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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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unserer Relaisstation, beim Fuß der Alpha-Treppe.«
    »Ach, Shig, machen Sie mal nen Punkt. Wann werdet ihr Orientalen euch endlich mal der restlichen Welt anpassen? Unsere Newton sitzt am oberen Ende von Rama angedockt, und Sie befinden sich oben auf der Treppe ... Wenn wir schon nicht zu einer Übereinkunft kommen können, was oben und unten ist, wie sollen wir da je hoffen, dass wir unsere innersten Gefühle einander mitteilen können? Geschweige denn zusammen Schach spielen ...«
    »Danke, Janos. Ich befinde mich also oben an der Alpha-Treppe. Was treibt ihr im Übrigen? Ihre Entfernung steigt rapide an.«
    »Ich? Ich rutsche am Geländer runter. Will mich mit Richard zum Lunch treffen. Ich futtere nun mal meine Currywurst mit Pommes nicht gern allein.«
    »Ich komm zum Lunch auch runter«, verkündete Francesca Sabatini. »Ich hab grad eine exzellente Coriolis-Demonstration mit Hiro und Irina abgedreht. Wird prima Material für den elementaren Physikunterricht werden. Bin in etwa fünf Minuten bei euch.«
    »Hören Sie mal, Signora,...« das war wieder Wakefield, »meinen Sie, es gibt da vielleicht 'ne Chance, dass wir Sie zu sowas wie 'nem Versuch ernsthafter nützlicher Arbeit überreden könnten? Wir unterbrechen ständig, was wir zu tun haben, damit Sie filmen können. Vielleicht ließe sich da eine Art Tauschhandel arrangieren?«
    »Aber gern«, antwortete Francesca. »Ich helfe nach dem Mittagessen. Jetzt aber hätte ich gern etwas Licht. Könnten Sie nicht eine von Ihren Leuchtraketen abfeuern, damit ich Sie und Janos reinkriegen kann - beim Picknick auf der Treppe der Götter?«
    Wakefield programmierte eine Spätzündung und kletterte achtzig Stufen zum nächsten Absatz. Kosmonaut Tabori erreichte die Stelle dreißig Sekunden, ehe das Licht sie überflutete. Zwei Kilometer darüber machte Francesca einen Panoramaschwenk über die drei Treppenfluchten und zoomte dann auf die zwei Gestalten zu, die im Schneidersitz auf dem Sims saßen. Aus der Perspektive sahen Janos und Richard wie zwei Adler in einem hohen Horst im Fels aus.
    Am späten Nachmittag war der Sessellift an der Alphatreppe fertig installiert und testbereit. »Wir überlassen Ihnen die erste Fahrt«, sagte Wakefield zu Francesca, »da Sie sich freundlicherweise erboten haben zu helfen.« Sie standen bei voller Erdschwerkraft am Fuß der gigantischen Treppe. Dreißigtausend Stufen stiegen von hier aus in das Dunkel des künstlichen Himmels über ihnen. Auf der Zentralebene neben ihnen liefen der Ultraleichtmotor und der autonome bewegliche Akku für den Sessellift bereits. Die Kosmonauten hatten die elektrischen und mechanischen Subsysteme einzeln auf dem Rücken transportiert, und der Zusammenbau hatte weniger als eine Stunde beansprucht.
    »Die kleinen Sitze«, erklärte Wakefield Francesca, »sind nicht fest am Kabel verankert. An jeder Endstation befindet sich eine Mechanoschaltung, durch welche die Sessel eingeklinkt oder ausgeklinkt werden. Auf diese Weise benötigen wir nicht eine fast unbegrenzte Zahl von Sitzen.«
    Zögernd setzte sich Francesca in die Plastikschale, die aus einer Reihe gleicher Körbe von einem Parallelkabel herübergezogen worden war. »Und Sie wissen bestimmt, dass das sicher ist?«, sagte sie und starrte in die Dunkelheit über sich.
    »Aber klar doch!« Richard lachte. »Ganz genau wie bei der Simulation. Und außerdem sitze ich im Stühlchen gleich hinter Ihnen, nur eine Minute oder knapp vierhundert Meter unter Ihnen. Die Fahrt dauert von der Talstation bis hinauf vierzig Minuten. Durchschnittstempo: vierundzwanzig Stundenkilometer.«
    »Und ich ... ich mach gar nichts«, rekapitulierte Francesca, »ich sitz bloß steif da, halte mich fest und schalte mein Atemsystem etwa zwanzig Minuten vor dem Gipfel ein.«
    »Vergessen Sie nicht, den Sitzgurt anzulegen«, mahnte Wakefield sie mit einem Lächeln. »Wenn nämlich das Transportkabel nahe der Bergstation, wo Sie dann gewichtslos wären, sich verlangsamen oder anhalten sollte, könnte das Bewegungsmoment
    Sie in Ramas Leere hinaus segeln lassen.« Und jetzt grinste er. Aber da unser Sessellift ja parallel zum Treppensystem läuft, können Sie im Notfall immer noch aus Ihrem Körbchen kriechen und neben der Treppe bis zur Nabe hinauf zurück steigen.«
    Richard nickte, und Tabori schaltete den Motor an. Francesca hob vom Boden ab und verschwand kurz darauf über ihnen. »Ich geh sofort rüber zu Gamma«, sagte Richard zu Janos, »sobald ich Sie sicher unterwegs

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