gewinnen würden. Dennoch, es war wesentlich, dass sie jedem Wesen, dem sie in Rama begegneten, im Zweifelsfall bis zur letzten Minute - und sogar noch darüber hinaus - einräumten, es hege gute Absichten.
    Commander Norton wollte nicht als der Mann in die Geschichte eingehen, der den ersten interplanetaren Krieg ausgelöst hatte.
    Ein paar Stunden später waren Hunderte dieser Spinnen aufgetaucht und wieselten über die ganze Ebene. Per Teleskop konnte man erkennen, dass auch der Südkontinent von dieser Epidemie ergriffen war - anscheinend jedoch nicht die Insel New York.
    Die Spinnen kümmerten sich nicht weiter um die Forscher, und nach einer Weile beachteten diese die Spinnen auch kaum mehr - obwohl Norton von Zeit zu Zeit in den Augen seiner Stabsärztin ein raubtierhaftes Flackern zu entdecken glaubte. Er war sicher, nichts würde ihr größere Freude bereiten, als wenn einer dieser Spinnen ein bedauerlicher Unfall zustieße, und er hielt sie für durchaus imstande, einen solchen sogar herbeizuführen, um dem Interesse der Wissenschaft zu dienen.
    Mit ziemlicher Sicherheit verfügten die Spinnen nicht über Intelligenz; ihre Körper waren viel zu klein, als dass sie viel Gehirn enthalten konnten, ja es war sogar schwer vorstellbar, wo sie die Energie für ihre raschen Bewegungen speicherten. Und doch war ihr Verhalten merkwürdig zielstrebig und methodisch; sie schienen überall zu sein, doch sie untersuchten niemals den gleichen Ort zweimal. Wiederholt hatte Norton den Eindruck, dass sie nach etwas suchten. Was das auch immer sein mochte, sie hatten es anscheinend noch nicht gefunden.
    Verächtlich die drei großen Treppenkonstruktionen links liegen lassend, kletterten die Spinnen bis ganz zur Zentralnabe hinauf. Wie es ihnen gelang, die senkrechten Strecken zu erklimmen, selbst angesichts der Null-Schwerkraft, das wurde nicht klar; Laura stellte die Theorie auf, dass sie mit Saugnäpfen ausgestattet sein müssten.
    Und dann bekam sie, zu ihrem offenkundigen Entzücken, ihr heiß ersehntes Exemplar. Die Nabenkontrolle meldete, dass eine Spinne die senkrechte Wand hinuntergestürzt sei und nun tot oder bewegungsunfähig auf der ersten Plattform liege. Die Zeit, die Laura bis dorthin benötigte, stellte einen Rekord dar, der wohl nie gebrochen werden würde.
    Als sie auf der Plattform eintraf, stellte sie fest, dass das Wesen trotz der geringen Aufprallgeschwindigkeit alle drei Beine gebrochen hatte. Die Augen waren noch geöffnet, doch wies das Wesen keinerlei Reaktionen auf

Weitere Kostenlose Bücher