Rendezvous mit Übermorgen
finden. Der Lichtstrahl wurde von einem kleinen Metallgegenstand reflektiert, der etwa dreißig, vierzig Meter entfernt näher dem Zentrum der Plaza lag. Takagishi erkannte instinktiv, dass der Reflex von seinem Instrumentenpack kam, und eilte hinüber.
Er kniete nieder und untersuchte die Elektronik. Es war oberflächlich keine Beschädigung feststellbar. Er zog gerade den Transceiver heraus, um methodisch alle Instrumente durchzuchecken, als er am Rand des Lichtkegels etwas wie ein Seil von fünfzehn Zentimetern Durchmesser wahrnahm. Er hob seine Lampe auf und trat zu dem Objekt. Es war schwarzgolden gestreift und etwa zwölf Meter lang, wo es dann hinter einem seltsamen, etwa drei Meter hohen Metallschuppen verschwand. Er betastete das dicke Seil. An der Oberseite war es weich und flaumig. Als er es umzudrehen versuchte, um die Unterseite abzutasten, begann das Objekt sich zu bewegen. Er ließ es sofort fallen und sah, wie es sich langsam gleitend von ihm auf den Schuppen zu entfernte. Die Bewegung war begleitet von einem Geräusch wie von Stahlbürsten, die über Metall streichen.
Takagishi hörte sich selbst heftig atmen. Wieder unterdrückte er den zwingenden Impuls davonzulaufen. Er rief sich die Erinnerung an seine Schulzeit ins Gedächtnis: die frühmorgendlichen Meditationen im Garten seines Zen-Lehrers. Nein, er empfand keine Furcht. Und er befahl seinen Füßen, sich in Richtung auf den Schuppen in Bewegung zu setzen.
Das schwarzgoldene Kabel verschwand. Der Platz war völlig still. Takagishi näherte sich dem Schuppen, den Lichtkegel auf die Stelle gerichtet, an der er das Seil zuletzt gesehen hatte. Dann bog er um die Ecke und lenkte den Lichtstrahl in den Schuppen. Er traute seinen Augen nicht. Im Licht wand sich zuckend eine Masse von schwarzgoldenen Tentakeln.
Urplötzlich explodierte in seinen Ohren ein Jaulen im oberen Frequenzbereich. Er blickte über die linke Schulter und erstarrte wie vom Blitz getroffen. Seine Augen quollen hervor. Sein Schreien ging in dem sich verstärkenden Kreischen unter, als drei Tentakeln vortasteten und ihn berührten. Sein Herz brach, und er sackte zu Boden und war bereits tot, als ihn das furchtbare Ding in seine Umarmung zog.
33 Vermisst
»Admiral Heilmann?«
»Ja, General OToole, was gibt's?«
»Sind Sie klar da?«
»Gewiss. Ich bin grad vor ein paar Minuten aufgewacht. Die Besprechung mit Dr. Brown ist erst in einer Stunde. Warum dieser frühe Anruf?« - »Während Sie schliefen, erhielt ich eine verschlüsselte Nachricht, Top Secret, vom COG, Militär-Oberkommando. Es geht um Projekt Trinity. Die wollten den Status quo wissen.«
»Was meinen Sie damit, General?«
»Ist unsere Verbindung sicher, Admiral? Haben Sie die Mitschnittautomatik blockiert?« »Jetzt ja.« »Also, sie hatten zwei Fragen. Ob Borzow starb, ohne jemandem sein RQ zu sagen? Und ob sonst noch jemand von der Besatzung über Trinity Bescheid weiß?«
»Aber Sie wissen doch die Antwort auf beide Fragen.«
»Ich wollte nur sichergehen, dass Sie nicht mit Dr. Brown darüber gesprochen haben. Die haben darauf bestanden, dass ich das mit Ihnen abkläre, ehe ich meine Code-Antwort runterschicke. Was glauben Sie, worum geht es bei der ganzen Sache?«
»Keine blasse Ahnung, Michael. Vielleicht kriegt jemand drunten auf der Erde Schiss. Wilsons Tod hat sie vielleicht erschreckt.«
»Mich jedenfalls hat das ganz schön erschreckt. Aber doch nicht soweit, dass ich an Plan Trinity dächte. Aber ich frage mich, ob die dort unten etwas wissen, das wir nicht wissen?«
»Na, vermutlich werden wir das ziemlich bald herausfinden.
Sämtliche Leithirsche der ISA fordern nachdrücklich, wir sollen Rama bei nächstmöglicher Gelegenheit evakuieren. Denen hat nicht einmal unsere Entscheidung gepasst, dass die Teams zuerst ein paar Stunden ausruhen sollten. Und diesmal, fürchte ich, werden sie nicht nachgeben.«
»Admiral, erinnern Sie sich noch an diese hypothetische Diskussion mit General Borzow während des Fluges? Unter welchen Umständen wir Trinity aktivieren sollten?«
»Verschwommen. Warum?«
»Sind Sie noch immer der Überzeugung, er hatte unrecht, wenn er darauf bestanden hat, dass wir wissen müssten, warum der Trinity-Notplan in Kraft gesetzt wird? Sie sagten damals, wenn die Erde glaubt, es besteht eine unmittelbare große Gefahr, dann würden Sie persönlich darauf verzichten können, Vernunftsgründe geliefert zu bekommen.«
»Tut mir leid, General, aber ich kann Ihnen nicht folgen.
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