Rendezvous mit Übermorgen
glatt.«
»Also wirklich, Francesca«, sagte Nicole, während sie mit ihr auf dem Vordersitz des Eismobils Platz nahm, »so schlimm kann es doch mit ihm wirklich nicht sein. Immerhin muss er doch die ganzen Mannschaftscomputer und Kommunikatoren und das Bildverarbeitungssystem in der Newton bedienen können. Sie übertreiben bestimmt.«
Der Gesprächston wirkte ungezwungen und flapsig. Dr.
Brown plumpste mit einem Seufzer auf den Rücksitz. »Sicher gibt es doch für zwei dermaßen außergewöhnliche Ladys wichtigere Gesprächsthemen. Wenn nicht, dann möchten Sie mir vielleicht erklären, wieso ein mondsüchtiger japanischer Wissenschaftler sich mitten in der Nacht aus dem Lager schleicht.«
»Laut Maxwells Assistenten, dieser unterwürfigen Nummer Mills, sind viele Erdenbewohner überzeugt, dass unser guter Professor aus Japan von den Ramanern gekidnapped wurde.«
»Wirklich, Francesca. Seien Sie doch mal ernst. Warum sollte Dr. Takagishi sich plötzlich entschließen, allein loszuziehen?«
»Ich hab da eine Idee«, sagte Nicole zögernd. »Er hat einfach die Geduld mit dem verordneten Erforschungsablauf verloren. Sie wissen doch, wie glühend er von der Wichtigkeit New Yorks überzeugt ist. Nach Wilsons Unfall ... nun, er war ziemlich sicher, dass die Evakuierung befohlen werden würde. Und bis wir danach wieder hierher vordringen, falls wir überhaupt zurückkommen, könnte das Zylindermeer geschmolzen sein, und dann wäre es schwieriger, bis New York vorzustoßen.«
Ihre angeborene Aufrichtigkeit drängte Nicole eigentlich, Brown und Sabatini gegenüber den Herzfehler Takagishis zu erwähnen, doch ihre Intuition bestimmte sie, ihren beiden Begleitern nicht zu vertrauen. Brown sagte gerade: »Er ist doch einfach nicht der Typ, der so einfach hochgeht. Ich würde gern wissen, ob er was gehört oder gesehen hat.«
»Vielleicht hatte er Kopfschmerzen oder konnte aus einem anderen Grund nicht schlafen«, bot Francesca als Erklärung an. »Reggie Wilson streunte nachts auch immer rum, wenn sein Kopf ihm zu schaffen machte.«
Brown beugte sich nach vorn. »Übrigens«, sagte er zu Nicole, »Francesca hat mir gesagt, dass diese Instabilität bei Wilson Ihrer Meinung nach durch diese Kopfschmerzpillen verschlimmert worden sein könnte. Sie kennen sich ja zweifellos gut mit Ihren Medikamenten aus. Ich war tief beeindruckt, wie rasch Sie diese Schlaftablette identifiziert hatten, die ich nahm.«
»Weil wir grad von Medikamenten sprechen«, fügte Francesca nach einer kleinen Pause hinzu, »Tabori hat da was von einem Gespräch mit Ihnen über Borzows Tod erwähnt. Vielleicht habe ich ihn ja nicht ganz richtig verstanden, aber mir scheint, er sagte, dass Sie vermuten, dass dabei eine Drogenreaktion im Spiel gewesen sein könnte.«
Sie fuhren übers Eis. Das Gespräch war ruhig, scheinbar wie beiläufig verlaufen. Es bestand kein klarer Grund, argwöhnisch zu werden. Trotzdem, sagte sich Nicole, während sie eine Antwort formulierte, die beiden letzten Bemerkungen kamen doch ein bisschen zu glatt. Fast wie geprobt. Sie drehte den Kopf und schaute Dr. Brown an. Sie vermutete, dass Francesca sich mühelos verstellen konnte, doch sie war sicher, dass es ihr in Browns Gesichtsausdruck möglich sein musste zu erkennen, ob die Fragen der beiden vorher abgesprochen waren oder nicht. Er kroch unter ihrem festen Blick unmerklich in sich zusammen.
»Tabori und ich unterhielten uns über General Borzow und stellten dabei Vermutungen an, wodurch seine Schmerzen hätten hervorgerufen worden sein können«, sagte Nicole kühl. »Denn schließlich war sein Blinddarm ja völlig gesund, also muss sein akuter Schmerzanfall eine andere Ursache gehabt haben. Im Verlauf des Gesprächs sagte ich beiläufig zu Janos, wir sollten eine nachteilige medikamentöse Reaktion als mögliche Ursache in Betracht ziehen. Es war keine besonders fundierte Meinung.«
Dr. Brown wirkte augenblicklich erleichtert und wechselte sofort das Thema. Francesca allerdings sah nicht so aus, als gäbe sie sich mit Nicoles Erklärung zufrieden. Falls ich mich nicht irre, hat unsere Medienlady noch Fragen, überlegte Nicole. Aber sie hat nicht vor, sie mir gerade jetzt zu stellen. Sie beobachtete die Italienerin und bemerkte, dass diese dem Monolog Dr. Browns auf dem Rücksitz keine Beachtung schenkte. Während er sich über die Reaktionen der Erde auf Wilsons Tod verbreitete, schien Francesca tief in Gedanken versunken.
Dann war es eine Weile still, nachdem
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