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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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exakte Timing des Trimmungsmanövers außer Acht lassen wollen, erweist sich bisher an beiden Raumschiffen alles als identisch.«
    Nicole trat näher. »Ja, wer kommt denn da zu uns!«, rief Janos und grinste wie gewöhnlich dazu. »Unsere fünfte, und die allerletzte Raumkadettin.« Er sah ihre verschwollenen Augen. »Und wie recht hatte unser neuer Kommandant... Sie sehen wirklich aus, als könnte eine Erholungspause Ihnen guttun.«
    »Also, was mich angeht«, fuhr Wakefield dazwischen, »ich bin enttäuscht, dass ich jetzt Yamanaka als Assistenten für den Roverzusammenbau kriege, statt Madame des Jardins. Unsere Biowissenschaftlerin redet doch wenigstens ... gelegentlich. Jetzt werde ich mir selber Shakespeare rezitieren müssen ... um wach zu bleiben!« Er stupste Yamanaka mit dem Ellbogen an, und der japanische Pilot brachte den Anflug eines Lächelns auf sein Gesicht.
    »Ich wollte Ihnen allen Glück wünschen«, sagte Nicole.
    »Dr. Brown wird Ihnen, ich bin sicher, erklärt haben, dass ich mich einfach noch zu erschöpft fühle, als dass ich von großem Nutzen sein könnte. Aber bis zum zweiten Ausstieg bin ich sicher wieder ganz einsatzbereit.«
    »Also«, knurrte Francesca Sabatini ungeduldig, nachdem ihre Kamera einen Rundschwenk mit abschließendem Closeup der Gesichter gemacht hatte, »sind wir endlich so weit?«
    »Also los, geh‘n wir!«, sagte Richard Wakefield. Sie hangelten sich auf die Luftschleuse an der Nase der Newton zu.

22 Morgengrauen
    Richard Wakefield arbeitete in der Fastfinsternis rasch. Er befand sich auf halbem Weg auf der Alpha-Treppe, wo die durch die Rotation Ramas bewirkte Zentrifugalkraft bereits auf ein halbes g anstieg. Sein Kopf-Scheinwerfer beleuchtete den Nahbereich. Und er hatte gerade wieder einen der Pylonen fast geschafft.
    Er checkte seine Sauerstoffreserven. Bereits unter dem Halbwert. Eigentlich sollten sie inzwischen tiefer zum Ramamittelpunkt vorgedrungen sein, sich dem Bereich mehr genähert haben, an dem sie in der örtlichen Luft bereits frei atmen konnten. Aber sie hatten unterschätzt, wie lang sie brauchen würden, um die superleichten Sessellifte anzubringen. An sich war das Verfahren höchst simpel, und sie hatten es mehrfach während des Simulationstrainings geübt. Im oberen Bereich, solang sie sich nahe dem Leitersystem befanden und fast gewichtslos waren, klappte es relativ gut. Aber in dieser Tiefe/Höhe war die Aufstellung jedes Stützpylons wegen der veränderlichen, wachsenden Schwerkraft jeweils neu und schwierig.
    Genau eintausend Stufen »oberhalb« von Wakefield befestigte Janos Tabori die letzten Vertäuungen an den Metallgeländern der Treppe. Nach der fast vierstündigen langweiligen, mechanischen Arbeit überkam ihn nun eine starke Müdigkeit. Er erinnerte sich wieder an das Gegenargument, das der Chefingenieur vorgebracht hatte, als Richard und er selbst den Einsatz einer Spezialmaschine für die Anbringung der Lifts vorgeschlagen hatten: »Die Konstruktion von Robotern für den nicht-wiederholten Einsatz ist nicht kosteneffizient«, hatte der Mann gesagt. »Roboter taugen nur für Daueraufgaben.«
    Janos blickte nach unten, sah aber nicht einmal bis zum nächsten Pfeiler, der zweihundertfünfzig Stufen tiefer lag. Über sein Comm-Pak fragte er Wakefield: »War es nicht Zeit für unseren Lunch?«
    »Könnte hinkommen«, lautete die Antwort. »Aber wir hängen schwer nach. Wir haben Yamanaka und Turgenjew erst um
    10:30 zur Gamma-Stiege rübergeschickt. Bei dem Tempo, das wir vorlegen, dürften wir Glück haben, wenn wir heute noch mit den Leichtlifts und dem Basislager fertig werden. Werden den Lastenaufzug und die Rovers auf morgen verschieben müssen.«
    »Hiro und ich essen schon«, hörten sie Irinas Stimme von der Gamma-Seite der Schlüsselrundung. »Wir waren hungrig. Die Sesselgerüste und den oberen Motor haben wir in einer halben Stunde gepackt. Befinden uns bei Pylon 12.«
    »Prima Arbeit«, sagte Wakefield. »Aber ich möchte euch trotzdem warnen: Ihr liegt im leichten Bereich, bei den Leitern und am Ansatz der Gruppe. In der Schwerelosigkeit ist der Job ein Lolli. Aber wartet mal, bis an jedem Haltepunkt die Schwerkraft immer mehr spürbar wird.«
    »Nach dem Laserdistanzmesser befindet sich der Kosmonaut Wakefield exakt 8,13 Kilometer von mir entfernt«, warf Dr. Takagishi ein.
    »Das hilft mir überhaupt nicht weiter, Professor, solang ich nicht weiß, wo , verdammt, Sie sich befinden.« »Ich stehe auf der Schwelle direkt vor

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