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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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seiner Falle. Die Greiffüße und Schwingen hatten sich in dem federnden Maschenwerk verfangen. Als der Pteroide Nicole sah, schrie er wieder. Sein größerer Gefährte, der um die Spitzen der Gebäude kreiste, kam plötzlich in ihre Richtung niedergeschossen.
    Ehe der Vogel sie erreichte, drückte Nicole sich gegen die Fassade des einen Gebäudes. Das Ding keckerte Nicole an, als schimpfte es mit ihr, doch es berührte sie nicht. Dann »sprach« der Samtvogel etwas, und nach einem kurzen Wortwechsel zog sich das gewaltige Linoltier etwa zwanzig Meter weit auf einen Sims zurück.
    Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte (den größeren Vogel dabei keineswegs aus den Augen lassend), trat Nicole an das Gitter und untersuchte es. Als sie mit Francesca nach Takagishi suchte, hatten sie keine Zeit verschwenden können, also bot sich Nicole jetzt erstmals Gelegenheit zu genauerer Inspektion. Das Gitter war aus einem strickähnlichen Material gefertigt, etwa vier Zentimeter dick und einigermaßen elastisch. Es gab Tausende von Schnittpunkten, die jeweils von kleinen Knoten markiert waren. Diese Knötchen waren leicht klebrig; jedoch nicht so sehr, dachte Nicole, dass man das ganze Geflecht für eine Art Spinnennetz hätte halten können, um fliegende Beute einzufangen.
    Während Nicole den unteren Teil des Geflechts untersuchte, flog das andere Flugwesen über ihren Kopf hinweg und landete nahe bei seinem gefangenen Gefährten. Äußerst geschickt vermied der Vogel es, selbst in die Schlingen zu geraten, und begann die einzelnen Stränge mit den Klauen zu bearbeiten. Mit Mühe dehnte und zwirbelte er an den Stricken. Dann stakte er vorsichtig zu dem gefangenen Gefährten hinüber und unternahm unbeholfene Versuche, die Flechtverbindungen, die diesen fesselten, zu zerreißen oder aufzuknoten. Vergeblich. Dann zog sich der Riesenvogel etwas zurück und starrte Nicole an.
    Was macht er denn da ?, fragte sich Nicole. Sicher will er mir was sagen ... Als sie sich jedoch nicht bewegte, wiederholte das Fluggeschöpf die Demonstration erneut. Diesmal glaubte sie verstanden zu haben: Der Vogel versuchte ihr klarzumachen, dass er seinen Freund nicht befreien könne. Nicole lächelte ihm zu und winkte mit der Hand. Dann band sie ein paar nebeneinander liegende Stricke zusammen, und als sie diese nachher wieder löste, kreischten beide Vögel zustimmend. Sie wiederholte dies noch zweimal, dann zeigte sie auf sich selbst und danach auf das Samtgeschöpf, das oben gefangen saß.
    Es folgte eine aufgeregte Unterhaltung in der lauten, teilweise wohlklingenden Vogelsprache, dann flog der größere Vogel wieder auf seinen Sims zurück. Und Nicole starrte zu dem samtigen Geschöpf hinauf. Es hatte sich an drei verschiedenen Stellen verstrickt, und seine Gegenwehr hatte nur dazu geführt, dass die elastischen Schnüre sich noch fester um es geschlungen hatten. Nicole vermutete, dass der Vogel während der letzten Nacht in den Hurrikan geraten und von den Sturmböen in das Gitter geweht worden war. Unter dem Aufprall hatten sich die Stricke wahrscheinlich verformt, und als sie wieder in ihre normale Lage zurückschnellten, saß der große Vogel in dem Maschengeflecht gefangen.
    Der Aufstieg war nicht besonders schwierig. Das Geflecht war an den beiden Gebäuden fest verankert, und das Seil selbst gewichtig genug, dass Nicoles Bewegung nicht zu allzu großen Schwingungen führte. Aber zwanzig Meter über dem Boden, das ist eine beträchtliche Höhe, mehr als ein normales sechsstöckiges Haus, und so kamen Nicole doch einige leise Bedenken, als sie schließlich bei dem gefangenen Vogel angelangt war,
    Sie keuchte vor Anstrengung. Sehr behutsam, um sicherzugehen, dass sie den seltsamen Informationsaustausch nicht missverstanden habe, rutschte sie auf den Vogel zu. Der Blick der riesigen blauen Augen wich nicht einen Moment von ihr.
    Eine Schlinge hatte den einen Flügel sehr dicht an den Vogelkopf gezogen. Nicole wickelte sich einige Stränge um die Knöchel, um sich gegen den Absturz zu sichern, dann machte sie sich daran, die Schwinge zu befreien. Es war ein langwieriges Unterfangen. Einmal streifte sie der starkduftende Atem des Geschöpfes. Ich kenne den Geruch , sagte sie sich. Und sofort begriff sie und brachte ihn in Verbindung mit der Manna-Melone, die sie gegessen hatte. Ihr esst das also auch? Aber woher stammt es? Wenn sie doch nur mit diesen fremdartigen, wundervollen Geschöpfen reden könnte!
    Sie zerrte an dem ersten Knoten herum;

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