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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Tunnel zurück zu den Rampen und zum Ausgang? Wozu? Um festzustellen, ob schon jemand nach uns sucht? Sie haben doch die Bilder dieser Boote gesehen. Vielleicht liegen die genau da drunten auf dem Grund. Vielleicht gibt es dort sogar einen versteckten unterirdischen Fluss oder Kanal zum Zylindermeer.«
    »Ja, vielleicht«, sagte Nicole und begann ihm langsam nachzusteigen; Richards Bewegung hatte inzwischen ein weiteres Lichtband weiter unten aufflammen lassen. »Vielleicht wartet auch jetzt gerade eins von den Dingern, die das komische Geräusch gemacht haben, dort unten auf uns.«
    »Ich werd mal nachfragen«, sagte Richard. »Halloooh, Sie da unten! Wir sind zwei Anthropoide und kommen jetzt zu euch runter!« Er winkte mit dem Arm und verlor kurz den Halt.
    »Spielen Sie nicht den Helden!«, sagte Nicole, als sie bei ihm anlangte. Sie machte eine Pause, um Luft zu holen und sich zu orientieren. Mit beiden Füßen stand sie auf den Stacheln, ihre Hände umklammerten fest zwei weitere. Ich muss den Verstand verloren haben , sagte sie zu sich. Man muss sich das hier bloß mal anschauen. Da kann man sich ja leicht hundert verschiedene grausige Todesarten vorstellen. Richard war bereits zwei Stacheln tiefer gestiegen. Und schau dir den an! Ist der tatsächlich immun gegen Angst ? Oder bloß einfach nur blödsinnig tollkühn f Das Ganze scheint ihm tatsächlich auch noch Spaß zu machen!
    Ein drittes Lichterband beschien an der gegenüberliegenden Wand unterhalb von ihnen ein Netzgeflecht. Es hing von sämtlichen Stacheltritten und sah in dem trüben Licht aus der Entfernung verblüffend wie eine kleine Version des Objekts aus, das oben in New York zwischen den zwei Wolkenkratzern befestigt war. Richard krabbelte eilends um die Schachtkrümmung herum, um das Geflecht zu untersuchen. »Kommen Sie mal rüber«, rief er. »Ich glaub, das ist ganz genau der gleiche Stoff.«
    Das Flechtwerk war mittels kleiner Bolzen in der Wand verankert. Auf Richards Drängen schnitt Nicole ein Stück davon ab und reichte es ihm. Er dehnte es und beobachtete, wie es wieder auf die ursprüngliche Länge schrumpfte. Er untersuchte die Innenstruktur. »Es ist das gleiche Zeug.« Seine Stirn zog sich in Falten. »Aber was hat es zu bedeuten, verdammt nochmal?«
    Nicole stellte sich neben ihn und ließ spielerisch ihren Scheinwerferkegel in die Tiefe gleiten. Sie wollte eigentlich gerade vorschlagen, sie sollten jetzt wieder hinaufsteigen und sich auf vertrauteres Gelände zurückziehen, als sie glaubte, etwa zwanzig Meter tiefer einen Reflex zu sehen. »Ich mache Ihnen jetzt einen Vorschlag«, sagte sie zu Richard. »Während Sie diese Schnürsenkel untersuchen, geh ich noch ein paar Meter weiter runter. Vielleicht sind wir ja dem Grund dieses kuriosen Stachelbrunnens - oder was es sein mag - schon nahe. Wenn nicht, verschwinden wir von hier.«
    »Abgemacht«, antwortete Richard geistesabwesend. Er war bereits über das Mikroskop aus seinem Rucksack gebeugt und studierte das Netzstück.
    Nicole kletterte behende bis zum Grund hinab. »Ich denke, Sie kommen doch besser hier runter«, rief sie Richard zu. »Hier sind wieder zwei Tunnels, ein großer und ein enger. Und noch ein Loch im Zentrum ...« Er war sofort an Nicoles Seite.
    Sie standen auf einem drei Meter breiten Absatz über dem Boden des Stachelzylinders. Der Absatz verlief ringförmig um ein kleineres Bodenloch, in dessen Wand gleichfalls Trittstacheln hervorragten. Links und rechts schnitten dunkle Bodentunnels in den Fels oder das Metall (was immer der Grundbaustoff dieser ausgedehnteren Unterwelt sein mochte). Der Tunnel links war etwa fünf, sechs Meter hoch; der genau hundertachtzig Grad gegenüberliegende Gang war dagegen winzig, nur etwa einen halben Meter hoch.
    Aus beiden Tunnelmündungen liefen zwei schmale parallele Streifen einer unbekannten Materie etwa anderthalb Meter tief in den Ring und schienen am Boden befestigt zu sein. Das vom kleineren Tunnel ausgehende Doppelband war sehr eng zusammengefügt; die Spur war viel breiter im anderen Fall. Richard kauerte auf den Waden und untersuchte das breitere Doppel-band, als er in der Ferne ein Grollen vernahm. »Hören Sie mal!«, sagte er zu Nicole, und beide wichen instinktiv zurück.
    Das Rumpeln nahm zu und verwandelte sich dann in ein Jaulen, als bewegte etwas sich sehr schnell durch Luft. Tief im pfeilgerade verlaufenden Tunnel sah Nicole und Richard Lichter aufflammen. Sie standen wie erstarrt. Sie brauchten nicht lang

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