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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sie ihren Schlafsack in die Schutzhülle stopfte.
    »Zwanzig Tage und drei Stunden«, sagte er nach einem Check auf seinem Computer. »Wären Sie für ein neues Abenteuer bereit?«
    Nicole nickte. »Ich vermute, Sie wissen auch schon, wo Sie die Platte finden, die den Deckel da öffnet?«
    »Noch nicht, aber ich wette, sie ist nicht schwer zu entdecken«, sagte er zuversichtlich. »Und wenn wir die erst einmal haben, wird es eine Kleinigkeit sein, das Vogelnest zu knacken, weil wir dann das Gesamtschema haben.«
    Zehn Minuten später drückte Richard auf eine Metallplatte, und der dritte Deckel öffnete sich. Der Weg führte über eine breite, von gelegentlichen Absätzen unterbrochene Treppe hinab. Richard ergriff Nicoles Hand, und sie gingen nebeneinander die Stufen hinunter. Sie müssten ihre Lampen benutzen, denn diesmal flammte bei ihrem Abstieg keine automatische Beleuchtung auf.
    Die Wasserkammer nebst Zisterne befand sich an der gleichen Stelle, wie dies bei den anderen unterirdischen Höhlensystemen der Fall gewesen war. Aus den horizontalen Tunnels, die jeweils auf den beiden Hauptetagen von der zentral gelegenen Treppe abgingen, drang nicht das geringste Geräusch.
    »Ich glaube nicht, dass jemand hier ist«, sagte Richard.
    »Jedenfalls bis jetzt noch nicht«, antwortete Nicole.

48 Willkommen, Erdenwesen!
    Richard war verwirrt. In der ersten Kammer, die an einem der oberen Horizontalgänge lag, hatte er eine Ansammlung seltsamer Instrumente gefunden, deren Funktion er in knapp einer Stunde entschlüsselt hatte. Er konnte jetzt die Beleuchtung und Temperatur in jedem beliebigen Bereich der unterirdischen Höhle regulieren. Jedoch - wenn das dermaßen einfach war und vorausgesetzt, alle Höhlensysteme waren ähnlich konstruiert, warum benutzten dann die Flugwesen die zur Verfügung stehenden Lichtsysteme nicht? Beim Frühstück fragte Richard Nicole nach Einzelheiten aus dem Vogelbau.
    »Sie übersehen dabei weit fundamental wichtigere Probleme«, sagte Nicole und spießte sich ein Stück Manna-Melone auf. »Die Fluggeschöpfe als solche sind nicht so wichtig. Das wirkliche Problem ist - wo sind die Ramaner ? Und zu welchem Zweck haben sie überhaupt diese Löcher unter New York angelegt?«
    »Vielleicht sind alle die Ramaner«, antwortete Richard. »Die Bioten, die Fluggeschöpfe, die Spinnenwesen - vielleicht stammen sie ursprünglich alle vom selben Planeten. Im Anfang waren sie alle eine einzige glückliche Familie. Aber als die Jahre und Generationen dahingingen, entwickelten sich unterschiedliche Arten in verschiedene Richtungen. Man baute sich individuell angepasste Höhlensysteme und die ...«
    »Ein derartiges Szenario bedingt eine zu hohe Zahl von zu berücksichtigenden Schwierigkeiten«, unterbrach Nicole. »Erstens, die Bioten sind eindeutig Maschinen. Die Flugwesen sind es vielleicht, oder auch nicht. Die achtbeinigen Spinnen sind es höchstwahrscheinlich nicht, obwohl natürlich eine hoch entwickelte Technologie, die überhaupt in der Lage war, ein Raumschiff wie Rama zu bauen, auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz viel weiter vorangekommen sein könnte, als wir uns das überhaupt vorstellen können. Meine Intuition allerdings sagt mir, die Spinnen sind organische Lebewesen.«
    »Wir Menschen würden nie fähig sein, zwischen einem Lebewesen und einer geschickten, von einer wahrhaft hochentwickelten Spezies gebauten Maschine zu unterscheiden.«
    »Zugegeben. Aber leider können wir dieses Problem unmöglich aus uns selbst heraus lösen. Übrigens gibt es da noch was, das ich gern mit Ihnen durchgehen möchte.«
    »Und das wäre?«, fragte Richard.
    »Hat es diese Vögel und die Spinnen und diese Untergrundsysteme auch schon in Rama I gegeben? Und wenn ja, wieso hat dann das Norton-Team keine Spur von ihnen entdeckt? Wenn es sie damals noch nicht gab, wieso nicht - und wieso sind sie auf einmal hier in diesem Raumschiff?«
    Richard schwieg mehrere Sekunden lang. Schließlich sagte er: »Ich begreife, worauf Sie hinauswollen. Unsere bisherige Grundprämisse lautete stets, dass diese ramanischen Raumfahrzeuge vor Millionen von Jahren von unbekannten Lebewesen aus einer anderen Gegend der Galaxis geschaffen wurden und da sie an allem, was sie unterwegs auf ihrem Treck antreffen würden, absolut nicht interessiert wären. Wenn sie aber schon vor derart langer Zeit gebaut wurden, wie kommt es dann, dass zwei angeblich fast zur gleichen Zeit gebaute Fahrzeuge dermaßen verblüffende

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