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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Warum fragen Sie mich sowas?«
    »Otto, ich möchte Ihr Einverständnis, dass ich bei der Code-Antwort ans militärische COG-Hauptquartier frage, warum die gerade jetzt nach Trinity fragen. Wenn wir nämlich in Gefahr sind, dann haben wir das Recht, darüber informiert zu werden.«
    »Sicher, Sie können weiterreichende Informationen verlangen, Michael, aber ich möchte wetten, deren Anfrage ist nichts weiter als bloße Routine.«
    Als Janos Tabori erwachte, war es in Rama noch immer Nacht. Während er in den Flugdress stieg, ging er im Geist sämtiche Aktivitäten durch, die der Transport des Krebsbioten zur Newton erfordern würde. Sollte der Evakuierungsbefehl bestätigt werden, würde man Rama kurz nach der Dämmerung verlassen. Er rief den offiziellen Evakuierungsplan aus seinem Taschencomputer ab und brachte ihn durch die Eingabe der Daten über die zusätzlichen Biotenaktivitäten auf den neuesten Stand.
    Dann blickte er auf die Uhr. Es waren nur noch fünfzehn Minuten bis zum Morgengrauen, vorausgesetzt natürlich, dass in Rama die Tag-Nachtzyklen regulär abliefen. Janos kicherte leise. Rama hatte ihnen bereits dermaßen mit Überraschungen aufgewartet, und es gab wirklich keine Garantie, dass es pünktlich wieder Tag werden würde. Falls aber doch, hatte er die Absicht, sich den ramanischen »Sonnenaufgang« anzusehen. Frühstücken konnte er später noch.
    Hundert Meter von seiner Unterkunft entfernt hockte der eingefangene Biot, bewegungslos, wie er es seit dem Vortag, nachdem man ihn von seinen Gefährten losgerissen hatte, getan hatte. Janos tastete mit der Stablampe durch die feste transparente Käfigwand, um irgendwelche Anzeichen zu entdecken, falls der Biot sich im Verlauf der Nacht doch bewegt haben sollte. Als klar war, dass die Haltung des Bioten unverändert war, ging Janos aus dem Beta-Camp in Richtung See.
    Während er auf den Anbruch des Lichts wartete, überdachte er noch einmal die allerletzten Worte des Gesprächs mit Nicole des Jardins am vorigen Abend. Irgendwas stimmte nicht so ganz an ihrer beiläufigen Enthüllung über die möglichen Ursachen für den Schmerzausbruch bei General Borzow in der Nacht seines Todes. Janos sah den völlig gesunden Blinddarm deutlich vor sich; es konnte keinen Zweifel geben: Die Erstdiagnose war falsch gewesen. Aber warum hatte Nicole mit ihm nicht über die Zweitdiagnose gesprochen, die Möglichkeit toxischer Fremdeinwirkung? Besonders wo sie doch die Sache genauer untersuchte ...
    Janos gelangte zu dem unausweichlichen Schluss, dass Dr. des Jardins entweder an seinen Fähigkeiten zu zweifeln begonnen hatte - oder argwöhnte, er selbst könnte dem General irgendwie Medikamente verabreicht haben, ohne die Chefärztin zu konsultieren. Wie dem auch sein mochte, er sollte doch wohl besser herausfinden, was sie im Sinn hatte. Und dann schoss ihm ein komischer Gedanke durch den Kopf, ein Filtrat, zweifellos seiner Schuldgefühle: War es denkbar, dass Nicole irgendwie etwas von dem Schmidt-Hagenest-Projekt wusste und sie alle vier verdächtigte?
    Und zum ersten Mal fragte sich nun auch Janos, ob die Schmerzen, die Valerij Borzow erlitten hatte, möglicherweise auf andere als natürliche Ursachen zurückzuführen sein könnten. Er erinnerte sich an diese Chaosbesprechung zu viert, zwei Stunden nachdem Brown erfahren hatte, dass er bei der Ersten Exkursion an Bord der Newton bleiben musste. »Sie müssen mit ihm reden, Otto«, hatte Brown frustriert zu Heilmann gesagt. »Sie müssen ihn rumkriegen, dass er sich anders entscheidet.«
    Und Otto Heilmann hatte dann zögernd gesagt, es sei unwahrscheinlich, dass General Borzow auf eine Bitte von Heilmann hin den Einsatzplan ändern würde. »In diesem Fall«, hatte Dr. Brown wütend geantwortet, »können wir all den lukrativen Belohnungen aus unserem Vertrag Adieu sagen.«
    Und Francesca Sabatini hatte bei der ganzen Rangelei geschwiegen, scheinbar sorglos und unbeeindruckt. Im Hinausgehen hatte Janos gehört, wie Brown sie anmotzte: »Und wieso lässt dich das so kalt? Du verlierst doch dabei genauso wie wir alle. Oder hast du was in der Hinterhand, wovon ich nichts weiß?«
    Das Lächeln auf Francescas Gesicht hatte Janos nur flüchtig gesehen. Aber er hatte damals bei sich gedacht: Sie sieht so verdammt zuversichtlich aus. - Und jetzt, während er auf den Rama-Morgen wartete, kehrte dieses Lächeln wie ein bedrückender Spuk zurück. Bei ihrer pharmakologischen Erfahrung war Francesca durchaus in der Lage, Borzow

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