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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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»Lieber Gott«, betete er stumm und dankbar. »Lieber, guter Gott...«

57 Auch drei sind ein gutes Team
    Mehr als eine Stunde lang redeten die drei Kosmonauten erregt miteinander. Es gab so viel zu berichten. Als Nicole erzählte, wie entsetzt sie beim Anblick des ausgestopften Professor Takagishi in der Höhle der Oktarachniden gewesen war, verfiel OToole in Schweigen. Dann schüttelte er den Kopf, starrte zu der fernen Decke hinauf und sagte: »Es gibt hier so viele ungelöste Fragen ... Seid IHR da denn wirklich doch böse?«, fragte er ins Nichts.
    Richard und Nicole lobten beide den Mut des Generals bei seiner Weigerung, die Atomwaffen zu aktivieren. Und sie waren beide empört über die COG-Befehle, Rama zu vernichten. »Es ist ein absolut unverzeihliches Verbrechen, wenn wir gegen dieses Raumschiff Nuklearwaffen einsetzen«, sagte Nicole. »Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es nicht grundsätzlich bedrohlich ist. Und ich glaube außerdem, dass Rama auf Erdkurs gegangen ist, weil es uns eine besondere Botschaft zu übermitteln hat.«
    Richard krittelte ein bisschen an Nicole herum, weil sie ihre Ansichten mehr auf Gefühle als auf Fakten stütze. »Vielleicht«, entgegnete sie, »aber auch dieser Vernichtungsbefehl enthält einen schwerwiegenden logischen Fehler. Wir verfügen doch jetzt über unzweideutige Beweise, dass das Raumschiff mit seinem Vorgänger in Kontakt gewesen sein muss. Also haben wir gute Gründe zu unterstellen, dass irgendwo dort draußen ein Rama III bereits unterwegs ist, möglicherweise mit Zielrichtung auf uns zu. Und wenn die Raumflotte der Ramaner wirklich potentiell mit feindlichen Absichten kommt, dann hat die Erde keine Chance, dem auszuweichen. Wir können mit einigem Glück das zweite Raumschiff hier vernichten - aber wenn wir das tun, alarmieren wir höchstwahrscheinlich damit bereits das Folgeschiff. Und da ihre Technologie der unsrigen so unendlich überlegen ist, könnten wir vermutlich einen Angriff nicht überstehen.«
    General OToole warf Nicole einen bewundernden Blick zu. »Ein exzellentes Argument«, sagte er. »Was für ein Jammer, dass Sie bei der ISA-Diskussion nicht mitreden konnten. Dabei wurde überhaupt mit keinem Wort in Betracht gezogen ...«
    »Wollen wir dieses Gespräch nicht lieber zu Ende führen, wenn wir wieder in der Newton sind?«, unterbrach Richard plötzlich. »Wenn nämlich meine Uhr stimmt, haben wir in einer halben Stunde wieder Nacht, ehe wir an der Gipfelstation angelangt sind. Und ich möchte ungern länger als nötig durch die Nacht hinaufhampeln.«
    Sie waren alle drei überzeugt, dies sei ihr endgültiger Abschied von Rama. Während das Licht Minute um Minute dahinschmolz, saugten sie fast gewaltsam die grandiose fremdartige weitgespannte Landschaft in sich hinein. Das in Nicole vorherrschende Gefühl war das einer Befreiung. Da sie von Natur aus mit ihren Erwartungen zurückhaltend umging, hatte sie sich bis zu diesem Augenblick im Sessellift die Wonne versagt, zu glauben, dass sie ihre geliebte Tochter Genevieve jemals wieder in die Arme schließen würde. Jetzt aber brach eine Flut von ländlichidyllischen schönen Bildern von Beauvois über sie herein, und sie malte sich genüsslich und in allen Einzelheiten die jubelnde Wiedervereinigung mit ihrem Vater und ihrer Tochter aus.
    Wenn ich Glück habe, schon in einer Woche oder in zehn Tagen , sagte sie sich erwartungsvoll. Und als sie oben anlegten, musste sie sich beherrschen, um nicht laut zujubeln.
    Michael OToole hatte unterwegs noch einmal seine Entscheidung durchdacht. Als urplötzlich und zum vorhergesehen Zeitpunkt Dunkelheit in Rama ausbrach, war sein Aktionsplan fertig, wie er der Erde seine endgültige Entscheidung mitteilen wollte. Sie würden sofort das ISA-Direktorium anrufen. Dann würden Nicole und Richard einen kurz gefassten Bericht ihrer Erlebnisse liefern, und Nicole würde ihre Argumente vorbringen, warum sie die Vernichtung von Rama für »unverzeihlich« hielt. O'Toole war überzeugt, dass daraufhin sein Befehl zur Aktivierung der Bomben rückgängig gemacht werden würde.
    Kurz bevor er die Spitze erreichte, schaltete der General die Taschenlampe ein. Er trat neben Nicole in die Schwerelosigkeit. Dort warteten sie, bis Richard auch heraufgekommen war, ehe sie über die Rampe zum nur hundert Meter entfernt liegenden Fährentunnel aufbrachen. Als das Trio das Shuttle bestiegen hatte und sich anschickte, durch die Ramahülle zur Newton zu fahren, fiel der

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