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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Schale an anderen Punkten sein könnte. Norton und seine Männer berichteten, dass die Zylindersee höchst verschiedene Tiefen aufwies an manchen Stellen nur vierzig Meter, an anderen bis zu hundertfünfzig. Daraus würde ich auf eine mindestens ein paar hundert Meter dicke Hülle schließen.«
    Richard wandte sich rasch wieder dem Monitor zu. Prinz Hai und Falstaff hatten ihre Endstation beinahe wieder erreicht. Er gab das Haltkommando und wandte sich wieder Nicole zu. »Warum fragen Sie? Sie stellen doch nie unüberlegte Fragen.«
    »Es ist nicht zu übersehen, dass hier unten eine ganze unerforschte Welt liegt«, antwortete Nicole. »Man würde ein ganzes Leben brauchen ...«
    »So lange haben wir nicht Zeit«, unterbrach Richard mit einem Lachen. »Jedenfalls nicht ein ganzes normales Leben lang ... Aber zu Ihrer Frage nach der Manteldicke - erinnern Sie sich, das gesamte Bodenniveau im Süd-Hemizylinder liegt vierhundertfünfzig Meter höher als im nördlichen Teil. Wenn es also keine größeren tektonischen Unregelmäßigkeiten gibt-und von außen haben wir nichts dergleichen festgestellt müsste der Mantel im Südteil wesentlich dicker sein.«
    Er wartete auf eine weitere Äußerung Nicoles. Als sie jedoch schwieg, wandte er sich nach ein paar Sekunden wieder dem Monitor zu und setzte sein ferngesteuertes Erkundungsprogramm fort.
    Nicole hatte einen guten Grund für ihre Frage gehabt. In ihrem Kopf haftete eine Bildvorstellung, die sie nicht loswerden konnte: Sie kam ans Ende eines dieser langen unterramaischen Tunnels, stieß eine Tür auf - und war geblendet vom Licht der Sonne. Es wäre doch unfassbar, überlegte sie, wenn man als vernunftbegabtes Geschöpf in diesem Gewirr von trübem Licht und Tunnels lebte und dann plötzlich zufällig auf etwas stößt, das einem das gesamte bisherige Vorstellungskonzept vom Universum unwiderruflich über den Haufen wirft ? Wie könntest du je wieder zurückkehren zu...
    »Ja was, zum Teufel, ist denn das?«, hörte sie Richard rufen. Sie konzentrierte sich auf den Monitor. Prinz Hai und Falstaff hatten einen größeren Raum am anderen Ende der Station betreten und standen nun vor einem locker verwobenen schwammartigen Konglomerat. Das Infrarotbild zeigte im Innern des Gewebes eingebettet eine Kugel, die Wärme abstrahlte. Auf Nicoles Vorschlag hin befahl Richard seinen Robotern, das Objekt zu umgehen und den Rest dieser neuen Örtlichkeit zu inspizieren.
    Der Raum war gewaltig. Er dehnte sich weit über das Auflösungsvermögen der Video-Einrichtungen der Roboter hinaus weiter. Die Decke war schätzungsweise zwanzig Meter hoch, zwischen den Seitenwänden lagen über fünfzig Meter Distanz. In der Ferne waren weitere sphärische Objekte in schwammartiger Materie eingebettet im Raum verstreut. Ein Rasternetz spannte sich fast ganz durch den Raum im Vordergrund. Es baumelte von der Decke bis etwa fünf Meter über dem Boden. Hundert Meter schätzungsweise hinter dem ersten Netz war ein weiteres gerade noch auszumachen.
    Richard und Nicole besprachen, was die Roboter als Nächstes tun sollten. Es zeigten sich weder aus der U-Bahnstation noch aus dem großen Saal andere Ausgänge. Ein Panorama-schwenk über das Nahfeld erbrachte nichts Interessantes außer der schwammumhüllten Kugel. Nicole plädierte dafür, die Roboter zurückzuholen und aus dem Höhlensystem überhaupt zu verschwinden. Aber Richard zwang seine Neugier, wenigstens eine beiläufige Untersuchung eines der Kugelobjekte vorzunehmen.
    Es gelang den Robotern, wenn auch unter einigen Schwierigkeiten, durch das Webgeflecht bis zu einer der Kugeln vorzudringen. Die Umgebungstemperatur stieg, je näher sie der Kugel kamen. Eine der Funktionen des umgebenden Materials war eindeutig Wärmeabsorption. Als die Roboter bei der Kugel angelangt waren, gaben ihre eingebauten Monitoren Warnsignale, dass die Außentemperatur ihr Funktionssicherheitsniveau überschreite.
    Richard reagierte rasch. Er steuerte die Roboter auf fast kontinuierlicher Basis und gelangte zu dem Schluss, die Kugel sei praktisch undurchdringlich und bestehe wahrscheinlich aus einer dichten Metalllegierung mit sehr harter Oberfläche. Falstaff hieb mehrmals mit dem Arm dagegen; das Geräusch wurde sogleich gedämpft, was darauf hindeutete, dass die Kugel gefüllt war, wahrscheinlich mit einer Flüssigkeit. Die zwei Miniroboter zappelten sich aus dem Schwammgewebe frei, als ihr Audiosystem das Geräusch von über Metall fahrenden Stahl-bürsten

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