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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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bewusst anfangs die Existenz wirtschaftlicher Probleme, danach reagierten sie durch eine Reihe übertriebener isolierter Einzelmaßnahmen, die teils verwirrend, teils widersprüchlich waren, und als die globale Krise sich ausbreitete und verschärfte, fiel ihnen nichts anderes ein, als verzweifelt die Hände zum Himmel zu erheben. Versuche, international koordinierte Problemlösungen zu finden, waren zum Scheitern verurteilt, weil sämtliche unabhängigen Nationen in wachsendem Maß auf den Druck des eigenen Wählervolkes zu reagieren gezwungen waren.
    Im Rückblick zeigte sich deutlich, dass der Internationalisierungsprozess der Erde, der im 21. Jahrhundert stattgefunden hatte, zumindest in einer Hinsicht mit signifikanten Geburtsfehlern behaftet war. Zahlreiche Aktionsbereiche - Kommunikation, Handel, Transport (darunter Raumfahrt), Währungsausgleich, Friedenssicherung, Informationsaustausch und Umweltschutz, um nur die wichtigsten zu nennen - waren tatsächlich internationalisiert worden (ja, sogar »interplanetarisiert«, bedenkt man die Kolonien im Weltraum), aber die meisten dieser internationalen Abkommen hatten Zusatzklauseln, die den einzelnen Mitgliedsländern relativ kurzfristig den Ausstieg erlaubten, sofern die mehrheitlich beschlossenen Übereinkommen »nicht länger den Interessen« des betroffenen Landes »dienten«. Kurz gesagt, alle Nationen, die am Aufbau internationaler Organismen teilnahmen, besaßen das Recht, ihre nationalen Verpflichtungen einseitig aufzukündigen, wenn sie mit den gemeinsamen Beschlüssen und Aktionen der Gruppe nicht mehr einverstanden waren.
    Die Jahre vor der ersten Begegnung mit Rama (in den frühen 2130ern) war eine ungewöhnlich stabile Zeit der Prosperität gewesen. Nachdem sich die Welt von dem Schock über den verheerenden Kometeneinschlag bei Padua (Italien) im Jahre 2077 erholt hatte, folgte ein halbes Jahrhundert gemäßigten Wachstums. Abgesehen von wenigen, relativ kurzen und nicht allzu gravierenden Wirtschaftsrezessionen stiegen in einer großen Zahl der Länder die Lebensbedingungen damals an. Hin und wieder flammten vereinzelte Kriege und zivile Unruhen auf, vorwiegend in unterentwickelten Nationen, doch konnten die konzertierten Bemühungen der globalen Friedensschutztruppen sie stets unter Kontrolle bringen, bevor die Probleme sich zu einer ernsten Gefahr auswachsen konnten. Die Festigkeit der neuen internationalen Mechanismen wurde nicht durch irgendwelche großen Krisen auf die Probe gestellt.
    Unmittelbar nach der ersten Rama-Begegnung jedoch traten rapide Veränderungen in den grundlegenden Steuerungsapparaten ein. Erstens wurden für den Aufbau von Excalibur und anderen bedeutenden Projekten, die mit Rama zusammenhingen, anderen laufenden Programmen die Mittel beschnitten oder entzogen. Dann begann 2132 eine allgemeine lautstarke Kampagne für Steuersenkungen, damit den Massen mehr Geld zur freien Verfügung in Händen blieb, wodurch die Aufwendungen für notwendige Einrichtungen noch weiter reduziert wurden. Ende 2133 waren die meisten der jüngeren internationalen Dienste unterbesetzt und funktionsuntauglich geworden. So platzte also der globale Markt-Crash in ein Umfeld, das bereits von wachsenden Zweifeln der Erdbevölkerung an der Effizienz der gesamten internationalen Organisationen bestimmt war. Und als das Finanzchaos anhielt, lag für die einzelnen Nationen die bequeme Entscheidung nahe, ihre Beitragsleistungen zu eben jenen Weltbankfonds und globalen Einrichtungen einzustellen, die bei richtigem Einsatz die Katastrophe vielleicht hätten verhindern können. Und so wurden die unabhängigen Länder als Erste von der Kurzsichtigkeit der politischen Führer ins Verderben gestürzt.
    Die Scheußlichkeiten des Großen Chaos sind in Tausenden von Geschichtswerken beschrieben worden. In den ersten zwei Jahren bestanden die Hauptprobleme in einem bestürzenden Anstieg der Arbeitslosenzahlen und der Bankrotte (privater und betrieblicher), doch derartige finanzielle Schwierigkeiten erschienen mehr und mehr als trivial, als die Zahl der Obdachlosen und Verhungernden immer weiter anstieg. Im Winter 2136/37 wuchsen in den Parks und öffentlichen Anlagen aller großen Städte Zelt- und Bretterbudenslums aus dem Boden, und die Stadtverwaltungen plagten sich heldenhaft mit dem Problem der Versorgung und Entsorgung für sie ab. Die dafür eingerichteten Dienste sollten die Schwierigkeiten eindämmen, die durch den vermeintlich nur zeitweiligen Zustrom dieser

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