Rendezvous mit Übermorgen
irritiert waren, bei denen ich möglicherweise ein wenig mehr expurgierend Zensur geübt haben könnte. Die deftigeren Dialogstellen, erklärte ich, entsprängen dem jahrelangen Umgang Gentrys mit den raubeinigen trinkfreudigen Technikern und Mathematikern der Astrodynamics Division des JPL, wo oft die Polizei aus Pasadena anrücken muss, um Faustkämpfe zu schlichten, die wegen Meinungsverschiedenheiten über Bessel-Funktionen und nichtlineare Partial-Differentialgleichungen ausbrechen.
Jedoch - soweit ich davon Kenntnis habe - hat bisher noch keine Schulbehörde die Entfernung von Cradle aus den Regalen der Schulbücherei verlangt. Ich erwähne dies hier, weil ich erst jetzt, aber mit empörter Verblüffung, entdeckt habe, dass dieses schmachvolle Schicksal vor einer Dekade dem Titel Imperial Earth tatsächlich widerfuhr. Und was noch übler ist, die betreffende Schulbehörde ging dann sogar so weit, sämtliche Sammelwerke auf ihren Index verbotener Bücher zu setzen, in denen irgendein je von mir verfasster Text enthalten war.
Ich wünschte, ich hätte das damals schon früher erfahren. Es hätte mir Spaß gemacht, diesen Azubi-Ayatollahs zu erklären, dass die »Blindenbuch«-Fassung des Romans, der bei ihnen derartige Entrüstung auslöste, von einer Dame auf Band gesprochen wurde, der man wohl kaum die Förderung von Porno unterstellen wird (sie ist nämlich mit dem First Law Lord Englands verheiratet).
Cradle war zwar ursprünglich als Filmprojekt geplant, und für Warner Films war auch bereits ein Treatment in Vorbereitung, doch scheinen die Chancen, dass es je das Licht der Leinwand erblickt, mittlerweile gering. Als Pechsträhne für uns erschien gerade damals eine ganze Algenpest von »extraterrestrischen« Unterwasserfilmen, als das Buch auf den Markt kam (allerdings versanken die meisten rasch spurlos wieder).
Doch Peter Guber - und mich freut das sehr - wurde immer besser und immer erfolgreicher. Seine jüngsten Produktionen (The Witches of Eastwick, Gorillas in the Mist und Rain Man) kamen sehr gut an; allein diese kurze Liste zeigt bereits sein weites Interesse an ungewöhnlichen, der Mühe werten Projekten. Vielleicht verfilmt er Cradle doch noch, wenn das Rad sich wieder gedreht hat, wie dies unweigerlich geschehen wird. »Es gibt die Ebbe und die Flut in menschlichen Geschäften« - genau wie im Film.
Zwar hatte ich die Zusammenarbeit mit Gentry enorm genossen, doch als wir aufhörten, die »Wiege« zu schaukeln, hatte ich eigentlich eine weitere Kooperative nicht vor, denn mein Leben war damals vom Kometen Halley bestimmt, da er es verabsäumt hatte, sich in den terrestrischen Himmeln gebührend zu produzieren. Mir kam sofort der Gedanke, dass sein nächstes Erscheinen im Jahre 2061 eine großartige Möglichkeit für eine dritte »Raum-Odyssee« bot. (Falls der stark verspätete Galileo, wie erhofft, 1995 auf den Plan tritt und aus dem Jupiter-System Megabytes neuer Informationen herüberstrahlt, gibt es vielleicht dann eine »Letzte Odyssee«. Aber versprechen kann ich das nicht.)
Im Sommer 1987 war der Absatz von 2061: Odyssey III im Buchhandel sehr gut (Dank, Leute!), und ich begann allmählich wieder unter jenen schmerzlich bohrenden Schuldgefühlen zu ächzen, die Autoren überfallen, wenn sie »nicht an etwas arbeiten«. Und plötzlich begriff ich, dass mir die neue Aufgabe ja geradezu vor der Nase lag.
Fünfzehn Jahre früher hatte ich als allerletzten Satz in Rendezvous With Rama (dt.: »Rendezvous mit 31/439« geschrieben: »Die Ramaner taten alles dreifach.« Aber diese Worte hatte ich in einem plötzlichen Impuls bei meiner letzten Korrektur hinzugefügt. Ich hatte damals - ich schwöre es! - mit keinem Hirnfünkchen an eine Fortsetzung gedacht; mir erschien es einfach als richtig, das Buch so »offen« enden zu lassen. (Im wirklichen Leben sind natürlich alle Geschehnisse »Endlose Geschichten«!)
Viele Leser - und Kritiker - zogen daraus den falschen Schluss, ich hätte von Beginn an eine Trilogie geplant. Nun, es war nicht so - aber jetzt begriff ich plötzlich, dass das eine glänzende Idee wäre. Und Gentry war genau der Richtige für die Sache: Er hatte den ganzen Background von Raumtechnik und himmlischer Hardware, der für das nächste Erscheinen der Ramaner nötig war.
Ich entwarf rasch eine Reihe möglicher Szenarien (ziemlich genau so, wie ich es bei Cradle getan hatte), und in relativ kurzer Zeit war Rama //geboren; The Garden of Rama und Rama Revealed folgen
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