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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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auf die Erklärung zu warten. Ein Fahrzeug, das irgendwie an den Waggon einer unterirdischen Schwebebahn erinnerte, tauchte plötzlich auf und schoss auf sie zu - und hielt abrupt inne, wobei seine Vorderseite genau über dem Ende der Streifen auf dem Boden anhielt.
    Sie waren beide zurückgewichen, als das Fahrzeug auf sie zugeschossen kam. Sie standen dem Ring gefährlich nahe. Ein paar Sekunden lang verharrten sie stumm und starrten das aerodynamisch geformte Vehikel an, das da vor ihnen schwebte. Dann schauten sie einander an und begannen gleichzeitig zu lachen. »Na prächtig«, kicherte Nicole nervös. »Und ich hab's kapiert. Wir sind irgendwie in eine neue Dimension umgestiegen. Und in der ist es halt einfach nur etwas kompliziert die U-Bahn zu erwischen ... Das ist doch völlig aberwitzig. Wir klettern mühsam in ein Fass voller Stacheln hinein - und landen wo? - In einer Metro-Station. Ich weiß ja nicht, wie's Ihnen geht, Richard, aber mir reicht es jetzt. Ich begnüge mich gern künftig mit ein paar ganz normalen Flugsauriern und Manna-Melonen als Tagesverpflegung.«
    Richard war an das Fahrzeug getreten. An dessen Flanke war eine Tür aufgegangen, und sie konnte ins beleuchtete Innere sehen. Es gab keine Sitzplätze, nur dünne Zylinderpfosten ohne ersichtliche planvolle Anordnung zwischen dem Boden und der drei Meter darüber gelegenen Decke. »Also, weit fahrt das bestimmt nicht«, sagte Richard. Er steckte den Kopf durch die Tür, blieb aber wohlweislich mit den Füßen außen. »Keine Sitzgelegenheiten.«
    Nicole inspizierte ihrerseits das Fahrzeug. »Vielleicht gibt es bei denen keine alten oder behinderten Leute - und die Läden liegen hier alle bequem um die Ecke.« Sie lachte, als Richard sich weiter in den Wagen beugte, um Decke und Wand genauer zu inspizieren. »Kommen Sie mir bloß nicht auf irgendwelche krumme Gedanken«, sagte sie. »Wir wären zweifellos als geistesgestört einzustufen, wenn wir in das Ding da einsteigen. Außer natürlich, wir hätten keine Nahrung mehr und das da wäre unsere allerletzte Hoffnung.«
    »Kann sein, Sie haben recht«, sagte Richard. Er wirkte unverkennbar enttäuscht, als er sich aus dem Fahrzeug zurückzog. »Aber was für ein erstaunlicher...« Er brach mitten im Satz ab und starrte über die Plattform zur anderen Seite der Rampe. Dort, mitten im Eingang des nun ebenfalls erhellten kleineren Tunnels, schwebte ein identisches, aber miniaturisiertes Fahrzeug über dem Boden.
    »Das ist bestimmt die Strecke nach Liliput da drüben«, sagte Nicole. »Riesen - einen Stock tiefer ... normalgebaute Geschöpfe benutzen diese U-Bahn. Alles höchst einfach.«
    Richard lief rasch um den Ring herum. »Also, das ist perfekt!«, sagte er laut. Er glitt aus den Trägern seines Rucksacks und stellte ihn neben sich ab. Dann begann er in einer der großen Außentaschen zu graben.
    »Was machen Sie denn da?«, fragte Nicole neugierig.
    Richard holte zwei kleine Gestalten hervor und zeigte sie ihr. »Perfekt«, wiederholte er. Seine Erregtheit war unüberhörbar. »Wir können Prinz Hai und Falstaff losschicken. Ich brauche bloß ein paar Minuten, um ihre Software zu modulieren.«
    Und schon hatte er den Taschencomputer neben sich auf den Sims neben den Robotern aufgestellt und war eifrig am Werk. Nicole setzte sich und lehnte sich zwischen zwei Stacheltritten gegen die Wand. Sie spähte zu Richard hinüber. Also, er
    ist bestimmt ein Exemplar einer seltenen Spezies, dachte sie voll Bewunderung. Sie erinnerte sich an die inzwischen gemeinsam durchlebten Stunden. Ein Genie, ohne Zweifel Und völlig frei von Arglist und Gemeinheit. Und irgendwie ist es ihm gelungen, sich die unverstellte Neugier eines Kindes zu bewahren.
    Auf einmal fühlte Nicole sich sehr erschöpft. Sie musste über sich selbst lächeln, dass sie so dasitzen konnte, Richard beobachten konnte, wie er völlig in seine Arbeit versunken war. Sie schloss für einen Augenblick die Lider.
    »Tut mir leid, dass es so lange dauerte«, sagte Richard. »Mir ist dauernd was Neues eingefallen, das ich noch reinstecken wollte, und ich musste die Koppelungen umbauen ...«
    Nicole tauchte aus ihrem Schlummer nur langsam wieder auf. »Wie lange sind wir schon hier unten?«, fragte sie und gähnte.
    »Bisschen über eine Stunde«, antwortete Richard mit einem schafsdümmlichen Grinsen. »Aber jetzt ist alles fertig. Ich kann die Jungs jetzt in die U-Bahn stecken.«
    Nicole blickte sich um. »Aber, die Wagen sind ja alle beide

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