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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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verdutztes Gesicht hinauf. »Es ist extrem selten, dass eine Frau innerhalb von neunzig Tagen nach einer Neutrabriol-Injektion schwanger wird. Aber es ist schon vorgekommen. Ich nehme nicht an ...«
    »Herzlichen Glückwunsch!« General O'Tooles Stimme klang auf einmal begeistert. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr zwei vorhabt, eine Familie zu gründen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Richard mit entsetztem Gesichtsausdruck. Er riss Nicole heftig in die Arme und drückte sie fest an sich. »Nein, ich auch nicht.«
    »Wir werden über diese Sache nicht weiter diskutieren«, sagte der General mit Nachdruck zu Richard. »Auch wenn Nicole nicht euer Kind trüge, mein Junge, würde ich darauf bestehen, dass ihr in die Kapsel geht. Ich bleibe hier. Das ist die einzige vernünftige Entscheidung. Erstens wissen wir beide zu gut, dass Masse der allerkritischste Parameter ist, und ich bin nun eben mal der schwerste Brocken von uns dreien. Außerdem bin ich alt, und ihr zwei seid beide noch jung. Sie, Richard, können die Kapsel lenken; ich hab keine einzige Trainingsstunde in so einem Ding gehabt. Und außerdem«, fügte er trocken hinzu, »werden sie mich auf der Erde wegen Befehlsverweigerung vor ein Militärtribunal zerren ...
    Und was Sie angeht, meine liebe Doktor des Jardins, Ihnen brauche ich ja wohl kaum zu sagen, dass es ein ganz besonderes Baby ist, das Sie da in sich tragen. Er - oder sie - wird das einzige menschliche Kind sein, das je in einem außerirdischen Raumschiff gezeugt wurde.« O'Toole erhob sich und blickte sich um. »Und jetzt schlage ich vor, machen wir eine Flasche Wein auf und feiern unseren letzten Abend zusammen.«
    Nicole folgte dem General mit den Augen, als er zum Schrank rutschte. Er öffnete ihn und begann darin herumzukramen. »Michael, ich bin mit Fruchtsaft völlig zufrieden. Ich sollte jetzt sowieso nicht mehr als höchstens ein Glas Wein trinken.«
    »Aber natürlich«, sagte OToole hastig. »Ich hab das momentan nicht bedacht. Ich hab gehofft, wir könnten aus dieser letzten Nacht was ganz Besondres machen. Ich wollte noch einmal ... zum letzten Mal gemeinsam ...« Der General brach mitten im Satz ab und kam mit dem Wein und dem Saft an den Tisch zurück. Er reichte Nicole und Richard die Becher. Er wirkte auf einmal bedrückt. »Ich möchte euch allen beiden sagen«, sprach er ruhig weiter, »dass ich mir kein besseres Paar vorstellen kann, als euch zwei. Ich wünsche euch alles erdenkliche Glück. Besonders mit dem Kind.«
    Sie tranken schweigend. Dann sagte General OToole mit kaum vernehmbarer Stimme: »Wir wissen es alle, nicht wahr? Die Raketen müssen bereits unterwegs sein. Was meinen Sie, Richard, wie viel Zeit bleibt mir?«
    »Wenn ich Admiral Heilmanns Angaben auf dem Band zugrundelege, müsste die erste Rakete Rama in 1-5 Tagen erreichen. Das würde übereinstimmen mit der Zeit, die die Kapsel braucht, um aus der Trümmerzone herauszukommen, und mit der Streuungsgeschwindigkeit, die einige größere Wracktrümmer bekommen müssen.«
    »Ich komme nicht mehr mit«, sagte Nicole. »Von welchen Raketen redet ihr eigentlich.«
    Richard beugte sich zu ihr. »Michael und ich sind uns da ganz sicher«, sagte er ernst, »dass COG einen Raketenschlag gegen Rama angeordnet hat. Die hatten dort keine Garantie, dass der General überhaupt in die Newton zurückkehren oder dass er seinen Code eingeben würde. Und diese Abtastapparatur mit den automatischen Punzstiften war bestenfalls ein Versuch ins Blaue. Einzig ein gezielter Raketenschlag bietet ihnen die Sicherheit, dass Rama außerstand gesetzt wird, unserem Planeten Schaden zuzufügen.«
    »Also bleiben mir etwas mehr als achtundvierzig Stunden, um meinen endgültigen Frieden mit Gott zu machen«, sagte General OToole nach einigem Nachdenken. »Mein Leben war phantastisch. Es gibt vieles, wofür ich dankbar sein muss. Ich werde mich also ohne Bedauern zurück in Seine Hände begeben.«

59 Schicksalstraum
    Als Nicole die Arme über den Kopf und dann zur Seite steckte, stieß sie links gegen Richard und gegen einen der Wasserbehälter, die hinter ihr aus dem Bord ragten. »Es wird ein bisschen eng sein«, bemerkte sie und rutschte auf dem Sitz umher.
    »So ist es«, antwortete Richard geistesabwesend. Er war ganz auf das Display vor dem Pilotensitz in der Kapsel konzentriert. Er gab einige Befehle ein und wartete auf die Antwort. Als sie schließlich kam, runzelte er die Stirn.
    »Ich denke, ich mach noch einen letzten Versuch und pack

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