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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Bergsteigen und umklammerte das Garn mit beiden Händen.
    Sie befand sich etwa vierzig Zentimeter unterhalb des letzten Körpersegments des Bioten. Als dessen Kopf den Grubenrand erreichte, hing sie auf halber Höhe in der Wand. Langsam, aber stetig verschwand ein Fuß des Bioten nach dem anderen über den Rand, und sie stieg aufwärts. Einige Minuten später aber verlangsamte sich der Anstieg merklich und kam dann völlig zum Stillstand, als nur noch vier Endsegmente des Hundertfüßlers in der Grubenwand hingen. Wenn sie die Arme hochstreckte, konnte Nicole das Schwanzsegment beinahe berühren. Dieser hing nur noch etwa einen Meter in der Wand, saß aber anscheinend dennoch irgendwie fest. Nicoles Gewicht war für die Gelenke der unteren Segmente eine zu große Belastung.
    Düstere Szenarien schössen ihr durch den Kopf, während sie mehr als sechs Meter über dem Grubengrund baumelte. Na, ist doch grandios, dachte sie, zog die Leine straff und stemmte die Sohlen fest gegen die Wand. Es gibt drei Möglichkeiten, und alle drei sind nicht grade ideal: Die Schnur könnte reißen. Der Biot könnte zusammenbrechen. Oder ich bleibe hier vielleicht in alle Ewigkeit hängen.
    Sie überlegte, was ihr an Alternativen blieb. Der einzige Plan mit einer einigermaßen bescheidenen Erfolgschance war sehr riskant: Sie musste an ihrem Nähfaden-Sicherungsseil sich bis zum letzten Körperglied des Bioten hinaufangeln, dort irgendwie Leib oder Beine als Halterung benutzen und sich durch eigene Muskelkraft bis über die Grubenkante hochziehen.
    Sie blickte nach unten und dachte an ihren ersten Sturz. Ich glaub, ich wart erst mal eine Weile ab, ob sich diese Maschine vielleicht wieder in Bewegung setzt. Es verging eine Minute. Eine zweite. Nicole holte tief Luft. Sie griff weit an der Schnur nach oben und zog sich die Wand hinauf. Dann wiederholte sie den Prozess mit der anderen Hand. Sie hing inzwischen dicht hinter dem Schwanzglied des Bioten. Sie griff nach einem der Beinchen, doch sobald sie es mit etwas Gewicht belastete, verlor es den Halt an der Wand.
    Damit ist der Plan erledigt, dachte sie nach einer Schrecksekunde. Sie hatte sich inzwischen dicht hinter dem Bioten wieder stabilisiert. Erneut betrachtete sie sich das Wesen sehr genau. Die Rückenschilde der Segmente setzten sich aus überlappenden Stücken zusammen. Es könnte möglich sein, eine von diesen Klappen zupacken ... Sie rekonstruierte im Geist die ersten beiden Versuche, auf dem Rücken des Hundertfüßlers zu reiten. Die Saughaftung der Beine hat nachgegeben, dachte sie. Aber jetzt ist das Ding ja größtenteils draußen auf dem flachen Grund. Da müsste es mich eigentlich halten können.
    Dann begriff sie, dass sie keine Sicherung gegen den Absturz mehr haben würde, sobald sie auf dem Bioten hing. Probeweise zog sie sich bis ans Ende der Leine hoch und griff nach der Panzerklappe. Sie bekam festen Griff. Blieb nur das Problem, ob die Klappe ihr Gewicht tragen konnte. Sie sicherte sich mit der einen Hand am Seil ab und versuchte mit der anderen die Festigkeit des Panzers abzuschätzen. So weit, so gut.
    Dann zog sie sich behutsam hoch und ließ die Leine los. Sie schlang die Beine um die Flanken des Hundertfüßlers und zog sich weiter bis zur nächsten Segmentklappe. Mit einem schmatzenden Geräusch lösten sich die Saugfüße des hinteren Segments von der Wand, doch sonst verharrte der Biot bewegungslos.
    Noch zweimal wiederholte sie das Ganze von Segment zu Segment. Dann hatte sie den Grubenrand fast erreicht. Beim letzten Klimmzug bekam sie einen kurzen Schock, als der Biot ein paar Zentimeter zurück in die Grube glitt. Mit angehaltenem Atem wartete sie, bis der Biot wieder still lag, dann zog sie sich vorwärts und auf das erste ganz flach auf dem Boden liegende Segment hinauf. Noch während sie kroch, setzte sich das Geschöpf wieder in Bewegung, doch Nicole rollte seitwärts ab und landete rücklings auf festem Boden. »Halleluja!«, rief sie laut.
    Sie stand auf dem Grenzwall um New York, starrte auf die turbulente Zylindrische See hinaus und fragte sich, wieso ihr Hilferuf keine Reaktion ausgelöst hatte. Der Autoprüfindikator ihres Funkgeräts zeigte, dass es voll arbeitete, aber sie hatte dreimal vergeblich Kontakt zur übrigen Mannschaft aufzunehmen versucht. Nicole wusste natürlich genau Bescheid über die den Kosmonauten zur Verfügung stehenden Comm-Links. Wenn keine Antwort kam, bedeutete dies sowohl, dass derzeit in sechs bis acht Kilometern

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