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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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zur Eile.
    Janos gab das Codewort der Operation ein. RoSur fuhr automatisch sämtliche Gliedmaßen aus, darunter auch die ungewöhnliche Skalpell-Hand mit den vier Fingern in der für eine Blinddarmresektion nötigen Anordnung. Dann trat Nicole herein, behandschuht und im weißen Kittel des Operateurs.
    »Ist der Software-Check abgeschlossen?«, fragte sie. Janos nickte.
    »Ich erledige alle präoperativen Tests, während Sie sich säubern«, sagte sie zu Tabori. Francesca und General OToole standen zusammen dicht an der Tür, und Nicole winkte sie in das kleine Operationszimmer. »Geht es etwas besser?«, fragte sie Borzow.
    »Nicht viel«, knurrte er.
    »Was ich Ihnen gab, war ein leichtes Sedativ. RoSur verpasst Ihnen dann als ersten Schritt seiner Operation auch die Vollnarkose.« Während sie sich in ihrer Kabine anzog, hatte Nicole ihr Gedächtnis gründlich aufgefrischt. Sie kannte diese Operation aus dem Effeff; schließlich hatte sie zu den Routineprozeduren während der Simulationsphase gehört. Sie gab Borzows persönliche Speicherdaten in RoSur ein, koppelte die elektronischen Verbindungen, die während der Blinddarmoperation RoSur mit Patienten-/Monitor-Information versorgen würden, und überprüfte, ob sämtliche Software den Autotest durchlaufen hatte. Zuletzt justierte sie sorgfältig die zwei winzigen Stereokameras, die konzertiert mit der künstlichen Chirurgenhand arbeiteten.
    Janos kam zurück. Nicole drückte einen Knopf am Kontrollkasten, und rasch wurden zwei Kopien des Operationsablaufs ausgedruckt. Sie nahm eine an sich und gab die andere Kopie Janos. »Alles bereit?«, fragte sie, die Augen auf General Borzow gerichtet. Der Kommandant der Newton nickte. Nicole aktivierte den RoSur.
    Eine der vier Roboterhände spritzte dem Patienten ein Narkosemittel, und eine Minute darauf war Borzow ohne Bewusstsein. Und während Francescas Kamera jeden Schritt dieser historischen Operation aufzeichnete (ab und zu flüsterte sie ihrem ultraempfindlichen Mikrophon Kommentare zu), nahm RoSurs Skalpellhand mit der Hilfe der Zwillingsaugen die nötigen Einschnitte und legten das verdächtigte Organ frei. Kein menschlicher Chirurg war jemals derart rasch oder geschickt. RoSur war mit einer ganzen Batterie von Sensoren ausgestattet, die in jeder Mikrosekunde Hunderte von Parametern kontrollierten. Innerhalb von zwei Minuten hatte RoSur die erforderlichen Gewebsschichten aufgefaltet und den Blinddarm freigelegt. Dem Automatikverlauf waren dreißig Sekunden Zeit zur Inspektion einprogrammiert, ehe der Roboter das Organ entfernen konnte.
    Nicole beugte sich über den Patienten und besah sich den freigelegten Appendix. Er wirkte weder geschwollen noch entzündet. »Schnell,Janos, schau‘n Sie sich das an!«, sagte sie, ein Auge auf der Digitalanzeige für den Inspektionszeitraum. »Das sieht doch vollkommen gesund aus.« Janos beugte sich von der anderen Seite über den Operationstisch. Mein Gott , dachte Nicole, wir schneiden ... Die Digitalanzeige sagte: 00:08. »Stop!«, rief sie. »Operation sofort abbrechen!« Sie und Janos griffen gleichzeitig zur Kontrollbox.
    Und in genau diesem Augenblick ruckte das ganze Newton-Raumschiff seitlich weg. Nicole wurde rücklings gegen die Wand geschleudert. Janos stürzte vornüber und prallte mit dem Kopf gegen den Operationstisch. Seine ausgestreckten Finger fielen auf die Kontrollbox und lösten sich langsam, während er zu Boden sackte. General O'Toole und Francesca wurden gegen die Wand gegenüber geschleudert. Ein Piep-piep! von einer der implantierten Hakamatsu-Sonden verriet, dass jemand im Raum in ernstlichen körperlichen Schwierigkeiten steckte. Nicole erkannte mit einem kurzen Blick, dass O'Toole und Sabatini in Ordnung waren, dann kämpfte sie gegen das anhaltende Torkeln an, um ihre vorige Position am Operationstisch wiederzugewinnen. Sehr mühsam zog sie sich auf dem Boden durch den Raum, wobei sie die verankerten Beine des Tischs als Hals benutzte. Am Tisch, immer noch an die Beine geklammert, richtete sie sich auf.
    Als sie den Kopf über den Rand des OP-Tischs hob, sprudelte ihr Blut entgegen. Ungläubig stierte sie Borzows Körper an. Der ganze Einschnitt war voll Blut, und RoSurs Skalpell-Hand steckte darin und schnitt offenbar unbeirrt weiter. Das Alarm-Piepsen kam von Borzows Sondenimplantaten, obschon Nicole vor der Operation signifikant höhere Toleranzgrenzen eingegeben hatte.
    Eine Woge von Angst und Ekel raste durch sie hindurch, als ihr aufging,

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