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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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»Nein, das glaub ich nicht. Ich möchte lieber mit dir gehen, es sei denn ...«
    »Es sei denn - was?«
    »Es sei denn, die Chancen stehen wirklich ganz verschieden. Wenn einer von uns allein überleben kann, aber zwei mit größter Wahrscheinlichkeit zugrundegehen, hat es wenig Sinn ...«
    »Ich kann dir keine haargenaue Probabilitätsbestimmung liefern«, unterbrach Richard. »Aber ich glaube nicht, dass es viel Unterschied macht, wenn wir zusammen fliegen. Dass ich mich mit der Kapsel und ihrem System auskenne, wiegt möglicherweise die zusätzlichen Massen auf. Aber egal, wir sind in der Kapsel immer noch besser dran, als wenn wir hierbleiben.«
    »Du bist absolut sicher, dass diese Raketen unterwegs sind, ja?«
    »Ja. Ja wirklich. Alles andere ergäbe keinen Sinn. Ich würde wetten, dass sie an so einem Notplan zu basteln begonnen haben, sobald Rama die Kursänderung auf die Erde zu vorgenommen hatte.«
    Dann schwiegen sie wieder. Nicole versuchte zu schlafen. Ohne Erfolg. Sie hatten gemeinsam beschlossen, vor dem Start noch sechs Stunden zu ruhen, um für die zweifellos höchst anstrengende Reise ein wenig Energie zu tanken. Aber Nicoles Hirn ließ sich nicht abschalten. Unablässig sah sie vor sich das Bild O'Tooles, der in einem atomaren Feuerball zugrundeging.
    »Er ist wirklich ein ganz wunderbarer Mann«, sagte sie sehr leise. Sie war nicht sicher, ob Richard nicht bereits schlief. »Ja. Das ist er«, antwortete Richard ebenso zurückhaltend.
    »Ich bewundere ihn für seine innere Stärke. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich fähig wäre, mein Leben so bereitwillig für einen andern hinzugeben.« Er schwieg eine Weile. »Vermutlich kommt das aus seinen tiefen religiösen Überzeugungen. Ersieht im Tod nicht ein Ende, sondern nur eine Verwandlung.«
    Ich könnte es, dachte Nicole. Ich könnte mein Leben für Genevieve hingeben. Vielleicht auch für Richard und sein ungeborenes Kind in mir. Aber vielleicht ist die Religiosität von Michael so tief dass jeder Mensch Teil seiner Familie ist.
    Richard schlug sich unterdessen mit seinen eigenen Gefühlen herum. War es zu selbstsüchtig von ihm, dass er nicht darauf bestand, dass Nicole allein mit der Rettungskapsel fliegen sollte? War das zusätzliche Risiko, wenn er mitging, durch das Argument seiner Spezialkenntnisse gerechtfertigt? Er verdrängte das und dachte an etwas anderes.
    »Zu dem Baby hast du noch gar nicht viel gesagt«, bemerkte Nicole leise nach einer Weile.
    »Ich hab noch gar nicht richtig Zeit gehabt, ihn - oder sie - in das Ganze, was da abläuft, einzubauen«, antwortete Richard. »Ich bin wohl ein echter unsensibler Klotz ... Aber du weißt doch, dass ich mich darüber freue. Nur möchte ich warten, bis wir gerettet sind, bevor ich richtig tief darüber nachdenke, wie es sein wird, Vater zu werden.« Er neigte sich zu Nicole herüber und küsste sie. »Aber jetzt, Liebes, und hoffentlich hältst du mich nicht für primitiv, möchte ich versuchen, zu schlafen. Es könnte lang dauern, bis wir dazu wieder eine Gelegenheit...«
    »Aber natürlich«, sagte Nicole. »Es tut mir leid.« Ihre Gedanken drifteten davon, sie sah ein neues Bild vor sich, das eines kleinen Babys. Ob er intelligent sein wird?, überlegte sie. Und wird er Richards blaue Augen und lange Hände haben ?
    Nicole lag zu einer Kugel zusammengerollt in der Ecke des schwacherhellten Raums. Im Mund hatte sie noch den Geschmack der Manna-Melone. Eine unvertraute tupfende Berührung an der Schulter weckte sie. Sie blickte hoch und sah den grauen Samtvogel, der sich über sie beugte. Die kirschroten Ringe um seinen Hals glühten im Dunkel. »Komm!«, bat der Vogel eindringlich. »Du musst mit uns gehen!«
    Sie folgte ihm in den Gang und nach rechts, weg vom senkrechten Schacht. Die übrigen Geflügelten standen still an der Wand. Alle beobachteten sie aufmerksam. Dann folgten sie alle dem Grausamtigen wie in einer Prozession in den Tunnel.
    Nach einer Weile erweiterte sich der Gang zu einer weiten Kammer. An der Wand gegenüber brannte ein einsames kleines Licht, sonst war es dunkel. Es waren noch weitere Wesen da, aber Nicole vermochte sie nicht deutlich zu sehen. Hin und wieder, wenn sie sich durch den Strahl der einzelnen Lichtquelle bewegten, sah sie flüchtig ihre Silhouetten. Nicole setzte zum Sprechen an, doch der Anführer der Vögel verwehrte es ihr. »Sssch!«, sagte er. »Sie werden gleich hier sein.«
    Sie hörte von der anderen Seite der Kammer her ein Geräusch. Es

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