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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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nichtverbalen Reaktionen der übrigen Kosmonauten wahrzunehmen. Shigeru Takagishi stand eindeutig im Wakefield-Lager. Er wackelte kräftig die ganze Zeit zustimmend mit dem Kopf, als Richard darüber sprach, wie erregend es für ihn sei, an solch einer wichtigen Aufgabe teilzuhaben. Reggie Wilson wirkte jetzt eher bedrückt und fühlte sich wohl wegen seiner vorherigen Tirade verlegen; er sagte kaum etwas, brummte nur einen Kommentar, wenn man ihm eine direkte Frage stellte. Admiral Heilmann bot von Anfang bis zum Schluss ein Bild des Unbehagens. Sein einziger Diskussionsbeitrag bestand darin, alle und jeden daran zu erinnern, dass die Zeit vergehe.
    Erstaunlicherweise hatte Dr. Brown zur philosophischen Diskussion nicht viel beizutragen. Er brachte ein paar kurze Kommentare ein, und ein paarmal sah es fast so aus, als wolle er zu einer langen umfassenden Erklärung ansetzen. Doch er unterließ es jeweils. Seine wahre Überzeugung über Wesen und Charakter von Rama blieb Geheimnis.
    Francesca Sabatini agierte anfangs als so etwas wie eine Moderatorin oder Gesprächspartnerin, stellte klärende Fragen und hielt die Diskussion auf klarem Kurs. Gegen Ende jedoch lieferte sie mehrere offenherzige persönliche Anmerkungen. Ihr philosophischer Standpunkt in der Newton-Mission unterschied sich grundsätzlich von jenen, die OToole oder Wakefield vorgebracht hatten.
    »Ich glaube, ihr kompliziert und intellektualisiert die ganze Sache viel zu stark«, sagte sie, nachdem Richard eine längere Lobeshymne auf die Wonnen des Wissens losgelassen hatte. »Ich brauchte nicht lange in meiner Psyche herumzustochern, ehe ich mich als Newton-Kosmonautin bewarb. Ich bin an die Sache genau so herangegangen, wie ich es bei allen einschneidenden Entscheidungen tue, die mich betreffen. Ich stellte eine Risiko-/Rendite-Bilanz auf. Und ich kam zu dem Schluss, dass die Gewinne - sämtliche Faktoren berücksichtigt, inklusive Prominenz, Ruhm, Geld, sogar Abenteuer - die Risikofaktoren mehr als aufwogen. Übrigens bin ich in einem Punkt absolut anderer Meinung als Richard. Sollte ich auf dieser Mission sterben, wäre das für mich ganz und gar nicht beglückend. Für mich trägt das Projekt großenteils Spätzinsen. Und die kann ich nicht kassieren, wenn ich nicht mehr auf die Erde zurückkehren kann.«
    Diese Bemerkung erregte Nicoles Neugier. Sie hätte gern mit ein paar weiteren Fragen nachgehakt, fand jedoch, es sei nicht der rechte Ort noch die richtige Zeit dafür. Nach der Konferenz gingen ihr Francescas Worte immer weiter im Kopf herum. Ist es wirklich möglich, dass ihr das Leben dermaßen simpel vorkommt ? Lässt sich wirklich alles in der Terminologie von Risiko und Rendite bewerten? Sie erinnerte sich plötzlich wieder, wie ungerührt Francesca den Abtreibungstrank hinuntergeschluckt hatte. Aber wo bleiben denn dann die fundamentalen Wertmaßstäbe? Und wo das Gefühl? A\s man sich trennte, musste Nicole sich eingestehen, dass Francesca ihr noch immer ein ziemliches Rätsel sei.
    Nicole überwachte Dr. Takagishi genau. Diesmal hatte er sich weit besser im Griff. »Hier habe ich einen Ausdruck der Exkursions-Strategie, Dr. Brown.« Er schwenkte einen zehn Zentimeter dicken Packen Papier. »Damit wir uns auf die fundamentalen Dogmen des Einsatzplans rückbesinnen, die das Ergebnis einer über einjährigen geruhsamen Projektplanung waren. Darf ich aus der Zusammenfassung zitieren?«
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein«, erwiderte David Brown. »Wir alle sind durchaus vertraut...«
    »Ich nicht«, unterbrach General O'Toole. »Ich möchte das gern hören. Admiral Heilmann hat mich gebeten, genau aufzupassen und ihn dann über die strittigen Punkte zu informieren.«
    Dr. Brown winkte Takagishi auffordernd zu. Der kleine zierliche Japaner borgte sich quasi einen Trick aus Browns eigener Trickkiste. Obwohl er wusste, dass Brown persönlich stark dafür war, bei der nächsten Exkursion den Biotenkrebs aufzuspüren, mühte Takagishi sich noch immer weiter, die anderen Kosmonauten zu überzeugen, dass ein wissenschaftlicher Vorstoß ins Zentrum von New York erste Priorität haben müsse.
    Reggie Wilson hatte sich vor einer Stunde entschuldigt und sich in seiner Kabine schlafen gelegt. Die restlichen fünf Newtonier hatten erfolglos den restlichen Nachmittag hindurch versucht, zu einer Übereinstimmung über die Aktionen beim zweiten Einstieg nach Rama zu gelangen. Da die beiden Wissenschaftler, Brown und Takagishi, radikal anderer

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