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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Atomwaffen angezogen, die unschuldig direkt neben der Luftschleuse für die Rettungskapsel lagen. Sie trat heran und berührte die Bomben und ließ die Hände flüchtig über das glatte Metall gleiten. Das sind sie also , dachte sie, die ursprünglichen grandiosen Vernichtungswaffen, die Frucht der brillanten Physik des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Was für ein trauriger Kommentar für uns als Spezies , überlegte Nicole, während sie von einem Geschoss zum anderen ging. Ein Gast will uns besuchen kommen. Er versteht unsere Sprache nicht, aber er findet heraus, wo wir leben. Und obwohl wir keine Ahnung haben, was er von uns möchte, sprengen wir ihn in Fetzen, sobald er um die Ecke in unsre Gasse einbiegt.
    Sie schlurfte durch die Ladebucht zu den Quartieren. Tief in ihrem Innern fühlte sie eine abgrundtiefe Trauer. Dein Problem, meine Gute , sagte sie zu sich, ist, dass du immerzu viel erwartest. Von dir selber. Von denen, die du liebst. Sogar von der menschlichen Rasse. Dabei sind wir doch einfach noch viel zu unreif.
    Ein plötzlicher Anflug von Übelkeit zwang sie zum Stehenbleiben. Was ist denn das? Machen die Bomben mich krank? Dann fiel ihr in einem Winkel ihrer Erinnerung ein ähnliches Gefühl von Übelkeit ein: vor fünfzehn Jahren, nach zwei Stunden im Flugzeug von Los Angeles nach Paris. Das darf doch nicht sein, das ist nicht möglich , redete sie sich gut zu. Aber ich mache trotzdem vorsichtshalber den Test...
    »Und das ist der andere Grund, warum wir nicht alle drei in einer Kapsel Platz haben. Sei nicht bedrückt, Nicole. Selbst wenn sie räumlich groß genug für uns und die unumgänglichen Vorräte wäre, die Geschwindigkeitsänderungskapazität der Kapsel reicht bei der Masse nicht aus, den Orbit um die Sonne herum zu vollenden. Unsere Chancen, gerettet zu werden, wären praktisch gleich Null.«
    Nicole versuchte, Richard fröhlich zu antworten. »Na schön, aber wenigstens bleibt uns ja noch die andre Möglichkeit. Wir können in dem dicken Ding da heimfliegen. Nach meiner Schätzung können wir reichlich über zehntausend Kilogramm über Bord werfen ...«
    »Ich fürchte, das ist unwichtig geworden«, warf General OToole ein.
    Nicole blickte zu Richard hinüber. »Wovon redet er?«
    Wakefield stand auf und kam zu Nicole. Er fasste sie an beiden Händen. »Die haben auch das Navigationssystem versaut«, sagte Richard. »Ihre automatische Scanneralgorithmik, die großen Zahlenmühlen, wurden eingesetzt, um OTooles Code zu dechiffrieren, und sie haben sie einfach über die Vidcomm- und Navigations-Subsysteme der Allzweckcomputer draufgepackt. Als Transportmodul ist das Schiff unbrauchbar.«
    Die Stimme des Generals klang wie abwesend und es fehlte ihr die gewohnte optimistische Klangfarbe. »Die müssen damit ein paar Minuten, nachdem ich fort war, begonnen haben. Richard hat die Befehlszwischenspeicher durchgesehen und rausgefunden, dass die Dechiffrier-Software nicht einmal zwei Stunden nach meinem Weggang eingekoppelt war.«
    »Aber wieso sollten die die Newton lahmlegen wollen?«, fragte Nicole ungläubig.
    »Verstehen Sie denn nicht?«, sagte O'Toole hitzig. »Die Prioritäten hatten sich geändert. Auf einmal war nichts wichtiger, als die Nuklearwaffen zu zünden. Sie wollten sich den Zeitaufwand nicht mehr leisten für die verzögerten Funksignale zwischen Newton und Erde. Darum haben sie die Rechenarbeit hier herauf verlegt, wo sukzessive alle infrage kommenden Codes ohne Verzögerung aus dem Computer abgerufen werden konnten.«
    »Um der Flugkontrolle gegenüber fair zu bleiben«, sagte Richard, der im Raum herumstapfte, »sollten wir immerhin festhalten, dass der Militärtrakt der Newton mit voller Ladung effektiv weniger Kapazität besitzt für eine Bahnveränderung im Orbit als eine Zweipersonenkapsel mit Hilfsantrieb. Nach Ansicht des ISA-Sicherheitsdirektors ergab sich kein erhöhtes Risiko, wenn sie dieses Schiff hier operationsuntauglich machten.«
    »Aber das alles hätte von Anfang an überhaupt nicht passieren dürfen!«, fuhr der General dazwischen. »Verdammt! Wieso konnten die nicht einfach warten, bis ich zurück war?«
    Nicole sank plötzlich auf einen der Sessel. Ihr drehte sich der Kopf, und sie fühlte sich auf einmal ganz benommen. »Was ist denn?«, fragte Richard bestürzt und kam zu ihr.
    »Mir ist heute schon ein paarmal übel geworden«, antwortete Nicole. »Ich glaube - ich bin schwanger. In zirka zwanzig Minuten weiß ich es genau.« Sie lächelte in Richards

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